2024-04-30T13:48:59.170Z

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Ball drin, Torreigen eröffnet:  Tobias Klein trifft zum 1:0   | Foto: Patrick Seeger
Ball drin, Torreigen eröffnet: Tobias Klein trifft zum 1:0 | Foto: Patrick Seeger

Bahlinger SC spielt Katz und Maus mit den Kickers

Verkehrte Welt am Kaisertuhl: Bahlinger SC schlägt Kickers Offenbach 4:1

Ein paar Dinge wollten an diesem Samstag nicht so recht zusammenpassen: T-Shirt-Wetter am 7. November, Daunenjacken im Kaiserstuhlstadion, ein Aufstiegsanwärter namens Kickers Offenbach und ein Abstiegskandidat im Trikot des Bahlinger SC. Die Umkehr der Verhältnisse sah so aus, dass die vermeintliche Bahlinger Dorftruppe mit der hoch gehandelten Profiabteilung vom Bieberer Berg am Ende Katz und Maus spielte.
Mit Ole-Rufen begleitete das verzückte Publikum auf der Ponderosa – 2370 Zuschauer bedeuteten Saisonrekord – die Bahlinger Ballzirkulation in den Schlussminuten. Der demoralisierte Vorjahresmeister entkam nur mit Mühe einer Demontage – und wurde doch ein Stück weit vorgeführt. Als der Offenbacher Trainer Rico Schmitt von den „roten Wellen“ sprach, die da in der zweiten Halbzeit über die schutzlose OFC-Abwehr brandeten, und seine Mannschaft dafür lobte, sich in Unterzahl tapfer gegen eine mögliche Bahlinger Torflut gewehrt zu haben, hatten sich die Rollen an diesem denkwürdigen Tag endgültig vertauscht.

Es mag ja sein, dass Schmitt seine Mannschaft im Vorfeld inständig vor den Qualitäten des Aufsteigers gewarnt hatte. Durchgedrungen ist der Kickers-Coach mit seinen Beteuerungen nicht. Offenbach wurde von Bahlingen auf dem falschem Fuß erwischt. Niemand hatte bei den Gästen erwartet, mit welchem Spielwitz, mit welcher Passsicherheit und Stabilität der Tabellenvorletzte zu spielen imstande ist. Die Bahlinger Punktgewinne gegen Astoria Walldorf, den 1. FC Saarbrücken und Hessen Kassel hatten die sorglosen Offenbacher nicht aus ihrer Komfortzone herausbringen können.

Drei Marksteine kennzeichneten den Erfolgsweg der Kaiserstühler: erstens die sofortige Antwort auf den 1:1-Ausgleich durch eine Co-Produktion der beiden auffälligen BSC-Angreifer Rico Wehrle und Serhat Ilhan zum 2:1, zweitens der Stimmungskiller für Offenbach direkt nach Wiederanpfiff durch den zweiten Treffer von Ilhan zum 3:1, und drittens die endgültige Kapitulation der Gäste, als sich Schutzhelmträger Klaus Gjasula übermotiviert und frustriert in sieben Minuten zu zwei gelb-würdigen Attacken hinreißen ließ und mit der Ampelkarte das Feld verließ. In Unterzahl ging es für den Favoriten nur noch um Schadensbegrenzung.

Das Konzept des Bahlinger Trainers Milorad Pilipovic ging an diesem Tag voll auf: Im Zentrum unterbanden der nie zu stoppende Tobias Klein und der dreifache Torvorbereiter Yannick Häringer den Offenbacher Spielfluss, den Gjasula und Benjamin Pintol mit dem aufrückenden Stefano Maier nur einmal beim 1:1 entwickelten. Und über die rechte Seite stürzte vor allem der flinke Wehrle die wacklige Gäste-Abwehr, die nun auswärts bereits 18 Treffer kassiert hat, von einer Verlegenheit in die nächste. „Das war der Plan“, bestätigte Wehrle hinterher. „Milo hat uns erklärt, dass über rechts was möglich ist.“ Sein erstes Regionalligator blieb dem Todtnauer freilich verwehrt: Zweimal versagte der Schiedsrichter Treffern von Wehrle wegen Abseits die Anerkennung.

Wie ein plötzlich aufziehendes Gewitter zogen Wehrle (22) und Ilhan (19) über die Defensive der Mainstädter her. Offenbach hatte das junge Duo, das Pilipovic neu von Anfang an brachte, offensichtlich nicht auf der Rechnung. Eine Erkenntnis dieses bislang eindrucksvollsten Bahlinger Regionalliga-Auftritts ist zudem dies: Nach Fabian Nopper, der als Innenverteidiger immer mehr Souveränität ausstrahlt, bereichern in Ilhan, Wehrle, dem schnellen und im Torabschluss abgeklärten Aslan Ulubiev sowie in Ballverteiler Ergi Alihoxha vier weitere Sommer-Zugänge das Aufsteigerteam des Vorjahres. Pilipovic bieten sich damit mehr personelle Alternativen, was vor allem deshalb wichtig ist, weil Dennis Bührer mit Verdacht auf Riss des Syndesmosebandes womöglich bis zur Winterpause ausfällt.
„Die Mannschaft hat bewiesen, dass sie in der Regionalliga körperlich und spielerisch auf der Höhe ist, selbst gegen Topmannschaften“, stellte Pilipovic zufrieden fest. Diesen Beweis muss sie in den kommenden Wochen, wenn es gegen die unmittelbare Abstiegskonkurrenz SC Freiburg II, TSV Steinbach und Wormatia Worms geht, erneut erbringen, um auch tabellarisch die Trendwende zu dokumentieren. Trotz dieses Festtages auf der Ponderosa: Der Bahlinger SC ist weiterhin Tabellenvorletzter der Regionalliga.

Bahlinger SC – Kickers Offenbach 4:1 (2:1)
Bahlingen: Müller – Wiesler, Nopper, Adam, Waldraff (87. Beck) – Häringer, Klein – Wehrle (80. Kaminski), Alihoxha, Ulubiev – Ilhan (84. Metzinger). Offenbach: Endres – Vetter (46. Dobros), Maier (72 Maslanka), Dudda, Theodosiadis (64. Yao) – Gjasula – Korb, Pintol, Gebers, Röser – Müller. Tore: 1:0 Klein (6.), 1:1 Röser (12.), 2:1 Ilhan (13.), 3:1 Ihhan (49.), 4:1 Ulubiev (63.). Schiedsrichter: Braun (Güdingen). Zuschauer: 2370. Gelb-Rote Karte: Gjasula (61.).

Aufrufe: 08.11.2015, 22:00 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor