2024-09-18T12:22:00.113Z

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Die neuen Gesichter beim Bahlinger SC, von links: Felix Higl, Michael Respondek, Trainer Zlatan Bajramovic, Piakai Henkel und Anes Vrazalica   | Foto: Patrick Seeger
Die neuen Gesichter beim Bahlinger SC, von links: Felix Higl, Michael Respondek, Trainer Zlatan Bajramovic, Piakai Henkel und Anes Vrazalica | Foto: Patrick Seeger

Bahlinger SC stellt seine Mannschaft vor

Die unverstellten Einstiegssätze der fünf Neuzugänge kommen beim Publikum des Bahlinger SC gut an - auch weil das Wort Aufstieg nicht zwanghaft ausgespart wird.

Schlagfertigkeit, Ehrlichkeit und sportlicher Ehrgeiz. Eine Kombination aus diesen drei Tugenden lässt das Herz eines jeden Fußballfans höher schlagen. Es verwunderte deshalb nicht, dass das neue Quintett des Bahlinger SC die etwa 150 Zuschauer bei der Mannschaftspräsentation am Sonntag im Kaiserstuhlstadion auf seine Seite zog. Mag sein, dass notorische Nörgler echte Hochkaräter für die kommende Oberligasaison vermissten. Doch die jugendliche Unbekümmertheit der neuen Gesichter inklusive des frisch verpflichteten Trainers Zlatan Bajramovic (36) ließ kaum Wehmut über den unglücklichen Fall aus der Regionalliga aufkommen. Zumal fast alle tragenden Säulen des Teams gehalten wurden.


Um den Kader beisammen zu halten, mussten die Verantwortlichen des BSC, allen voran der sportliche Leiter August Zügel, jede Menge Überzeugungsarbeit leisten. Es ist kein Geheimnis, dass insbesondere Tobias Klein und Serhat Ilhan heftig umworben waren. Allerdings saßen die Bahlinger am längeren Hebel, da die begehrte Klientel durch Verträge an sie gebunden ist und die Höhe der möglichen Ablösesummen nicht wirklich zur Freigabe verführte. Die Interessenten hatten sportlich und wirtschaftlich nicht jenen Donnerhall, der schlaflose Nächte bereiten kann. Für Zügel steht aber fest: "Wir können stolz darauf sein, dass wir die Feindliche-Übernahme-Angriffe abwehren konnten."

Auch von Drittverwertern will sich der Verein nicht am Nasenring durch die Manege ziehen lassen: "Der Verein, nicht der Spielerberater, muss immer der Bestimmer sein", stellt Zügel klar. Und so gingen neben Bernhard Wiesler, dessen Wechsel auf die neu geschaffene Position des Teammanagers von langer Hand geplant war, nur zwei Spieler, deren Verträge in diesem Sommer ausliefen: der US-Amerikaner Bryan Gaul (zum finanziell angeschlagenen Regionalligisten Kickers Offenbach) und Rico Wehrle (zum Mitabsteiger SC Freiburg II, der als Titelkandidat Nummer eins gehandelt wird).

Ach ja, Regionalliga . . . Der Melancholie des zurückliegenden Viertligajahres gab sich Zügel am Sonntag nur für einen Moment hin: "Die Regionalliga war zu schön, dass wir da nicht wieder angreifen wollen", bekannte der sportliche Leiter. Daraus aber einen festen Vorsatz zum Aufstieg abzuleiten, sei falsch, so Zügel: "Wir sind schlau genug um zu wissen, dass es auch in die andere Richtung laufen kann."

Auch Zlatan Bajramovic klammerte das Thema Wiederaufstieg beim ersten Beschnuppern mit der Bahlinger Klientel verbal aus. Er sei sehr froh, hier zu sein, habe richtig Lust, mit den Jungs zu arbeiten, will Spaß haben, "und dann sehen wir mal, was rauskommt", so Bajramovic.

Der ehemalige Bundesligaprofi (SC Freiburg, Schalke 04 und Eintracht Frankfurt) hat seit ein paar Jahren mit seiner Familie in Freiburg Wurzeln geschlagen und als Cheftrainer noch keine Erfahrung im Aktivenbereich. "Ich bin aber überzeugt, dass seine Erfahrung und Vita als Profi Gold wert ist", bekräftigt Zügel. "Ich habe bei Zlatan ein sehr gutes Gefühl."

Der Angesprochene, geboren in Hamburg und durch seine Abstammung 35-facher bosnischer Nationalspieler, entschuldigte sich gleich für seinen Aufzug. Zumeist sei er tatsächlich in Turnschuhen bei der Trainingsarbeit anzutreffen. Kickschuhe gingen nicht, "der Großzeh ist ordentlich lädiert". Unfallfrei sei hingegen die Beziehung zu seiner Frau, auch wenn der Fußballverrückte sie gleich mit einem ehrlichen Bekenntnis konfrontierte: "Ich habe den Fußball vor dir kennengelernt, du darfst nicht eifersüchtig sein."

Frei Schnauze - damit kann Bajramovic unverzüglich punkten beim Bahlinger Publikum. Schnell wurde auch deutlich, dass der Verein seine Zugänge vor der Präsentation nicht in einen Rhetorikkurs zum Verbreiten ermüdender Allgemeinplätze gesteckt hat. "Wenn alle fit sind und wir verletzungsfrei bleiben, können wir oben mitspielen", sagte Michael Respondek (24), langjähriger FFCler und erfahrenster Neu-Bahlinger unverklausuliert. Und der 19-jährige Angreifer Anes Vrazalica assistierte: "Ich möchte mit meinen Möglichkeiten helfen, dass der BSC aufsteigt."

Zu solch mutigen Sätzen ist die amerikanische Offensivkraft Piakai Henkel (21), die aus der Jugendakademie von Paris St. Germain stammt und schon in der zweiten japanischen Liga gespielt hat, noch nicht in der Lage. Sein Deutsch muss noch entwickelt werden. Sollte die schnelle Auffassungsgabe von Felix Higl (19) für seine Spielart stehen, ist ihm in Bahlingen eine ganze Menge zuzutrauen. Auf die Frage, ob der Ex-Profi Alfons Higl sein Vater sei, antwortete der gebürtige Freiburger lapidar: "ja, ich hoff's".

Zugänge: Piakai Henkel (SV Linx), Felix Higl (1. FC Heidenheim U19), Michael Respondek (Freiburger FC), Anes Vrazalica (Freiburger FC U19). Abgänge: Rico Wehrle (SC Freiburg II), Bryan Gaul (Kickers Offenbach), Nico Beck (SV Endingen), Bernhard Wiesler (Teammanager BSC). Trainer: Zlatan Bajramovic für Milorad Pilipovic (Rücktritt).

Aufrufe: 04.7.2016, 00:00 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor