2024-05-02T16:12:49.858Z

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Kritischer Blick: Nicht alles, was Zlatan Bajramovic in der abgelaufenen Herbstrunde beim Bahlinger SC am Spielfeldrand beobachtet hat, konnte ihm gefallen. | Foto: Patrick Seeger
Kritischer Blick: Nicht alles, was Zlatan Bajramovic in der abgelaufenen Herbstrunde beim Bahlinger SC am Spielfeldrand beobachtet hat, konnte ihm gefallen. | Foto: Patrick Seeger

Bajramovic: "Sind in der Pflicht, Leidenschaft draufzulegen"

Trainer Zlatan Bajramovic hält viele Ansichten rund um den Bahlinger SC für abwegig, verschließt aber vor der angespannten Situation in der Oberliga nicht die Augen

Bis zum wohlig-warmen Punschschlürfen in der Vorweihnachtszeit ist der Bahlinger SC noch einen Heimsieg entfernt. Im Nachholspiel am Samstag, 14 Uhr, gegen den FSV Hollenbach können die Kaiserstühler auf Abstand zur Abstiegszone der Oberliga gehen und ihren tabellarischen Aufenthaltsort winterfest machen. Als Tabellenachter ließe sich sicher entspannter Weihnachten feiern als auf dem ebenfalls noch möglichen 13. Rang.
Ähnlich breit gefächert ist die Stimmungslage beim BSC am Ende der Herbstrunde. Viel wurde da getuschelt und debattiert auf der Ponderosa, gerade im Advent. Kommt Spekulieren eigentlich vom Spekulatius? Trainer Zlatan Bajramovic bezieht Stellung zu fünf Thesen, die sich in diesen Wochen hartnäckig halten:

Im Angriff herrscht Ideenlosigkeit.
„Das wäre so, wenn wir uns keine Torchancen erarbeiten würden, doch wir hatten einige Spiele mit echt vielen Chancen“, sagt Bajramovic. Ideenlos sei das nicht, auch wenn er ein Grundproblem einräumt: „Wir müssen im letzten Drittel einen guten letzten Pass spielen.“ Fußball sei ein Entscheidungsspiel, bei dem man auf dem Platz schnell und intuitiv zwischen mehreren Optionen wählen muss. Seine Jungs hätten die Qualität, sich unter Druck richtig zu entscheiden, „sie müssen es nur auf den Platz bringen“.

Ein System mit langen Bällen liegt Spielern nicht, die in der Kurzpass-Schule des SC Freiburg aufwuchsen.
„Wer sagt denn bei uns, dass wir lange Bälle spielen wollen?“, entgegnet Bajramovic. „Das muss von jemand kommen, der sich zu viel Barcelona anschaut.“ Mannschaften wie Sandhausen II habe man mit Kurzpassspiel über eine gute Positionierung auseinander gekommen. Wichtig sei es, die richtige Mischung auf dem Platz zu finden und ein Gefühl dafür zu bekommen, wann man spielerisch auf engem Raum Lösungen suchen soll und wann weite Schläge besser sind. Im Winter spielen zudem die Platzverhältnisse eine Rolle. Wenn eine Mannschaft auf unebenem Terrain aggressiv, kompakt und schnell gegen den Ball arbeitet, wäre es fatal, von hinten klein-klein zu probieren.

Die Bahlinger Spieler müssen an der kurzen Leine gehalten werden.
Der Ex-Profi, dem ein kollegialer Führungsstil nachgesagt wird, muss kurz überlegen, ehe er das Thema entkräftet: „Bis auf zwei disziplinarische Sachen hatte ich in dieser Halbserie überhaupt keine Probleme.“ Seine Spieler wüssten inzwischen genau, wo bei ihm die Grenze liegt. Sie hätten ein Gespür dafür entwickelt, was geht und was nicht. Kurze Leine, lange Leine, darüber rede er nicht.

Die letzte Leidenschaft ist in der Oberliga nur schwer rauszukitzeln, wenn man sich in der Regionalliga ein Jahr lang permanent am Leistungsmaximum bewegt hat.
Ein Jahr lang in der Regionalliga gespielt zu haben würde gar nichts beweisen und dürfe einen Spieler nicht zufrieden stellen, ist Bajramovic überzeugt. „Eigentlich steht er eher in der Pflicht, eine Schippe Leidenschaft draufzulegen, um seine Regionalliga-Tauglichkeit zu beweisen und nicht weniger zu machen in dem Gefühl, es ja schon bewiesen zu haben“, so der Bahlinger Trainer. Das sei der falsche Ansatz. Um in der Oberliga weiter oben mitzuspielen, bräuchte man zusätzlich ein, zwei wichtige Stellschrauben auf dem Platz. „Die haben wir nicht und können uns auch nicht schnitzen.“

Das Frühjahr wird für den Bahlinger SC Abstiegskampf pur.
Bajramovic will das nicht verneinen, auch wenn er sich ein anderes Szenario wünscht: ein Sieg am Samstag und im Frühjahr so schnell wie möglich die untere Tabellenregion hinter sich lassen. Vier bis sechs Absteiger sind durchaus möglich, zwei Drittel aller Oberligisten blicken nach unten. Ein Erfolg gegen die auswärts noch sieglosen Hollenbacher würde die Segel auf dem dahinschippernden BSC-Dreimaster zwar nicht blähen, „ein Lüftchen würden wir aber schon verspüren“, ist der Trainer überzeugt.

Kompakt: Es lief ganz ordentlich in den letzten Wochen beim BSC, die Mannschaft von Trainer Zlatan Bajramovic holte sechs Punkte aus drei Spielen und konnte sich in der unteren Tabellenregion etwas Luft verschaffen. „Jetzt wollen wir versuchen nachzulegen“, meint der Coach vor der Nachholpartie gegen den Drittletzten. Mit einem Sieg könnten die Kaiserstühler auf den achten Tabellenplatz vorrücken. Sollte kein Dreier gelingen, wäre das zwar kein Beinbruch, doch müsse man dann mit entsprechendem Druck im kommenden Jahr aus der Winterpause starten. „Das wollen wir vermeiden“, sagt der der Ex-Profi, der neben Joseph Konyit in Zukunft auch Frano Buhovac ersetzen muss. Auch sein Vertrag wurde mittlerweile aufgelöst. Da Artur Fellanxa und Johannes Fiand derzeit auch nicht einsatzfähig sind, zählen morgen auch einige Spieler mit Trainingsrückstand zum Kader. Zum neuen Jahr sind offenbar personelle Verstärkungen geplant. „Wir werden mit Sicherheit etwas machen“, meint Bajramovic, Schnellschüsse werde es jedoch keine geben.
Aufrufe: 08.12.2016, 21:55 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor