2024-04-19T07:32:36.736Z

WM 2014
Darmstadts-Aufstiegsheld drückt von Deutschland aus die Daumen für seine Selecao. (Bild: privat)
Darmstadts-Aufstiegsheld drückt von Deutschland aus die Daumen für seine Selecao. (Bild: privat)

Aufstiegsheld blickt in die Heimat

Fußballprofi Elton da Costa schaut in seinem Geburtsland ganz genau hin und hofft auf den Triumph der Seleção

Der Angreifer des SV Darmstadt 98 Elton Da Costa (34) freut sich sehr auf die anstehende Fußballweltmeisterschaft, schließlich findet das Turnier in seiner Heimat Brasilien statt. Erst vor kurzem erlangte da Costa nationale Berühmtheit, als er im Relegationsrückspiel zwischen Arminia Bielefeld und Darmstadt 98 (19. Mai 2014) in der 120. Minute zum 4:2 traf und damit die Südhessen in die 2. Bundesliga schoss.

Jetzt soll er die Lilien verlassen, da eine Einigung im Vertragspoker zwischen den 98ern und ihm ausblieb. Davon lässt er sich die Vorfreude auf die WM im eigenen Land aber nicht nehmen und erwartet - wie die meisten seiner Landsleute - nichts Geringeres als den Titel von der Seleção.

Was den erfahrenen Goalgetter so zuversichtlich stimmt?

Brasilien hat bereits beim Confed-Cup 2013 den Heimvorteil zu nutzen verstanden und das Finale im neuen Maracanã gegen Spanien souverän 3:0 für sich entschieden. Dies lag laut da Costa auch und vor allem an Luiz Felipe Scolari, dem heimgekehrten Weltmeistertrainer von 2002. Ihm sei es gelungen, aus herausragenden Individualisten, eine Einheit, ja "eine Familie" zu formen, die eng zusammenhalte, wenn es darauf ankomme. "Jeder stellt sich jetzt wieder in den Dienst der Mannschaft und läuft für den anderen", beschreibt da Costa den wiedergewonnenen Teamgeist.

Natürlich weiß der Wahl-Darmstädter auch um die fußballerische Stärke von Nationen wie Deutschland und Argentinien, die bereits deutlich länger auf einen neuerlichen Titelgewinn warten als der Rekordweltmeister (mit fünf Sternen auf der Brust). Doch Brasilien hat seine geballte WM-Kompetenz um das eigene Nationalteam versammelt: Die Trainerfüchse Mário Zagallo (Fußball-Weltmeister 1958 und 1962 als Spieler sowie 1970 als Trainer) und Carlos Alberto Parreira (Weltmeistercoach von 1994 und jetzt Technischer Direktor der Seleção) sollen Scolari unterstützen und dazu beitragen, dass die Männer vom Zuckerhut auch im eigenen Land das erste Mal den WM-Pokal in die Höhe recken. "Wenn es mit diesem Trio im Hintergrund nicht klappt, mit wem dann?", fragt da Costa, ohne ernsthaft eine Antwort zu erwarten. Klar sei es schade, dass Scolari auf verdiente Alt-Stars wie Kaká (AC Mailand) und Ronaldinho (Atlético Mineiro) verzichtet. Doch mittlerweile sei eine neue, hungrige und vor allem hochtalentierte Generation um Kapitän Thiago Silva (Paris SG) nachgewachsen, die das Zeug zum ganz großen Erfolg habe. "Speziell von Neymar (FC Barcelona) werden bei uns zu Hause Wunderdinge erwartet. Es wird jedoch nicht allein auf ihn ankommen", ist sich da Costa sicher. Auch Spieler, "die die Drecksarbeit machen, damit die anderen vorne zaubern können", seien wichtig, erläutert unser WM-Experte und nennt beispielhaft den Wolfsburger Mittelfeldmann Luiz Gustavo.

Ein brasilianischer Gaúcho in Hessen

Elton da Costa, der schon mit 19 Jahren Brasilien in Richtung FSV Frankfurt verließ und seitdem ununterbrochen in Deutschland spielt, stammt aus dem Bundesstaat Rio Grande do Sul im äußersten Süden des Landes. Da das weite Hinterland der Region, die im Westen an den Fußball-Erzrivalen Argentinien grenzt, ideale Bedingungen für Landwirtschaft und Viehzucht bietet, nennt man die Bewohner - auch eingedenk der wechselvollen Besiedlungs- und Verdrängungsgeschichte - Gaúchos. Wenn man den Fußballprofi nach seiner Heimat fragt, schweifen da Costas Gedanken jedoch nicht zu Brasiliens Cowboys, sondern zur tragischen Brandkatastrophe in seiner Heimatstadt, die im Januar des vergangenen Jahres über 230 Diskothekenbesucher das Leben kostete und Santa Maria zu trauriger Berühmtheit verhalf.

Unabhängig davon blickt da Costa vor allem mit einem Lächeln auf sein Geburtsland: "Brasilien ist ein wunder-, wunderschönes Land mit sehr herzlichen Menschen." WM-Touristen dürfen sich neben dem Fußball auf faszinierende Städte, einzigartige Landschaften und natürlich Traumstrände freuen. Die Gäste aus aller Welt werden zudem Bekanntschaft mit der fast schon sprichwörtlichen Gastfreundschaft und Offenheit der Brasilianer schließen.

Aufrufe: 012.6.2014, 06:30 Uhr
Sergio PrestaAutor