2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Datenaustausch: Kay Erxleben (links) und Union Neuruppins Kapitän Steven Wolter beim Ausprobieren, was der Ball, die Handy-App und der Schütze können. © MZV
Datenaustausch: Kay Erxleben (links) und Union Neuruppins Kapitän Steven Wolter beim Ausprobieren, was der Ball, die Handy-App und der Schütze können. © MZV

Ball mit Meinung

Der SV Union Neuruppin nutzt einen Hightech-Ball im Training

Kommunikation ist bekanntlich alles, auch auf dem Fußballplatz. "Hintermann", "Leo", "Raus" und viele Ansagen mehr dienen dazu, dass die elf Spieler auf dem Platz möglichst wie eine Einheit mit möglichst wenig vermeidbaren Fehlern agieren. Auch im Training wird bestenfalls viel kommuniziert - und beim Landesklasse-Team des SV Union Neuruppin dürfte sich in dieser Saison eine ganz neue Stimme so etwas wie Gehör verschaffen.

Es ist der Ball, und das ist tatsächlich kein Witz. Natürlich ist nicht jeder Ball dafür prädestiniert, eine Meinung dazu zu haben, wie die Fußballer mit ihm umgehen und was sie vielleicht ändern sollten. Ein spezielles rundes Leder hat sich in einer Trainingseinheit der vergangenen Wochen allerdings schon zu Wort gemeldet - der miCoach Smart Ball, im Inneren mit Elektronik und Bluetooth-Zugang.

Nach einem Freistoß sieht der Fußballer auf dem Handy, wie sich der Ball bewegt hat. Und da wird aus dem vermeintlichen Witz schnell ein Analyseinstrument. Die in Fachkreisen unter dem Begriff "Internet der Dinge" bekannte Vernetzung aller möglichen Gegenstände des täglichen Lebens ist damit auch im Fußball angekommen.

Im Inneren ist der Ball vernetzt wie eine Spinne und tut, was gerade Mode ist - er sammelt viele Daten. Wird der Ball in Bewegung versetzt, dann verbindet er sich mit einer Handy-App. Sie aktiviert auch die Handykamera, um den Schuss aufzunehmen. Lars Pickert, einer der Unioner, der immer wieder Standards schießt, war bei der Vorstellung angetan vom Feedback des Balles via App. "Er zeigt die Flugbahn und die Geschwindigkeit, er zeigt, wo er getroffen wurde und wie man ihn besser treffen kann", sagt Pickert. Und es gebe eine Zeitlupe, wie man es sonst nur aus dem Fernsehen kenne, ergänzt er. Es sei ein "ganz schönes Hokuspokus", sagt Lars Pickert mit hörbarem Respekt in der Stimme.

Der Ball, der zu jedem Schuss des Fußballers eine Meinung entwickeln kann, ist im Handel für 199 Euro zu haben. Zu den Gildenhallern kam er als Sponsoringleistung. Kay Erxleben, Inhaber des Vodafone-Shops in Neuruppin, brachte ihn kürzlich beim Training der ersten Männermannschaft vorbei und führte die Fähigkeiten der App vor. Die Frage, was passiere, wenn ein Fußballer den Ball wie und wo treffe, habe die Spieler sichtlich interessiert. Für Kay Erxleben, der mit Fußball weniger zu tun habe, sei es eher eine Werbeaktion mit Bezug zu Handys. In seinem Geschäft, in dem er zwei der Bälle liegen hatte, habe es öfter Nachfragen gegeben, auch wegen der Energieversorgung für den Ball. Dafür gibt es eine eigene Vorrichtung, die funktioniert wie bei der elektrischen Zahnbürste - mittels Induktion.

Aktuell gibt es die kommunizierenden Sportgeräte nur für die massenwirksamste Sportart Fußball, jedenfalls von adidas. Seit Sommer 2014 sei der Ball auf dem Markt, teilte die dortige Kommunikationsabteilung mit, der Preis habe anfangs bei 299 Euro gelegen. Zu Verkaufszahlen schweigt man sich "grundsätzlich" aus bei adidas, eine weitere Idee für die Fußballer liefert das Pressematerial aber: Verschiedene Schützen könnten sich vergleichen, quasi im Fernwettkampf.

Ob der Ball im täglichen Training hilft, kann Lars Pickert noch nicht beurteilen. Er geht davon aus, dass nach dem Abschluss der Saisonvorbereitung öfter der vernetzte Ball herausgeholt, das Handy gezückt und die Schusstechnik bei Standards letztlich verbessert wird. Vorfreude ist jedenfalls zu spüren. "Es macht sicher Spaß, dass man auch vom Ball lernt und nicht nur vom Trainer", sagt Pickert und lacht.

Aufrufe: 03.8.2016, 08:49 Uhr
MOZ.de / Ingmar HöfgenAutor