2024-05-08T14:46:11.570Z

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Endstation Dennis Klose: Der frühere SC-Keeper als Rielasinger Erfolgsgarant vor Fabian Spiegler (li.)  | Foto: Benedikt Hecht
Endstation Dennis Klose: Der frühere SC-Keeper als Rielasinger Erfolgsgarant vor Fabian Spiegler (li.) | Foto: Benedikt Hecht

Bahlinger SC: Ein Unentschieden als Niederlage

Nach einem Festival im Chancenauslassen stolpert der Bahlinger SC im Halbfinale über eine Pokalregel mit Seltenheitswert

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Sie litten. Und das über 130 Minuten inklusive Nachspielzeit. Cineasten würden von einem Drama in Überlänge sprechen. Für die Anhänger des Bahlinger SC, die am Mittwochabend zahlreich die grün umwucherte Rielasinger Talwiese bevölkerten, sah der Spielfilm im Halbfinale des südbadischen Pokals kein Happy-End vor. Abrupt endete das Duell mit dem 1. FC Rielasingen nach Verlängerung mit einem 2:2-Unentschieden.
Ausgeschieden. Bye, bye, Bahlingen.
Landauf, landab folgt im Cup bei ausgeglichenem Resultat ein Elfmeterschießen. Nicht so in der Einflusssphäre des Südbadischen Fußballverbands. Das woanders kaum verbreitete Reglement gewährt unterklassigen Vertretern im Pokal zwar kein Heimrecht, wohl aber das Weiterkommen nach Verlängerung, falls der höherklassige Rivale aus dem Remis nicht noch einen Sieg dreht. Eine Entscheidung vom ominösen Punkt aus gibt es nur im Finale – oder wenn beide Kontrahenten aus der gleichen Spielklasse stammen.

Natürlich haderten, fluchten und grämten sich die rot-weißen Fans der Oberligisten nach dem Aus beim unermüdlich rackerenden Verbandsligisten, der spätestens mit der Gelb-Roten Karte für seinen Mittelfeldspieler und Torschützen Christoph Matt in der 109. Minute nur noch in Trance verteidigte. Wer das Bahlinger Beharrungsvermögen auf der Ponderosa bis in die Nachtstunden kennt, der muss die zügige Abreise mit Bus und Auto aus dem Hegau als fluchtartig einstufen. Nur weg hier. Endstation Sehnsucht für den großen Pokalfavoriten im Semifinale. – ein Déjà-vu nach dem Ausscheiden im vergangenen Jahr in der gleichen Runde.

Doch während die Kaiserstühler damals in Villingen (0:1) eine enttäuschende Leistung ablieferten und verdient ausschieden, durften sie diesmal ein klares Chancenplus (16:6) mit sieben hochkarätigen Möglichkeiten für sich reklamieren. „So ist Fußball. Es hat einfach das Glück gefehlt“, stellte der Klubvorsitzende Dieter Bühler fest. Es werde keine Schuldzuweisungen geben. „Kein Vorwurf an die Mannschaft“, präzisierte Bühler.

Und doch bleibt festzuhalten, dass vor dem Tor jene Giftigkeit und Abgebrühtheit fehlte, mit der der BSC unter Trainer Alfons Higl in der Oberliga auf Rang fünf geklettert ist. Zweimal gingen die Hegauer durch Matt (13.) und Sebastian Stark (67.) in Führung, zweimal gelang den Gästen durch Yannick Häringer (39.) und Marco Waldraff (72.) der Ausgleich. Der Pokalabend verlief wie ein Marathon, bei dem der Außenseiter die Flucht nach vorn antrat, der Favorit zwar zweimal konterte und den Rückstand aufholte, doch als es galt, aus dem Windschatten zu treten und selbst initiativ die Führung zu übernehmen, versagten ihm die Nerven.

Woran sicher auch dieser Teufelskerl im Rielasinger Kasten seinen Anteil hatte: In seinem grellorangenen Dress ging Dennis Klose mit seinen vielen Paraden gerade im Halbdunkel der Verlängerung als leuchtendes Beispiel eines über sich hinauswachsenden Torhüters durch. Als „sichere Bank, Vorbild und Fels in der Brandung“ bezeichnete sein Trainer Jürgen Rittenauer, bis zu einem Totalschaden im Knie Kloses Vorgänger als Keeper, seinen in Schwenningen wohnhaften Schlussmann. Nach sechs Jahren in der Fußballschule des SC Freiburg wählte Klose im vergangenen Sommer die Kombination Verbandsliga und Berufsausbildung als Fachkraft für Lagerlogistik. Die sportlichen Ziele gehen Klose nicht aus: „Neben dem Pokalsieg haben wir das Potenzial, nächstes Jahr aufzusteigen.“

Seinen vielleicht einzigen Fehler wollte der Rielasinger Torwart nicht verschweigen. In der Nachspielzeit der zweiten Halbzeit ließ er einen Flankenball fallen und fiel seitwärts auf die Wade von Erich Sautner. „Ich hätte mich nicht beschwert, wenn es Elfmeter gegeben hätte“, versicherte Klose. Schiedsrichter Hafes Gerspacher ahndete das Foul nicht.

Der angeschlagene Kapitän Tobias Klein biss auf die Zähne und hielt 79 Minuten durch – auch wenn er nach der jüngsten Verletzungspause nicht so viele Impulse wie sonst geben konnte. Nicht im Kader stand der seit Wochen verletzt gemeldete Aslan Ulubiev, dessen Wechsel zum Freiburger FC am Donnerstag publik wurde. Ein Angreifer geht, ein neuer kommt: Vom Verbandsligisten FC Denzlingen schließt sich Timo Wehrle den Bahlingern an. Der aus Glottertal stammende Flügelflitzer spielte in der Jugend für den SC Freiburg und schnupperte bei der Spvgg. Unterhaching bereits Drittliga-Luft. „Timo hat eine sehr gute fußballerische Ausbildung und konnte schon erste Profi-Erfahrung sammeln“, stellt der sportliche Leiter August Zügel heraus.


Info: Endspiele im Pokal: Der 1. FC Rielasingen-Arlen trifft im südbadischen Finale auf den VfR Hausen. Der Landesligist setzte sich eine Woche zuvor gegen den FC Schonach mit 4:1 durch. Das Endspiel wird am Donnerstag, 25. Mai (Christi Himmelfahrt) in Villingen ausgetragen und im Rahmen des bundesweiten Finaltags der Amateure per Schaltkonferenz von der ARD übertragen, voraussichtlich im zweiten Sendeblock gegen 15 Uhr. Weil Bahlingen ausgeschieden ist und damit der Finalort Emmendingen entfällt, bleibt das Pokalfinale im Bezirk Freiburg am gleichen Tag in Heitersheim bei seinen Ansetzungen: 13 Uhr Finale der Frauen (SG Köndringen – Spvgg. 09 Buggingen-Seefelden), 16 Uhr Finale der Männer (Sportfr. Oberried – SV RW Ballrechten-Dottingen).
Aufrufe: 04.5.2017, 20:02 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor