2024-04-30T13:48:59.170Z

Vereinsnachrichten
Ist der Spitzenreiter reif für die Rheinlandliga? Hier freuen sich die Leiwener Marco Unnerstall, Xavier Alsina-Fonts, Heiko Schmitt und Daniel Alsina-Fonts nach dem Sieg gegen Föhren. TV-Foto: ARCHIV/Sebastian Schwarz
Ist der Spitzenreiter reif für die Rheinlandliga? Hier freuen sich die Leiwener Marco Unnerstall, Xavier Alsina-Fonts, Heiko Schmitt und Daniel Alsina-Fonts nach dem Sieg gegen Föhren. TV-Foto: ARCHIV/Sebastian Schwarz

»Auf unseren Balkon passen alle drauf«

Bezirksliga-Auftakt: Titelanwärter Leiwen-Köwerich will mit Ehrgeiz und Augenmaß an bessere Zeiten anknüpfen

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Der SV Leiwen war viele Jahre die Nummer zwei in der Fußball-Hierarchie der Region hinter Eintracht Trier. Als komfortabler Tabellenführer der Bezirksliga schickt sich der Traditionsclub als SV Leiwen-Köwerich jetzt an, wieder an bessere Zeiten anzuknüpfen. Mit Ehrgeiz, aber auch mit Augenmaß.

Leiwen/Köwerich. Sechs Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten aus Dörbach. Dazu am kommenden Samstag zum Start in das neue Fußballjahr auch noch die Gelegenheit für den SV Leiwen-Köwerich, den schärfsten Konkurrenten im Kampf um die Meisterschaft zu distanzieren oder zumindest den Abstand zu wahren. Eine komfortable Ausgangsposition für die Kicker von der Mosel, sollte man meinen. Aber auch eine, die gefährlich ist, weil sie geeignet erscheint, den Blick für die Realitäten zu verschleiern.


"Im Winter ist noch keiner Meister geworden", sagt Helmut Freischmidt deshalb, als wir uns mit einem Leiwener Quartett aktueller und ehemaliger Entscheidungsträger zusammengesetzt haben. Freischmidt, der Trainer, und Bernd Thomas, lange Jahre Leiwener Oberliga-Spieler und jetzt Sportlicher Leiter: Die beiden sind seit etwas mehr als zwei Jahren die Macher des "neuen" SV Leiwen. Beide sind Fußballer mit Herz und Seele. Beide sind aber auch mit dem Blick für das Machbare und offenbar mit der Gabe gesegnet, zum richtigen Zeitpunkt das Richtige zu erkennen und es zu tun. Bis jetzt jedenfalls.


"Wir haben eine junge Mannschaft, die sich zusammen entwickelt hat. Das passt von der Struktur her und der Harmonie im Mannschaftsgefüge. Es sind zwei, drei dabei, die laut werden, die die Richtung vorgeben, wenn es mal nicht so läuft wie gewünscht", schildern beide, Freischmidt und Thomas, den Status quo beim souveränen Spitzenreiter. An dem einen oder anderen talentierten jungen Mann des Leiwener Kaders hätten auch höherklassige Vereine Interesse gehabt. "Aber die Jungs wollen gemeinsam was erreichen. Da ist was zusammengewachsen", sagen die beiden sportlich Verantwortlichen.


Den zweiten vor dem ersten Schritt will man in Leiwen aber nicht machen, zu bitter sind noch die Erfahrungen vergangener Jahre und Jahrzehnte. Also heißt die Devise "auf dem Teppich bleiben" oder: "Träumen ja, Hirngespinste verboten." Das sieht auch Werner Jostock so. Der Vorsitzende des SV Leiwen-Köwerich bemüht sich als Mann des Ausgleichs, gepaart mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein, zu sprechen und zu agieren. "Für den Namen unseres Vereins, für die Reputation, wäre es mit Sicherheit gut, wieder etwas höher zu spielen. Aber das muss organisch wachsen. Ich glaube aber, dass wir immer noch viele Freunde unter den Fußballern auch außerhalb des engsten Umfeldes haben."


Mit Tradition alleine und dem Hinweis auf vergangene Oberliga-Zeiten oder Duelle mit der Trierer Eintracht aber kommt man nicht weit. "Zu uns kommt keiner von allein, nur weil wir der SV Leiwen sind", wissen Freischmidt und Thomas die Situation realistisch einzuschätzen. Dass man dennoch perspektivisch plant und man potenzielle neue Spieler für den Aufstiegsfall im Auge habe, sei jedoch ein Muss. "Alles andere wäre fahrlässig. Wir können und wollen ja jetzt nicht sagen, dass wir guter Zweiter werden wollen", betonen Freischmidt und Thomas.


Was dem SV Leiwen-Köwerich größeren finanziellen Spielraum als vergleichbaren Vereinen lässt, ist das Engagement einer bekannten Brauerei aus dem Sauerland. In deren Management stecken "Leiwener Wurzeln". Deswegen verhehlt Klaus Scholtes auch nicht, dass dem Verein diese seit Jahren getätigten Zuwendungen "einige Dinge sicher etwas leichter machen". Der ehemalige Leiwener Spieler und Vorsitzende hat wie kaum ein Zweiter Höhen und Tiefen in mehr als vier Jahrzehnten durchgemacht: Rheinlandmeister, Oberliga-Duelle, Deutsche Amateurmeisterschaft, aber auch Nackenschläge wie der sportliche Rückfall bis in das Mittelmaß der Bezirksliga und sogar ein Zwangsabstieg.


"Was uns allen fehlt, das sind Mäzene. Keine Sponsoren, richtige Mäzene. Mittelständische Betriebe, Privatpersonen, die etwas machen, ohne zu fragen, welchen Vorteil sie davon haben."
Wenngleich auf dem Weg in die anvisierte bessere sportliche und wirtschaftliche Zukunft des Traditionsclubs mehr Basisarbeit aller Beteiligten als Träumereien vonnöten sind, hat das Leiwener Fußball-Urgestein Klaus Scholtes schon mit einer gehörigen Portion Mutterwitz den Platz für die Meisterfeier im Dorf parat: "Bei uns zu Hause auf dem Balkon, da passen sie alle drauf!"

Aufrufe: 024.2.2016, 08:30 Uhr
volksfreund.de/Jürgen C. BraunAutor