Aufholjagd führt VfB in 2. Bundesliga

Tag genau vor 25 Jahren ist der VfB Oldenburg in die 2. Fußball-Bundesliga aufgestiegen. "Da haben wir uns von den Gegnern kein X für ein U vormachen lassen", sagt Spieler Edgar Zoller. Und genau so will die fast komplette Mannschaft die Erinnerung anpacken, wenn sie sich an diesem Sonnabend zur Jubiläumsfeier trifft.

Mannschaftsführer Krzysztof Zajac setzt in seiner Erinnerung auf klare Fakten. "5:1 gegen Havelse, 2:2 auf der Bielefelder Alm, 3:0 gegen Wuppertal, das war ein Start, nach dem wir wussten, das könnte was werden, weiß er ohne Blick in jede Statistik. Arminia Bielefeld und Wuppertaler SV hießen 1990 die Favoriten in der Nordgruppe der Aufstiegsrunde. Aber das Rennen um zwei Zweitligaplätze machten die Geheimtipps aus Niedersachsen, VfB Oldenburg und TSV Havelse.

Es wurde schon am vorletzten Spieltag in Wuppertal etwas. Vor 8000 Zuschauern gewann der VfB am 10. Juni 1990 nach zwei Toren von Carsten Linke (20./84.) 2:1 und stand als Aufsteiger in die eingleisige Liga mit 20 Vereinen fest. Genossen wurde der Erfolg am 14. Juni von 11500 singenden Oldenburgern in Donnerschwee (4:2 gegen Reinickendorfer Füchse Berlin).

Der 333-fache Bundesligaspieler Wolfgang Sidka hatte als Spielertrainer im November 1989 die Nachfolge des glücklosen Joachim Krug angetreten. Der VfB stand auf dem 13. Platz. Doch schon bei der Weihnachtsfeier schlich sich unterschwellig Zuversicht ein. "Wir steigen auf", tuschelten Spieler.

Fred Kröger, Thomas Möller, Jörg Wawrzyniak, Paolo da Palma, Holger Drieling, Frank Meyer, Co-Trainer Volker Grap oder der nach jahrelangem Wachkoma gestorbene Jerzy Hawrylewicz waren Typen, die eine Gemeinschaft bildeten, in der das gegenseitige Vertrauen einen hohen Wert darstellte. Der oft durchaus distanzierte Sidka festigte die interne Verlässlichkeit mit einer Personalführung, die erst später mit der Bezeichnung "Rotation versehen wurde. Ob Arne Tammen, Olaf Reder, Reiner Brauer oder Thorsten Langheim: Sidka machte alle Nummern von der 1 bis zur 22 früh gleichermaßen wichtig.

Eine solche Atmosphäre förderte innerhalb des Kaders einen Humor der ganz eigenen Art. Beispiel: Zollers liebster Ausruf im Spiel lautete: "Hey, Schiri, das kann man aber pfeifen! Als Zoller beim Waldlauf im Bürgerbusch leicht über einen Fahrradständer stürzte, rief Kollege Rainer Jahn prompt: "Hey, Schiri, das kann man aber pfeifen!" Sportpsychologen wissen, dass in zerstrittenen Teams der Witz eher zum Zynismus tendiert.

Vielleicht haben später Zynismus, Misstrauen und Gruppenbildungen auch die VfB-Gemeinschaft ausgehöhlt. 1993 stieg Oldenburg ab. Aber erst einmal schlug sich die Mannschaft 1990/91 mit dem zwölften Platz prächtig (36:40 Punkte/58:53 Tore). Eine Saison darauf fehlte gerade mal ein Punkt zum Aufstieg in die 1. Bundesliga. Beim letzten Saisonspiel in Meppen hingen Oldenburger Fans schon ein Plakat am Spielfeldzaun auf: "VfB Oldenburg Deutscher Meister 1993".

Ein utopisch schöner Traum, eine traumhaft schöne Erinnerung. Sie muss lange halten. So weit weg von einer zweithöchsten Fußballklasse wie heute war Oldenburg selten. Immerhin Carsten Linke, der 160-mal für den VfB gespielt hatte, schaffte es noch in die Bundesliga, 2002 mit 36 Jahren bei Hannover 96. Dort gilt der frühere Bad Zwischenahner immer noch als Kultfigur so, wie in Oldenburg das VfB-Team von 1990 bis 1992 längst auch Kult ist.