Aus Kellerduell wird Kampf um Platz an der Spitze

Klasse zu verlassen. Aus dem Erstliga-Abstiegskampf der Saison 13/14 zwischen den Fußballerinnen des MSV Duisburg und des BV Cloppenburg ist das Zweitliga-Titelrennen der laufenden Spielzeit geworden. Die "Zebras" aus dem Ruhrpott, die den Abstieg 2014 gerade so verhinderten und ihn 2015 erlebten, stehen nach sechs Siegen in sechs Spielen auf Rang eins. Die "Cebras" aus dem Oldenburger Münsterland, die schon 2014 runter in die zweite Liga mussten, haben fünf von sechs Partien gewonnen und so Rang zwei erobert. "Erster gegen Zweiter mehr geht nicht", sagt BVC-Trainerin Tanja Schulte vor dem Gastspiel ihrer Elf in Duisburg an diesem Sonntag ab 14 Uhr.

Allerdings sieht Schulte, die den MSV (früher FCR) Duisburg beim 3:1-Sieg in Gütersloh und zuletzt im Testspiel gegen den PSV Eindhoven beobachtet hat, keinen Druck auf ihrer Mannschaft. "Klar, sollten wir verlieren, wäre der MSV sechs Punkte weg. Aber wir haben von Anfang an gesagt, dass wir uns gegen einen Aufstieg nicht wehren würden, es aber auch nicht schaffen müssen", sagt Schulte.

Wehren würden sich die Cloppenburgerinnen auch gegen ein Ergebnis wie im letzten Punktspiel des BVC in Duisburg nicht. Zwar hatten sie in ihrer Erstliga-Saison das Duell um den letzten Nichtabstiegsplatz gegen die Duisburgerinnen verloren, aber die Partie beim Ruhrpott-Team hatte die Schulte-Elf nach einem 2:2 zu Hause mit 3:1 für sich entschieden.

Allerdings stehen in beiden Teams kaum noch Spielerinnen, die im Mai 2014 im bislang letzten Duell der beiden Teams auf dem Platz standen. Dafür sind die Namen auf MSV-Seite seitdem deutlich prominenter geworden: Mit Inka Grings sitzt eine ehemalige deutsche Nationalspielerin auf der Duisburger Trainerbank, die zweimal Europameisterin und beide Male auch noch EM-Torschützenkönigin geworden ist (2005/2009). Ihre wichtigste Akteurin ist Mittelfeldspielerin Linda Bresonik, eine zweifache Welt- und Europameisterin mit der deutschen Elf.

"Linda ist die herausragende Spielerin der zweiten Liga", sagt Schulte. "Sie müsste eigentlich in der ersten Liga spielen, ist aber sehr heimatverbunden." Deshalb wechselte die 31-jährige gebürtige Essenerin im Sommer vom europäischen Spitzenclub Paris St.-Germain zurück in den Ruhrpott.

Schulte kann wahrscheinlich wieder auf ihre beste Elf zurückgreifen. "Wir haben sechsmal in Folge fast mit der selben Elf gespielt. So lange das gut geht und nicht wie in der Vorsaison zwei, drei Leistungsträgerinnen ausfallen, können wir jedem Team das Leben schwermachen."

In der Spitze könnte nach ihren zwei Toren im Spiel gegen Henstedt-Ulzburg wieder Agnieszka Winczo zu finden sein. Schulte überlegt noch, mit welcher Anfangsformation sie in das Spitzenspiel geht. Gute Chancen auf einen Startelfplatz hat auch die andere polnische Leistungsträgerin Marta Stobba, die zuletzt anstelle Heike Freeses in der Viererkette auflief.

"Die Meisterschaft wird sowieso nicht an diesem Sonntag entschieden", sagt Schulte, die schon dreimal den Zweitliga-Titel geholt hat, aber nicht noch einmal als Cheftrainerin in der ersten Liga tätig sein will. "Dafür reicht es anscheinend nicht", sagt die 40-Jährige nach drei erfolglosen Ausflügen ins Oberhaus. Sollte es zu einem zweiten BVC-Aufstieg in die erste Liga kommen, wäre sie aber gerne in anderer Funktion, etwa als Co-Trainerin, dabei. Am Sonntag dürfte zumindest eine Tendenz sichtbar werden, wie realistisch solche Gedankenspiele sind...