2024-04-25T14:35:39.956Z

Vereinstreue
Augustini (Mitte) geht als Kapitän voran F: Strack
Augustini (Mitte) geht als Kapitän voran F: Strack

Auf Hartplatz gegen Jermaine Jones

Von Double-Siegen, Würfelspielen und zähen Knochen +++ Ur-Wallufer gibt Einblicke in eine bewegte Karriere

"Die von der Eintracht waren überhaupt nicht begeistert", lacht Felix Augustini als er sich erinnert. Als einziges Team mit Hartplatz, dank Sondergenehmigung vom Verband, kickte sein SG Walluf damals im November 2000 in der Oberliga Hessen und bezwang auf dem Sportplatz Johannisfeld die zweite Mannschaft von Eintracht Frankfurt - mit Jermaine Jones und Albert Streit in der Startelf - mit 2:1. Damals hatte der heute 32-Jährige gerade die Jugendabteilung verlassen und schnupperte erste Luft in der Herrenmannschaft. Gerne blickt er noch heute auf die damalige Elf, besonders auf die herausragenden Kenny Achampong und Zoran Krneta zurück. "Das Besondere ist damals wie heute, dass wir in Walluf aus bescheidenen finanziellen Mitteln das optimale herausholen und immer eine gute Truppe auf den Rasen bekommen", erklärt Augustini das Phänomen SG Walluf.

"Familiäre Zwänge", sagt der hauptberufliche Gutachter für Immobilienwertermittlung mit einem Augenzwinkern, "haben mich damals in den Verein getrieben." Wie bereits seine Verwandten vor ihm, musste er also für die SG Walluf gegen den Ball treten. Bereut hat er es nie, denn auch nach 29 Jahren Mitgliedschaft geht er noch immer gerne ins Training und zu den Spielen. "Der Hammer ist die Bewirtung" sagt Augustini lachend, "es gibt nach dem Training regelmäßig gutes Essen und da passiert
es auch mal, dass wir bis nachts um eins im Vereinsheim sitzen." Das Team funktioniert also, auch wenn nach einigen Würfelrunden und Getränken, so berichtet "Auge" - wie ihn seine Mitspieler nennen - "gerne mal offen und direkt miteinander geredet wird."

Wenig Titel in vielen Ligen

Auf dem Platz konnte Augustini zwar nur wenige Erfolge feiern, aber erlebt hat er einiges in seiner langen Zeit bei der SG. Den glorreichen Jahren in der Oberliga Hessen folgte eine lange Zeit im Mittelfeld der Landesliga ehe 2009 und 2010 zwei Abstiege für den Fall in die Kreisoberliga Rheingau-Taunus sorgten. Besonders der Abschied aus der Landesliga aufgrund eines Punktabzuges schmerzt Augustini rückblickend noch sehr. "Das war enorm bitter wegen diesem einen Punkt absteigen zu müssen", erklärt er noch immer sichtlich bedrückt. Das Jahr in der ungewohnt niedrigen Liga brachte für den 32-Jährigen jedoch seine beiden einzigen Titelgewinne mit sich - das Double aus Meisterschaft und Pokalsieg. "Da hatten wir viel zu feiern, aber ich feiere ja gerne", gibt Augustini schmunzelnd zu und sieht deshalb die KOL-Saison auch als seine Schönste an. Die darauf folgende Rückkehr in die Gruppenliga hält bis heute an, auch wenn Walluf aktuell im unteren Tabellendrittel steht. "Ich seh' da kein Problem, dass wir die Klasse halten", relativert der Ur-Wallufer jedoch die Situation. In der Hinrunde musste er aufgrund eines Bruchs des Schienbeinkopfes fast komplett zuschauen und sieht sein Team nun durch seine Rückkehr auf den Platz gestärkt und absolut in der Lage in der Liga zu bleiben. Für die nächste Saison wünscht sich Augustini dann aber endlich "mal Ruhe und einen souveränen vierten oder fünften Platz."

"Ich spiele solange die Knochen halten"

Ein Wunsch nach Ruhe im Alter könnte man meinen, doch der Methusalem im Team will noch nicht ans Aufhören denken. "Natürlich lässt die Fitness nach", gesteht Augustini, relativiert jedoch gleich er könne "auch noch in der Verbandsliga kicken, wenns die Knochen mitmachen." Allerdings musste er dem Alter schon Tribut zollen und vom Mittelfeld in die Abwehr weichen, wo er mit seiner Erfahrung punkten kann, jedoch Ausdauer und Schnelligkeit nicht ganz so wichtig sind. "Montags kann ich nicht laufen", gibt er lachend zu. Ans Aufhören denkt Augustini allerdings noch gar nicht. "Fußball ist schließlich ein wichtiger Ausgleich zu Job und Familie" versichert er und wagt die Prognose: "Ich spiele solange die Knochen halten." Und während er noch aktiv mitwirkt, gibt er seine Erfahrung an die Mannschaft weiter, auch wenn er sich trotz seines Alters und seiner vielen Jahre im Club, als "einer wie alle anderen" sieht, obwohl er in der Kabine und auf dem Feld gerne mal das Wort ergreift. Und dort kann er nun in der Rückrunde wieder angreifen, zwar nicht gegen die Eintracht aber dafür auf einem Rasenplatz.

Aufrufe: 017.3.2015, 05:00 Uhr
Tommy KönnelAutor