2024-04-16T09:15:35.043Z

Ligabericht
Andrea Brunner wird auch von den Fußballmännern akzeptiert, hier mit den Ex-Löwen Michael Hofmann (2. v. l.) und Benny Lauth.
Andrea Brunner wird auch von den Fußballmännern akzeptiert, hier mit den Ex-Löwen Michael Hofmann (2. v. l.) und Benny Lauth.

Aus dänischem Eisschrank zur Sportgala

Andrea Brunner erlebt mit DFB-U17 frostige Länderspiele +++ Bei Sportlerwahl ist sie nominiert – zur Kür aber wohl in Barcelona.

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Zumindest war der Temperaturunterschied bei der Rückkehr nicht gravierend. „Aber in Dänemark ist’s noch ein wenig kälter“, sagt die 16-jährige Fußballerin Andrea Brunner. Die Spielerin des FC Bayern München war mit der deutschen U17-Nationalmannschaft auf Länderspielreise. Für die Großmußerin bedeutete der Ausflug in den hohen Norden einen weiteren Höhepunkt in einem für sie herausragenden Jahr – das ihr auch die Nominierung zur Ostbayern-Sportlerwahl im Bereich Nachwuchs brachte.

„Erstmals habe ich gesehen, dass man mit Deutschland nicht alles klar gewinnt.“ Andrea Brunner

Ihre Länderspiele acht und neun absolvierte Brunner mit dem DFB-Team gegen Dänemark. Zweimal gingen die Mädels von Trainerin Anouschka Bernhard als Siegerinnen vom Platz, mit 2:0 und 4:2. „Aber zum ersten Mal haben wir gemerkt, dass wir nicht jede Partie klar gewinnen können. Auch andere Nationen können im Nachwuchsfrauenfußball etwas“, sagt die 16-Jährige. Die Däninnen seien „sehr aggressiv“ zu Werke gegangen, in beiden Spielen holten sie sich eine rote Karte ab. Brunner bezahlte die Härte mit einer Blessur am Knöchel in der zweiten Begegnung und musste nach der Halbzeit ausgewechselt werden.


Trotz Blessur Sieg gegen den Club

Die leichte Verletzung hinderte sie nicht daran, zwei Tage nach der Rückkehr mit den U17-Bundesliga-Spielerinnen des FC Bayern beim 1. FC Nürnberg mit 1:0 zu gewinnen. Die Münchnerinnen überwintern damit als Spitzenreiter der Staffel Süd. „Ein Spiel haben wir noch vor der Winterpause, eine Woche vor Weihnachten bei Verfolger 1. FFC Frankfurt.“ Die Länderspielreise war für die jungen DFB-Damen Teil der Vorbereitung auf die EM-Qualifikation im März in England. Deutschland trifft auf den Gastgeber sowie Italien und Polen. „Dort dabei zu sein, wäre natürlich super. Ich denke, es sieht gut aus.“ In den Kader werden dann auch arrivierte Spielerinnen rücken, die Anfang Oktober bei der U17-WM in Jordanien aufliefen, wo nach einem 1:2 im Viertelfinale gegen Spanien Endstation war. „Der Konkurrenzkampf wird jetzt bestimmt größer.“



Viel Fisch und wenig Freizeit

In Dänemark fand sich die Großmußerin auf einer ungewohnten Position wieder. Der gelernte Sechser rückte in die Innenverteidigung. „Ich kann das auch spielen. Wir standen ziemlich sicher, nur das Kopfballspiel ist nicht meine Stärke.“ Mit 1,67 Metern Größe bei 59 Kilogramm muss sie sich gewaltig strecken. Fünf Tage blieben die U17-Juniorinnen in der Region Viborg. „Wir haben uns in Frankfurt getroffen, durch die Pilotenstreiks hatten wir zwar Verspätung, aber es ging alles glatt.“ Beim Rückflug mussten die bayerischen Kolleginnen um Brunner rennen, um noch den Anschlussflieger nach München zu erwischen.

Eine Vergnügungsreise ist ein Trainingslager mit Testspielen nicht. „Das soll ja auch nicht der Zweck sein. Abseits von Training und Spielen sieht man kaum etwas.“ Ein Schwimmbad gab es im Hotel, „und viel Fisch zum Essen“. „Abends sitzt man zusammen und quatscht, wie ganz normale Mädels eben.“ Mit ihrer FC Bayern-Mitspielerin Sophie Riepl teilte sich Brunner das Zimmer. Für ihr Engagement bei Bayern und in der Nationalmannschaft muss die 16-Jährige einiges unter den Hut bringen. Im Herbst hat sie eine Lehre als Kauffrau für Büromanagement bei Webasto in Schierling begonnen. „Ich habe Glück, mein Arbeitgeber kommt mir sehr entgegen, wenn es um Spielmaßnahmen mit dem DFB geht.“ Von ihren Eltern wird sie zweimal in der Woche zum Training beim FCB gebracht. Meistens nächtigt sie nach dem Abschlusstraining am Freitag in der Landeshauptstadt, um tags darauf in die U17-Bundesliga-Partie zu gehen.



Bei Bayern vor Sprung zu Frauen

„Ich fühle mich nicht gestresst. Das haut alles gut hin“, sagt der Blondschopf, der wie immer eine natürliche Gelassenheit ausstrahlt. Selbst als sie mitten in der Nacht aus Dänemark zurückkehrte, saß sie am Morgen schon wieder in der Berufsschule. Bei ihrem früheren Verein JFG Befreiungshalle Kelheim schaut sie bei den U17-Jungs ab und an beim Training vorbei. „Mit denen verstehe ich mich gut.“

„Wenn alles passt, werde ich nächstes Jahr zu den FC Bayern-Damen aufrücken.“ Andrea Brunner

Von der JFG aus wagte die junge Dame im Vorjahr den Sprung zum FC Bayern. Schon die erste Saison war von einer Berufung ins U16-Juniorinnen-Nationalteam gekrönt. „Das deutsche Trikot tragen zu dürfen, ist ein gutes Gefühl.“ Bei Bayern steht Andrea Brunner vor dem Wechsel zu den Frauen, U19-Juniorinnen gibt es nicht. „Wenn alles passt, würde ich gerne weitermachen. Aber einen Kopf mache ich mir nicht, schon gar nicht, ob es zur Profi-Fußballerin reicht.“

Dass Andrea Brunner heuer bei der Wahl zu Ostbayerns Sportler des Jahres nominiert wurde, bekam sie zunächst gar nicht mit. „Ein paar Freunde in der Schule haben’s gesehen und mich angesprochen.“ Die Großmußerin steht neben vier anderen Kandidaten zur Wahl: den Junioren-Baseball-Legionären, den EVR-Eishockey-Schülern, dem Radsportler Henri Uhlig und der Leichtathletin Barbara Plötz. „Ich freue mich, dass ich dabei bin.“ Zur Gala am 26. Januar, bei der die Sieger verkündet werden, will die Großmußerin gerne kommen – außer sie ist in Barcelona. „Um diese Zeit steht das nächste DFB-Trainingslager an. Spanien wäre vom Klima her etwas angenehmer als Dänemark“, lächelt sie.

Aufrufe: 010.12.2016, 13:00 Uhr
Martin RutrechtAutor