2024-05-10T08:19:16.237Z

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Gegen den Ex-Klub: Fabian Spiegler vom   Bahlinger SC (links) und der Endinger Manuel Gleichauf  | Fotos: Thoma, Fleig
Gegen den Ex-Klub: Fabian Spiegler vom Bahlinger SC (links) und der Endinger Manuel Gleichauf | Fotos: Thoma, Fleig

Derby: Bahlinger SC erwartet SV Endingen im Viertelfinale

Erstes Pflichtspielaufeinandertreffen seit 23 Jahren +++ Das Pokalviertelfinale zwischen dem Bahlinger SC und dem SV Endingen dürfte die gute Nachbarschaft nicht beeinträchtigen

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Vom Endinger Erle zum Stadenweg in Bahlingen ist es im Grunde ein Katzensprung. Keine fünf Kilometer liegen die beiden Sportplätze auseinander. „Wenn ich das rennen tät’, bräuchte ich keine 20 Minuten“, scherzt der Endinger Pressebeauftragte Kurt Hügel. Und doch organisiert der SV Endingen für die zwölf Fahrminuten zum Bahlinger SC am heutigen Mittwoch einen Sonderbus (110 Plätze, Abfahrt 16.45 Uhr am Endinger Bahnhof). Es ist eben kein alltägliches Zusammentreffen, wenn sich die beiden Lokalrivalen um 17.30 Uhr im Viertelfinale des südbadischen Pokals gegenüberstehen.
Die Historie
Lang, lang ist’s her. Beim Rückblick auf das letzte Kaiserstuhlderby rätseln selbst chronikfeste Experten. Sofort präsent sind Kurt Hügel und dem Bahlinger Vorsitzenden Dieter Bühler nur die emotionsgeladenen Duelle in der Verbandsliga-Saison 1992/93. Hier gewann Endingen mit Ex-Profi Uli Wielandt beim BSC 3:0 und spielte daheim 2:2-Unentschieden. Es war jene Spielzeit, in der die Endinger als Tabellenzweiter kurz vor Rundenende schon die Aufstiegsspiele zur Oberliga im Blick hatten, ehe eine wilde Schlägerei beim Spiel in Oberachern mehrmonatige Spielersperren nach sich zog und der SVE am Ende noch auf Rang vier rutschte. Bahlingen wurde damals Tabellensechster.

Vielleicht hätte sich der Fußball am Kaiserstuhl ganz anders entwickelt, wäre Endingen damals der Aufstieg geglückt. „Vielleicht wäre uns der Aufstieg aber auch nicht gut bekommen“, spekuliert Hügel. Die Schere zwischen beiden Klubs ging 1994/95 auseinander – und zwar in die andere Richtung: Endingen stieg als Vorletzter in die Landesliga ab, Bahlingen wurde Vizemeister und schaffte ein Jahr später als Meister den Sprung in die Oberliga. Das bislang letzte Kaiserstuhlderby gewann Bahlingen (mit Ex-Trainer Milorad Pilipovic als Libero) am 2. Dezember 1994 in Endingen mit 3:0 – es war der erste Bahlinger Sieg im insgesamt achten Verbandsliga-Duell der beiden Klubs.

Die aktuelle Lage

23 Jahre später sind die Verhältnisse klar verteilt: Der BSC ist als dreifacher südbadischer Pokalsieger und arrivierter Oberligist mit einjähriger Regionalliga-Erfahrung favorisiert, Endingen plagt sich im sechsten Verbandsliga-Jahr in Folge mit Abstiegssorgen. Die Formkurve spricht ebenfalls für die Gastgeber: Bahlingen hat unter seinem neuen Trainer Alfons Higl in sieben Oberliga-Partien fünf Siege eingefahren und nur einmal verloren, Endingen in den zurückliegenden sieben Spielen nur einmal dreifach gepunktet.

„Der Pokal ist für uns weniger wichtig als die Liga“, stellt der Endinger Trainer Axel Siefert klar. Natürlich träumen im Erle alle davon, mal das Finale des Verbandspokals zu erreichen, „aber nicht auf Kosten des Abstiegs“, sagt Siefert. Seine Sorge: „Dass in diesem Riesenspiel, auf das viele in der Region seit Jahrzehnten warten, Verletzungen entstehen können.“ Schließlich sei sein Kader durch die zum Teil langfristigen Ausfälle von Patrick Buderer, Colin Kanwischer, Wadim Dell, Philipp Büchner, Andi Futterer und Marvin Weik bereits geschröpft genug. Immerhin meldet sich Jonas Pies zurück.

Bei den Gastgebern liegen die Dinge anders: Nachdem der Klassenerhalt mit dem Sieg am Wochenende in Oberachern nicht mehr thematisiert werden muss, hat sich der Fokus verlagert: „Priorität hat der Pokal“, verdeutlicht Vorsitzender Bühler, der vor der besonderen Gesetzmäßigkeit dieses Wettbewerbs, noch dazu in einer Lokalkonstellation, warnt: „Wir sollten gut vorbereitet sein und nicht überheblich in dieses Spiel gehen.“

Trainer Higl stößt ins gleiche Horn: „Es wird nicht leicht, wir müssen angreifen, Endingen kann auf Konter spielen.“ Higl ließ den Gegner beim 1:2 gegen den Freiburger FC am Samstag beobachten und kommt zum Schluss: „Endingen hatte den FFC am Rande einer Niederlage und hat eine gute Mentalität.“ Angeschlagen sind Erich Sautner und Marco Waldraff. Johannes Fiand, Piakai Henkel und Aslan Ulubiev kommen wegen Trainingsrückstands oder Verletzungen wohl nicht in Frage.

Abseits der sportlichen Rivalität ist das Verhältnis zwischen beiden Klubs gut. In Endingen erkennt man an, welches Umfeld sich die Bahlinger da geschaffen: „Ich ziehe meinen Hut vor denen“, sagt Kurt Hügel. Endingen war Gast beim zurückliegenden Kaiserstuhl-Cup und überzeugte im Kaiserstuhlstadion mit einem 4:2 gegen den Oberligisten Offenburger FV.

Die Kenner
Manuel Gleichauf, Korsettstange der Endinger Abwehr, erlebte in seinen eineinhalb Jahren für die Bahlinger zwischen 2014 und 2016 Vizemeisterschaft, Aufstieg und eine Halbrunde Regionalliga. Nico Beck folgte Gleichauf im vergangenen Sommer zum SVE, war jahrelang in Bahlingen für die zweite Mannschaft gesetzt. Fabian Spiegler, seit diesem Winter beim BSC, überzeugte in der Saison 2015/16 als treffsicherer Angreifer für den SV Endingen: 22 Tore in 28 Spielen.
Aufrufe: 04.4.2017, 20:00 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor