2024-03-28T15:56:44.387Z

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Mit einem Wintermeister SV Mietingen (vorn Andreas Bösch) hatten wohl die wenigsten Experten gerechnet. SZ-Foto: Volker Strohmaier
Mit einem Wintermeister SV Mietingen (vorn Andreas Bösch) hatten wohl die wenigsten Experten gerechnet. SZ-Foto: Volker Strohmaier
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Aufsteiger Mietingen rockt die Bezirksliga

Bezirksliga Riß: SVM hat vier Punkte Vorsprung – Drei Teams sind stark gefährdet

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Biberach / sz - Winterpause in der Fußball-Bezirksliga Riß: Zwei Rückrunden-Spieltage sind bereits absolviert, das Tabellenbild bietet einige Überraschungen. Mit einem Wintermeister SV Mietingen hatten wohl die wenigsten Experten gerechnet. Den vier, respektive sechs Punkte dahinterliegenden Verfolgern Ringschnait und Dettingen wurden schon vor der Saison Außenseiterchancen zugebilligt. Auf den Plätzen vier und fünf reihen sich mit Gutenzell und Sulmetingen zwei Teams ein, die zum Favoritenkreis gezählt wurden.

Sportlich gesehen lässt sich die Liga in drei Kategorien aufteilen. Das Spitzentrio könnte nach derzeitiger Lage der Dinge den künftigen Meister unter sich ausmachen. Gänzlich abschreiben sollte man, was zumindest den Relegationsplatz nach oben betrifft, die direkt dahinter platzierten Teams aber nicht. Die Wohlfühlzone beginnt ab Platz sechs, den Steinhausen einnimmt und endet mit Abstrichen beim Neunten Reinstetten. Für die dahinterliegenden Teams könnte der Abstiegskampf, nicht zuletzt wegen der noch unsicheren Abstiegsregelung, bis zum letzten Spieltag ein Dauerthema sein.

Kandidaten für die Spitzenplätze

Dass beim SV Mietingen guter und schneller Fußball gespielt wird, war nach dem Aufstieg zu vermuten. Als Tabellenführer zur Winterpause hatte den SVM aber niemand auf der Rechnung. Wie ein Aufsteiger präsentierte sich das Team von Coach Reiner Voltenauer ganz selten. Das Erfolgsrezept war mutiger Offensivfußball, der 44 Treffer brachte, und eine starke Abwehr, die nur 17 Gegentreffer zuließ. Für das heimstärkste Team der Liga steht die Reifeprüfung in der Rückrunde an. Die direkten Verfolger Ringschnait und Dettingen müssen aber beim SVM antreten.

Offensivfußball war auch das Patentrezept beim SV Ringschnait. Diese Spielidee griff aber zum Saisonstart nicht, als der SVR in den ersten vier Partien dreimal verlor. Die Aufholjagd des Tabellenzweiten mit sieben Siegen und zwei Remis begann Anfang Oktober, den November überstand man ohne Punktverlust. In zwei Statistiken ist der SVR ganz vorn zu finden. Mit 45 Toren stellte man den besten Angriff. Zudem sorgte der SVR für den größten Unterhaltungswert: In 16 Partien mit Ringschnaiter Beteiligung fielen 74 Tore. Die Wiest-Truppe ist ein heißer Kandidat für einen Spitzenplatz.

Der SV Dettingen lieferte mit Rang drei seine bisher beste Platzierung zur Winterpause seit Bezirksliga-Zugehörigkeit ab. Restlos zufrieden ist man beim SVD aber aus mehreren Gründen nicht. Die starke Serie bis zum zehnten Spieltag wurde ausgerechnet vom damaligen Schlusslicht Achstetten beendet, auswärts folgten prompt zwei weitere Pleiten. Die grandiose Heimserie fand im letzten Spiel des Jahres gegen Alberweiler ihr Ende. Wenn man nach der Winterpause einen ähnlich starken Einstieg wie im Sommer schafft, dürfte mit der Betz-Elf zu rechnen sein.

Verfolger und Spätzünder

Der VfB Gutenzell hat ein vorweihnachtliches Paket geschnürt. Vier Siege und ein Remis brachten den Sprung auf Platz vier, als Zugabe gab es den Einzug ins Pokal-Halbfinale. Ganz so glatt lief es beim VfB aber nicht immer. Am neunten Spieltag fand sich das Team von Florian Walker auf dem drittletzten Platz wieder, dann zeigte die Formkurve aber klar nach oben. Nicht zuletzt dank der Rückkehr des lang verletzten Torschützenkönigs der Vorsaison, Yanick Schraivogel. Mit einem guten Start im Frühjahr könnte der VfB in die Phalanx der ersten drei einbrechen.

Der SV Sulmetingen wurde vor der Saison als Titelanwärter angesehen, im eigenen Lager hielt man die Erwartungen bewusst dezenter. Spielertrainer Heiko Gumper musste vom Start weg auf seinen verletzten Angreifer Timo Bayer verzichten, in der zweiten Hälfte der Hinserie fehlte mit Daniel Gumper eine weitere Offensivkraft. Seine beste Phase hatte der Vorjahres-Vize vom zweiten bis zum siebten Spieltag, einen besseren Platz verhinderten auch zwei Last-Minute-Niederlagen gegen Dettingen.

Mit dem SV Steinhausen verbindet man in aller Regel geballte Heimstärke. Von diesem Muster wich der Tabellensechste im Verlauf der Hinserie aber ab, nur zwei der sieben Siege gelangen zu Hause. Die neu gefundene Auswärtsstärke der Mannschaft von Coach Dietmar Mang war schließlich auch der Grundstein für eine zufriedenstellende Zwischenbilanz. Überragender Akteur in der kompakten Einheit war Tobias Rothenbacher, der 13 der 30 Treffer beisteuerte. Für die Rückrunde wünscht man sich wieder mehr Konstanz vor eigenem Publikum.

Bestnoten bei der Defensivarbeit, Durchschnitt beim Torabschluss: Die sportliche Inventur beim SV Baltringen fällt ähnlich aus wie in der Vorsaison. Die beste Phase hatte das Team von Trainer Erich Kraus zwischen dem siebten und 13. Spieltag, als es vier Siege und zwei Remis gab. Dass der SVB Qualität hat, bewies man in der Vorrunde bei den Siegen gegen Mietingen und Ringschnait, gegen Dettingen gab es ein Remis.

Nervenaufreibender Abstiegskampf und Zittern bis zum Schluss – mit diesen Themen braucht sich der Tabellenachte SV Alberweiler in dieser Saison wohl nicht zu beschäftigen. Die Wasner-Truppe hatte einen starken Saisonstart mit drei Siegen und zwei Remis, nach dem dritten Spieltag war man sogar Tabellenführer. Die Negativserie im Herbst fing der SVA mit zwei Siegen in der Adventszeit auf. Höhepunkt aus SVA-Sicht war der 3:0-Sieg beim Dritten Dettingen. Die Rolle des besten Torjägers gebührt dem SVA-Kapitän – Timo Bailer traf zwölf Mal.

Welches Potenzial der SV Reinstetten tatsächlich hat, belegen diese Fakten: Bei den heimstärksten Teams, Mietingen und Dettingen, holte der SVR vier Punkte. Richtig abgerufen hat der Neunte seine Möglichkeiten aber erst im letzten Drittel der Hinserie, als es in den letzten sechs Spielen fünf Siege gab. Dicke Aktien an dieser Erfolgsserie hatten Trainer Reinhold Mayer und Abwehrrecke Stefan Pfohmann, die ihre Erfahrung aus unzähligen Bayernliga-Spielen einbringen konnten. Zugpferd war Torjäger Isaak Athanasiadis, der 19 Mal traf.

Die Abstiegszone

Wie schon in der Vorsaison, verabschiedete sich der TSV Rot/ Rot mit einer hohen Niederlage in die Winterpause. In den neun Partien davor ging der TSV aber nur einmal als Verlierer vom Platz. Bei vier der sechs erzielten Unentschieden verspielte das Team von Trainer Markus Giuliani einen Vorsprung. Wenn der Tabellenzehnte sein Potenzial in der Rückrunde voll abrufen kann, sollte sich das Thema Abstiegsangst früher oder später in Luft auflösen.

Der 4:1-Derbysieg gegen Laupheim II zum Abschluss der Hinserie war Gold wert für die TSG Achstetten. Zuvor wandelte die TSG regelmäßig zwischen ansehnlichem Bezirksliga-Fußball und abstiegsverdächtigen Vorstellungen. Schwer zu knabbern hatte der Tabellenelfte an einem kapitalen Fehlstart mit vier Niederlagen, nach einem kleinen Zwischenhoch fand man sich nach Spieltag acht und neun wieder am Tabellenende. Der Torjäger der vergangenen Saison, Benjamin Speidel, kam verletzungsbedingt nur auf vier Einsätze.

Die unfreiwillig zugeschanzte Mitfavoritenrolle konnte Landesliga-Absteiger Olympia Laupheim II nie ausfüllen. Trainer Roland Schlecker musste im letzten Viertel der Hinserie seinen besten Torschützen Marc Nilius an die "Erste" abgeben, Nachlässigkeiten im Torabschluss wurden vom Gegner vor allem in dieser Zeit bitter bestraft. Vier Niederlagen vor der Winterpause haben das jüngste Team der Liga nun in die Abstiegszone gebracht. Die spielerischen Mittel des Tabellenzwölften sollten trotz allem Übel aber zum Klassenerhalt reichen.

Bis zum 11. September war für den SV Eberhardzell die Bezirksliga-Welt noch in Ordnung. Da gewann der Aufsteiger mit dem 5:2 gegen Birkenhard seine dritte und gleichzeitig auch bisher letzte Partie der laufenden Spielzeit. Danach folgten acht teils deftige Niederlagen und zwei Remis. Die anfällige Abwehr ist die Achillesferse des SVE, in elf der 17 Partien gab es drei oder mehr Gegentore. Der SVE kämpft wohl bis zum Ende um die Klasse.

Magere Schlagzeilen lieferte auch der tor- und punktgleiche SV Birkenhard. In den Vorjahren war der SVB zur Winterpause regelmäßig im oberen Tabellendrittel zu finden und spielte dabei Fußball, der Laune macht. Grund zur Freude hatten die Schützlinge des Trainerduos Macht-Hauler nur am ersten, achten und neunten Spieltag. Ansonsten plagte man sich mit massiven Personalproblemen und teils heftigen Niederlagen. Nach sieben sieglosen Spielen vor der Winterpause und dem Absturz auf einen Abstiegsplatz richtet man sich auf die Operation Abstiegskampf ein.

Der noch nicht feststehende neue Übungsleiter hat zweifellos eine Menge Arbeit vor sich, der Tabellenletzte SV Äpfingen liegt sportlich im Krankenbett. Ex-Trainer Christian Möbius hatte im Verlauf der schwachen Vorrunde vor allem mit zwei Problemen zu kämpfen: Die Leistungsträger des SVÄ fanden selten zur Normalform, in Heimspielen war man völlig neben der Spur. Seit Ende April wartet man an der B 30 auf einen Heimsieg. Eine Prognose darf getrost gestellt werden: Nur wenn der SVÄ die Heimmisere abstellen kann, bestehen Chancen auf den Klassenerhalt.

Namen & Zahlen

In den 119 Partien gab es 429Treffer von den Fans zu bejubeln, was einem Schnitt von 3,6 Toren pro Partie entspricht. In der gesamten Hinserie gab es nur vier Partien ohne Treffer, dagegen 21 Spiele mit sechs oder mehr Toren. Absolute Hochkonjunktur hatten die Stürmer am zwölften Spieltag mit 34 Treffern, auf Sparflamme kochten die Angreifer am letzten Spieltag der Hinrunde mit nur 16 Toren. Als Knipser vom Dienst erwies sich Isaak Athanasiadis vom SV Reinstetten mit 19 Toren, dies entspricht gut 50 Prozent der vom SVR erzielten 37 Saisontreffer.

Der höchste Saisonsieg geht auf das Konto von Tabellenführer Mietingen, der am zehnten Spieltag den SV Birkenhard mit 7:2 nach Hause schickte. Mannschaftlich betrachtet war der SV Ringschnait mit 45 Toren das torhungrigste Team der Hinserie, das Kontrastprogramm dazu bot ausgerechnet der Landesliga-Absteiger Olympia Laupheim II mit nur 19 erzielten Toren.

Die beste Serie mit neun ungeschlagenen Partien in Folge, aber zu zwei völlig verschiedenen Saisonphasen, teilt sich der Dritte Dettingen mit dem Zweiten SV Ringschnait. Ungewöhnlich hoch war die Anzahl von 46 Auswärtssiegen.

Auf den Trainerbänken gab es einen personellen Wechsel zu vermelden. Reinhold Mayer sprang beim SV Reinstetten ab dem elften Spieltag für den als Interimstrainer in die Saison gestarteten Patrick Seidel ein. Staffelleiter Gerhard Ehrlicher hatte Glück mit dem Wettergott – alle Spiele gingen über die Bühne.

Aufrufe: 09.12.2016, 21:00 Uhr
Schw�bische Zeitung / Von Gerhard KirchenmaierAutor