2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview

Aufstiegstrainer unter der Lupe

+++ Sommerserie über besonders erfolgreiche Übungsleiter der heimischen Clubs +++ Heute: Frank Illing (FC Germania Rothenbergen) +++

In unserer FuPa-Interview-Serie "Aufstiegstrainer unter der Lupe“ stehen die Coaches der heimischen Erfolgsmannschaften der vergangenen Runde im Fokus. Wie haben sie die letzte Saison erlebt? Wie nehmen sie den Trainerjob wahr? Und was bewegt sie privat? FuPa Mittelhessen, das Fußball-Portal der Zeitungsgruppe Zentralhessen, hat nachgefragt und veröffentlicht seine Sommer-Gespräche mit den "Machern von der Seitenlinie" jeweils montags und donnerstags.

Heute steht uns Frank Illing (46), der mit Germania Rothenbergen nach einem Konsolidierungsjahr in der KOL Gelnhausen im zweiten Jahr den direkten Aufstieg in die Gruppenliga Frankfurt Ost schaffte, Rede und Antwort.

FuPa: Herr Illing, wie sind Sie zum Trainerjob gekommen?

Frank Illing (lacht): Ich habe festgestellt, dass das Niveau im Training steigt, wenn ich nicht mitspiele. Spaß beiseite. Nachdem ich aus der A-Jugend raus war, brauchte die neue A-Jugend einen Fahrer. Dafür habe ich mich angeboten und wurde damit sozusagen zum Betreuer. Als sich der damalige Trainer mit einer Videothek selbstständig machte, übernahm ich den Platz auf der Trainerbank und habe gemerkt, dass mir das deutlich mehr Spaß macht, als selber zu spielen. Der FSV Lieblos war dann mit 27 Jahren meine erste Seniorenstation und eine gute Lehrzeit, um zu sehen was geht und was nicht geht.

FuPa: Ist die Arbeitsweise eines Trainer im Amateurbereich in den letzten Jahren professioneller geworden?

Illing: Wer den Fußball ernsthaft betreibt, muss professionell sein. Es ist mein eigener Anspruch mir nicht an der letzten Ampel vor dem Trainingsplatz überlegen, welche Übungen ich heute trainieren lasse. Vielmehr brauche ich für die Saison und die gesamte Trainingswoche einen klaren Plan. Das Training sollte gut organisiert sein und sich im Verlauf methodisch steigern. Ich als Trainer greife immer wieder ein und korrigiere. Nur so entwickelt sich das Spielsystem immer weiter. Zudem informiere ich mich über Langzeitstudien, neue Erkenntnisse und taktische Veränderungen der Trainingswissenschaft.

FuPa: Ist der Trainerjob dadurch schon im Amateurbereich zum Fulltime-Job geworden?

Illing: Nein, soweit würde ich nicht gehen. Aber es ist nicht nur Training und Spiel am Wochenende. Ich bereite ungefähr eine Stunde vor Beginn die Einheiten vor und bin als moderner Trainer im Verein engagiert. Vor allem halte ich viel Kontakt zu unserer Jugendabteilung, unterhalte mich mit den Juniorenspielern und –trainern. Hin und wieder leite ich selbst dort das Training, um mir einen besseren Eindruck verschaffen zu können. Damit komme ich auf gut 20 Stunden pro Woche. Ein Fulltime-Job geht dann aber doch länger.

FuPa: Als welche Art von Trainertyp würden Sie sich beschreiben?

Illing: Ich halte nichts von solchen Schubladen. Allerdings habe ich klar definiert, welchen Umgang ich mit den Spielern pflege. Ich denke, ich kann mehr erreichen, wenn die Spieler von meiner Philosophie überzeugt sind. Wir begegnen uns respektvoll und auf Augenhöhe, aber eine gewisse Distanz sollte vorhanden sein. Ich bin nicht der Freund oder Kumpeltyp, der abends mit in der Kneipe sitzt. Kommunikation ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil, auch außerhalb des Trainings. Und zwar nicht über Whats App, sondern ganz klassisch über das Telefon.



Rothenbergen-Trainer Frank Illing gelang mit einem klaren Konzept im zweiten KOL-Jahr der Aufstieg.


FuPa: Zurück zur letzten Runde und zum Aufstieg. Dieser gelang am vorletzten Spieltag mit einem 3:1 über den VfB Oberndorf. Worin lag das Erfolgsrezept der Germania und hatten Sie jemals Zweifel am Aufstieg?

Illing: Nach dem Abstieg vor drei Jahren haben wir die vorletzte Saison als Anlaufzeit genutzt, um die vielen A-Jugendlichen zu integrieren. Vor dieser Runde hatten wir ein klares und umfangreiches Konzept mit dem Ziel Meister zu werden. Das beinhaltete sowohl die Bereiche Spielanlage und Spielsystem, als auch eine psychologische Komponente. Beispielsweise gefielen mir die vielen gelben Karten, aufgrund von Diskussionen mit dem Schiedsrichter, in der Vorrunde nicht. Deshalb habe ich vereinsintern festgelegt, dass jeder Spieler für seine fünfte gelbe Karte ein Spiel für unsere zweite Mannschaft machen muss, völlig unabhängig von den zuvor gezeigten Leistungen. Denn die Spieler sollen sich 90 Minuten vollkommen und ausschließlich auf den sportlichen Erfolg konzentrieren.

Diese und weitere Maßnahmen fruchteten. Spätestens als wir Mitte Oktober erstmals Tabellenführer waren und diese Position auch halten konnten, war für mich klar, dass es auch für die Meisterschaft reichen wird. Nach den Meisterschaften mit Bernbach und Alzenau hatte ich dafür einfach ein Gefühl. Zweifel gab es deshalb nie.

FuPa: Nach zwei Jahren Abstinenz spielt Rothenbergen nun also wieder in der Gruppenliga Ost. Wie gut sehen Sie ihr Team für die kommende Runde gerüstet?

Illing: Wir sind in einer super Lage. Kein Spieler aus dem Stammkader hat uns verlassen, dazu kommen punktuelle Verstärkungen. Ich will mich deshalb nicht mit dem negativen beschäftigen und nach hinten schielen, sondern das viele Selbstvertrauen nach einer guten Runde als Meister mitnehmen, damit wir uns in der Gruppenliga etablieren. Diese positive Gedankengänge gebe ich meinen Spielern mit in die neue Runde.

FuPa: Nehmen wir einmal an, Sie könnten sich einen Trainerstuhl bei einem Profiklub aussuchen. Auf welchen Verein würde Ihre Wahl fallen und warum?

Illing: Das ist eine schwere Frage. Man könnte zu jedem Klub gehen und würde mit den Nachwuchsleistungszentren optimale Bedingungen finden. Aber will man das? Ich für meinen Teil finde die Aufgabe viel reizvoller, junge Spieler weiterzuentwickeln, mit ihnen ein Spielsystem einzuarbeiten und weiterzuentwickeln. Ich halte auch nichts davon, bis kurz vor dem Saisonstart permanent noch neue Spieler einzukaufen.

FuPa: Wie entspannt sich der Privatmensch Frank Illing, wenn er einmal nicht auf dem Trainingsplatz oder an der Seitenlinie steht?

Illing (lacht): Das ist gar nicht so einfach zu sagen. Ich bin ein fußballverrückter Mensch. Neben Germania Rothenbergen betreue ich die Regionalauswahl der U16 und U17. Zudem bin ich als Vorsitzender im Ausschuss für Qualifizierung des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV) ehrenamtlich im Fußball tätig und bin dort für die Ausbildung von Vereinsmanagern und Trainern zuständig. Zur Entspannung gehe ich dann gerne ins Stadion.

FuPa: Wir bedanken uns für das interessante Gespräch und wünschen Ihnen für die neue Runde alles Gute.


Aufrufe: 020.7.2015, 10:00 Uhr
Tim GeorgAutor