2024-05-22T11:15:19.621Z

Interview
Foto: Blank
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"Aufstieg in die Regionalliga wäre die Krönung"

Tamara Daiß, langjährige Spielerin und Spielführerin bei den KSC-Fußballerinnen im Interview

Ob Tamara Daiß die meisten Einsätze als Kapitän ihrer Mannschaft hat oder nicht – geschätzte 50 Mal sind aber schon eine ganze Menge. Die 24-Jährige stand so oft wie kaum eine andere als Spielerin auf dem Platz und als Spielführerin in der Verantwortung – in guten wie in schlechteren Zeiten der Frauenfußballmannschaft des Karlsruher SC. Für das Team ging es in der letzten Zeit wieder bergauf, in der Oberliga Baden-Württemberg steht es nach Ende der Winterpause auf Tabellenplatz 2, mit nur zwei Punkten Rückstand auf Sindelfingen II. Am 13. März geht es für die Blau-Weißen weiter, dann wird der FV Vorwärts Faurndau (Tabellenrang 11) zu Gast sein. Fupa.net sprach mit Tamara Daiß, im Hauptberuf Fachverkäuferin mit Schichtarbeit, über die Stimmung in der Mannschaft, die Rückrunde und wie man den Kopf wieder freibekommt.

FuPa: Wie ist es nach der Winterpause um die Mannschaft bestellt? Trainer Wilfried Trenkel deutete zu Saisonbeginn an, dass die Personaldecke dünn werden würde. Ist der Kader für die Rückrunde groß genug?
Tamara Daiß: Die Mannschaft ist seit Anfang Februar zahlreich im Training vertreten und mit Eifer bei der Sache. Die Personalsituation sieht aktuell ganz gut aus, der Trainer kann aus dem Vollen schöpfen. Mit den Zugängen Melanie Döbke (Torfrau/Hoffenheim) und Rückkehrerin Lena Trentl (Mittelfeld/halbjähriges Studium USA) haben wir uns zur Rückrunde nochmals verstärkt. Ebenfalls werden zeitweise Spielerinnen aus unserer U23 und U17 zum Kader stoßen.

FuPa: Die KSC-Mannschaft steht auf Tabellenrang 2 und natürlich sprechen dann alle gleich vom Aufstieg. Wie ist die Stimmung in der Mannschaft dazu? Immerhin wissen einige der Spielerinnen, dass in der Regionalliga ein ganz anderer Wind weht...
Daiß: Wir sind alle positiv gestimmt, dass wir in der Rückrunde konstant unsere Leistung auf dem Platz abrufen können, um möglichst viele Punkte einzufahren. Unser vor der Runde angestrebtes Ziel bleibt ein Platz unter den ersten drei Mannschaften. Ein "Muss" aufzusteigen gibt es nicht, wer aber nach der Hälfte der Spiele so weit oben steht, möchte natürlich auch ganz nach oben. An der nötigen Erfahrung mangelt es nicht, da schon viele Spielerinnen in höheren Ligen aktiv waren.

FuPa: Offenbar möchte sich die KSC-Mannschaft in der Winterpause ganz auf das Training "outdoor" auf dem Rasen konzentrieren, Hallenfußballturnier-Teilnahmen gab es nur wenige. Wie würden Sie die Vorbereitung im Vergleich zu anderen Winterpausentrainings früherer Jahre beschreiben?
Daiß: Die Hallensaison hat natürlich nicht den großen Stellenwert wie die Freiluftsaison. Nach der langen und anstrengenden Vorrunde lag der Fokus auf der Regeneration und Kraft tanken für die kommenden Aufgaben. Mit dem Mitternachtsturnier in Rüppurr (2. Platz) und dem stark besetzten RegioCup nahmen wir an zwei Hallenturnieren teil. Den Ergebnissen dieser Hallenturniere darf man nicht allzu große Bedeutung zukommen lassen, da der Spaßfaktor im Vordergrund stand.
Früher waren wir in der Wintervorbereitung unter anderem schon in der Türkei im Trainingslager. Heute bleiben wir eher in Karlsruhe, da man so eher den ganzen Kader zu Verfügung hat. Zudem haben sich die Trainingsbedingungen in Karlsruhe verbessert.

FuPa: Es gab so über die Jahre mit den Trainerwechseln Radu - Schwarz - mal ohne (Chef-)Trainer - Trenkel auch so einige Stimmungs-Hochs und -Tiefs, so der Eindruck von außen. Nun scheint das KSC-Team so gelassen wie schon lange nicht mehr zu sein. Ist das richtig beobachtet?
Daiß: Jeder Trainertyp war eigen, trotzdem konnte man von jedem etwas Positives für die Zukunft mitnehmen. Unter dem neuen Trainerduo Trenkel/Dollt wird professionell und konzentriert gearbeitet und die Gleichbehandlung und Wertschätzung jeder einzelnen Spielerin ist gegeben. Jeder im Team ist wichtig. Außerhalb des Platzes stehen regelmäßige Mannschaftsabende auf dem Programm, um den Zusammenhalt zu stärken. Das Team hat in den letzten Jahren einiges erlebt und hat sich dadurch enorm weiterentwickelt.

Ein Beruf im Schichtdienst, Training, Privatleben, die Spiele an den Wochenenden – ist das mitunter nicht recht fordernd? Wie bekommen Sie zwischendurch den Kopf frei?
Daiß: Es ist schwierig Arbeit, Fußball und Freund unter einen Hut zu bringen. Manchmal kommt es auch vor, dass ich eine Woche nicht trainieren kann, deswegen gilt hier der Dank an meine Mitspielerinnen und Trainern für das entgegengebrachte Verständnis und Vertrauen, was heutzutage nicht immer selbstverständlich ist. Ein großer Dank geht auch an meinen Arbeitgeber, der mir so oft als möglich die Möglichkeit gibt meinem großen Hobby nachzugehen.
Wenn ich nicht mit der Mannschaft trainieren kann, schnappe ich mir meinen Hund und gehe eine Runde joggen. Das macht den Kopf frei und ist eine gute "Trainingseinheit". Die restlichen Zeit verbringe ich mit meinen Freunden und Familie. Im Großen und Ganzen versuche ich alles optimal zu planen, was auch meistens gelingt.

Gibt es für die KSC-Frauenfußballfans einen Tipp für die Rückrunde? Welche Spiele sollten diese auf keinen Fall verpassen?
Daiß: Das Stadtderby ist auf jeden Fall empfehlenswert und auch die Auswärtsspiele in Sindelfingen und Freiburg versprechen Spannung und sind vorentscheidende Spiele um die Meisterschaft. Die Oberliga ist enorm ausgeglichen, was somit jedes Spiel sehenswert macht. Zum 15-jährigem Bestehen der Frauenfußballabteilung beim KSC wäre der Aufstieg in die Regionalliga natürlich die Krönung!

Aufrufe: 09.3.2016, 14:00 Uhr
Hannes BlankAutor