2024-04-19T07:32:36.736Z

Interview der Woche
Im FuPa-Interview der Woche: Der 20-jährige Innenverteidiger des SV Gonsenheim, Marc Beck. Foto: FuPa
Im FuPa-Interview der Woche: Der 20-jährige Innenverteidiger des SV Gonsenheim, Marc Beck. Foto: FuPa

"Babak habe ich viel zu verdanken"

Marc Beck hat sich zum Stammspieler der Oberligamannschaft des SVG entwickelt +++ Im Interview der Woche spricht er über die Hinrundenbilanz, den ungewöhnlichen Trainingsrhythmus und seinen Coach Babak Keyhanfar

Mainz. Als Jonas Raltschitsch, einer der stärksten Innenverteidiger der Oberliga, den SV Gonsenheim vor dieser Saison Richtung Schott Mainz verlassen hat, mag mancher sich gewundert haben. Denn der Wildpark-Klub verzichtete bewusst darauf, Ersatz zu verpflichten – wohl wissend, dass man mit Marc Beck einen Rohdiamanten in den eigenen Reihen hat. Der 20-Jährige, der sich in den Spielzeiten 2014/15 (drei Einsätze) und 2015/16 (15 Spiele) langsam an die Oberliga herangetastet hat, zählt längst zum festen Stamm im Gonsenheimer Deckungszentrum – und das, obwohl er neuerdings die Woche über in Koblenz weilt. Im „Interview der Woche“ berichtet der Aufsteiger der abgelaufenen Hinrunde von seinem ungewöhnlichen Trainingsrhythmus und seinen Karriereplänen.

Marc, wie fällt Deine persönliche Bilanz nach der ersten Hinrunde als Oberliga-Stammspieler aus?

Im vergangenen Jahr hatte ich mit Jonas Raltschitsch und Jan Itjeshorst starke Konkurrenz vor mir. Im Oktober habe ich mir zudem den Meniskus gerissen. Daher hatte ich es schwer, mich reinzukämpfen. In der Vorbereitung war ich allerdings topfit, und ich habe von Anfang an von Trainer Babak Keyhanfar das Vertrauen bekommen. Er meinte, wenn ich fit bin und gut trainiere, habe ich gute Chancen zu spielen. Ich hätte allerdings nicht gedacht, dass ich so viele Spiele mache.

Wie bewertest Du Deine eigene Form?

Ich bin mit der Hinrunde von meiner Seite aus zufrieden. Da ich allerdings mittlerweile in Koblenz studiere, bin ich aktuell nur freitags bei uns im Training. Montags und mittwochs trainiere ich in Mülheim-Kärlich, ein Verein, der in der Rheinlandliga spielt. Dort wurde ich gut aufgenommen, aber man verliert so ein bisschen den Kontakt zur Mannschaft. Freitags im Abschlusstraining ist die Intensität ja nicht so hoch.

Ist das eine Dauerlösung, oder wirst Du irgendwann nicht um einen Wechsel herum kommen?

Man wird sprechen müssen, was nächste Saison am sinnvollsten ist. Es kann ja sein, dass ich nächstes Semester nur bis mittwochs oder donnerstags in Koblenz anwesend sein muss und dann schon nach Gonsenheim kommen kann. Ich studiere im ersten Semester Grundschullehramt Sport und Mathe. Aktuell habe ich freitags noch eine Sportvorlesung. Ich hoffe, dass es im kommenden Semester anders aussieht. Wenn ich in Gonsenheim bleibe, bin ich am Wochenende wieder zu Hause, das ist auch ein großer Punkt. Wenn ich in Koblenz spiele, komme ich am Wochenende nicht mehr heim. Deswegen würde ich eigentlich schon gern in Gonsenheim bleiben.

Wie ist es mit der Abstimmung mit Deinen Kollegen, merkst Du da schon Schwierigkeiten und dass Dir Trainingsinhalte fehlen?

Das ist kein Problem. Ich verstehe mich gut mit der Mannschaft, die Abstimmung klappt gut. Und ich glaube, die Jungs haben Vertrauen in mich, dass ich zu 100 Prozent bei der Sache bin.

Seit wann spielst Du eigentlich schon in Gonsenheim?

Es ist jetzt meine fünfte Saison, ich bin im zweiten B-Jugend-Jahr aus Weisenau gekommen. Ursprünglich komme ich aus Wallertheim, wo ich im Bambini-Alter bei der SG Wiesbachtal angefangen habe, Fußball zu spielen.

Warst Du immer schon Abwehrspieler?

Nein, früher war ich eher ein Sechser. Als ich nach Gonsenheim gegangen bin, war ich sogar Rechtsverteidiger. Babak hat gesagt, wenn ich in der A-Jugend spielen will, dann nur als Innenverteidiger. Damit war ich sofort einverstanden, das liegt mir deutlich besser.

Wie beurteilst Du die Entwicklung eurer Truppe?

Wir haben viele neue Spieler bekommen. Ich finde, dass wir besser sind als in der letzten Saison. Die Stimmung ist sehr gut. Klar, das Pokal-Halbfinale in Morlautern (1:3, d.Red.) war die größte Enttäuschung. Auswärts auf Rasenplätzen haben wir noch gar nichts gerissen, da können wir auf jeden Fall eine Schippe drauflegen. Zu Hause ist es vollkommen okay, da spielen wir gut und haben schon viele Siege eingefahren.

Rang acht liest sich nach der Hinrunde gut und beruhigend. Andererseits: Hauenstein, Salmrohr, Neunkirchen, Saar 05 – da steht einiges an Klubs hinter euch, denen man auch zutrauen würde, in der Winterpause noch einmal die Schatulle zu öffnen. Wie beurteilst Du eure Lage?

Hauenstein hat im Vergleich zur letzten Saison einen riesigen Umbruch gehabt. Was im Saarland passiert, bekommt man ja nicht so richtig mit, aber es steckt bei jedem Verein Geld dahinter. Wir haben aktuell natürlich einen Vorsprung und hätten noch ein paar Punkte mehr holen können. Eigentlich waren alle Spiele offen. Im akuten Abstiegskampf befinden wir uns im Moment nicht, und wir haben auch keine Bedenken. Aber wir müssen gewarnt sein, es werden diese Saison wohl nicht 38 oder 40 Punkte für den Klassenerhalt reichen. Wenn wir die Rückrunde so angehen wie die Hinrunde, habe ich keine Bedenken.

Der SV Gonsenheim ist ein Unikum, ein kleiner, reiner Fußballklub im Kreis der „Großen“ in der Oberliga, mit einer kleinen, aber feinen Anzahl überaus rühriger Verantwortlicher. Wie nimmt man den Verein als Spieler wahr?

Ich komme immer gern nach Gonsenheim. Joachim Mayer und Hans Walter Sans vom Vorstand sind zu 100 Prozent Gonsenheimer, seit eh und je im Verein, da schlägt das Herz für den SVG. Ich habe das Gefühl, dass ich wertgeschätzt werde. Wenn man großes Geld in der Oberliga verdienen will, kommt man natürlich nicht nach Gonsenheim. Dafür haben wir eine sehr junge Mannschaft. Ich weiß nicht, ob es für Spieler einer anderen A-Jugend-Mannschaft so eine große Chance gibt, in der Oberliga zu spielen und zu trainieren. Und es ist sehr familiär bei uns.

Was hast Du Dir für Karriereziele gesetzt?

Nach oben hin ist es glaube ich schon abgesteckt. Ich bin eher ein Realist und hätte ehrlich gesagt, als ich in der B-Jugend nach Gonsenheim gewechselt bin, nie gedacht, dass ich ein Oberliga-Spiel machen würde. Babak habe ich so viel zu verdanken, unter ihm habe ich einen riesigen Sprung gemacht. Ich schätze mich spielerisch auf keinen Fall höher als Oberliga ein, defensiv komme ich gut mit. Ich probiere, so lange wie möglich Oberliga-Luft zu schnuppern und mich zu etablieren.

Was denkst Du, wenn die Saison vorüber ist, wo steht ihr?

Sechster Platz.

Aufrufe: 024.11.2016, 19:00 Uhr
Torben SchröderAutor