2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Der frühere Profi-Kicker Christian Schalle (l.) übernimmt im Sommer den SV Lengfeld.  Archivfoto: Brüssel
Der frühere Profi-Kicker Christian Schalle (l.) übernimmt im Sommer den SV Lengfeld. Archivfoto: Brüssel

Auf Stefan Galli folgt Ex-Hertha-Profi

Lengfeld holt mit Christian Schalle einen Spielertrainer, der früher in Berlin kickte – und einen Herzstillstand überlebte

Ein früherer Profi-Fußballer wechselt in die Kreisklasse: Mit einer bemerkenswerten Trainer-Personalie wartet der SV Lengfeld für die neue Saison auf. Nach sechs Jahren unter Spielertrainer Stefan Galli (33) übernimmt im Sommer der 31-jährige Christian Schalle, der in Jugend für die SpVgg Greuther Fürth in der A-Junioren-Bundesliga spielte und später bei Hertha BSC Berlin einen Profi-Vertrag hatte. Vor vier Jahren kam er nach Regensburg und betreut aktuell die TSG Laaber in der Kreisklasse Regensburg.

„Der Abstieg aus der Kreisliga hat Kraft gekostet.“ Stefan Galli

Die Überraschung ist den Lengfeldern gelungen und selbst der aktuelle Coach Galli zeigt sich angetan: „Ich habe Christian Schalle kennen gelernt und kann dem Verein zur neuen Trainerlösung nur gratulieren.“ Für Galli endet in Lengfeld eine sechsjährige Amtszeit, in der er den Sportverein auch in die Kreisliga führte. Im Vorjahr folgte der „bittere Abstieg“, so der 33-Jährige. „Verschleißerscheinungen waren vor allem in den letzten eineinhalb Jahren nicht mehr von der Hand zu weisen.“ Speziell der Abstieg habe Kraft gekostet. „Aber gerade nach so einer Horror-Saison wollte ich die Mannschaft nicht im Stich lassen.“


Stefan Galli tritt nach sechs Jahren in Lengfeld ab.  Foto: Rutrecht
Stefan Galli tritt nach sechs Jahren in Lengfeld ab. Foto: Rutrecht

Unter Weinzierl Probetraining beim Jahn

Nun sei es an der Zeit, Abschied zu nehmen. „Man fragt sich nach so vielen Jahren, ob man möglicherweise die Mannschaft nicht mehr zu hundert Prozent motivieren kann.“ Galli blickt dabei auf Partien in der laufenden Spielzeit, in denen der Tabellenvierte Punkte gegen vermeintlich schwächere Gegner liegen ließ. Ein neues Traineramt strebe er im Sommer nicht an. „Mit Job und Hausbau bin ich zeitlich gefordert.“ Ob er weiterhin kicken will, lässt Galli offen.

Sein Nachfolger Christian Schalle wird für Lengfeld definitiv die Stiefel schnüren. „Noch geht’s“, schmunzelt der 31-Jährige. Dass er zur neuen Saison in die Kreisklasse Kelheim stößt, sei eher zufällig zustande gekommen. „Irgendwer aus dem Umfeld in Laaber kennt wohl Lengfelds Abteilungsleiter Uli Weitzer und hat mit ihm über mich gesprochen an.“ Weitzer suchte den Kontakt zum früheren Profi. „Nach ein, zwei Gesprächen“, so der Abteilungsleiter und Schalle sei man sich rasch einig geworden.

„Nach zwei Jahren bei der TSG Laaber ist es für mich an der Zeit für einen Tapetenwechsel“, sagt der neue Spielertrainer, der in Weimar geboren wurde. Als Vierjähriger zog er mit seinen Eltern nach Bamberg, wo er bei der FC Eintracht mit Fußball begann und in der Jugend zur SpVgg Greuther Fürth wechselte. Zweimal stand er dort mit der U19 im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft, auf 48 A-Junioren-Bundesliga-Spiele kam er. „Ich wollte schon immer in den Profifußball.“

„Die Zeit nach dem Herzstillstand war psychisch nicht einfach.“ Christian Schalle

Nach einem Jahr in Fürths zweiter Mannschaft wechselte der Innenverteidiger zu Tennis Borussia (TeBe) Berlin in die Oberliga. Ein weiteres Jahr darauf, 2007, stieß er zu Hertha BSC Berlin und machte bis 2010 fürs zweite Team der Herthaner 55 Spiele in der Regionalliga Nord. „Ich habe auch einen Profi-Vertrag bekommen, durfte aber unter Lucien Fabre nur mittrainieren. Ehrlich gestanden war ich auch nicht gut genug.“ Nach der Hertha folgten kurze Stationen bei Türkiyemspor Berlin und SV Wilhelmshaven. Im Sommer 2011 hatte er auch ein Probetraining beim SSV Jahn Regensburg unter Markus Weinzierl.


Job in Schwerstbehindertenarbeit

Ins Stocken geriet Schalles Laufbahn durch schwere Verletzungen, zunächst erlitt er einen Kreuzbandriss, später einen doppelten Bänderriss am Sprunggelenk. Die Operation hätte für den damals 26-Jährigen fast folgenschwere Auswirkungen gehabt. „Bei der Narkose hatte ich 20 Sekunden einen Herzstillstand, wurde aber Gottseidank zurück ins Leben geholt“, erzählt er. „Psychisch war die Zeit danach nicht einfach.“ Fußball trat in den Hintergrund. Eine Ausbildung hatte er noch nicht. „Nach meinem Abitur war ich ständig Profi-Fußballer gewesen.“ In dieser Phase zog er zu seinem Zwillingsbruder Martin Schalle (früher SSV Jahn II) nach Regensburg. „Ich wollte dort auf einen Studienplatz warten, aber über einen Job in der Schwerstbehindertenarbeit bei der Diakonie Regensburg habe ich meinen jetzigen Beruf gefunden und bin sehr glücklich damit“, erzählt er.

Fußballerisch aktiv wurde Christian Schalle wieder im Sommer 2014 beim SV Burgweinting in der Bezirksliga. Ein Jahr später übernahm er die TSG Laaber. „Ich wollte ins Traineramt, weil ich meine Ideen umsetzen möchte. Ich fühle mich wohl an der Fußballbasis.“ In Lengfeld finde er eine „junge, ambitionierte Truppe“ vor. „Vielleicht kann ich mit der Mannschaft in ein, zwei Jahren in die Kreisliga zurückkehren.“

Aufrufe: 03.3.2017, 20:00 Uhr
Martin RutrechtAutor