2024-04-25T14:35:39.956Z

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So sieht der neue Türkische SV Fürth aus. F: Eigler
So sieht der neue Türkische SV Fürth aus. F: Eigler

Auf Gewitter folgt Sonne beim Türkischen SV Fürth

Die B-Klassen-Kicker vom Schießanger melden sich nach einem Jahr Pause mit einer neuen Philosophie zurück

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Ein Jahr lang hat der Tür­kische SV Fürth seinen Spielbetrieb ausge­setzt. Jetzt ist er in der B-Klasse wieder am Start. Mit alten und neu­en Ansätzen.
Wer am Mittwochabend am Schießanger entlang­läuft, dem fallen sie schon von weitem ins Auge: Leidenschaftlich und mit vollem Einsatz kämpfen da Männer bes­ten Alters um die Pille. Es sind die Kicker des Türkischen SV Fürth. Laut Trainer Mustafa Akgül sind hier „lauter Fußballverrückte unter­wegs“.

Akgül ist der starke Mann beim Türkischen SV. Neben seiner Trai­nertätigkeit ist er auch Vizevorsitzender, Sekretär und Orga­nisator. Ein zeitaufwendiges und manchmal auch nervenaufreibendes Hobby. Denn Leidenschaft und Emoti­on können auch ihre Schattenseiten haben, wie ein Blick zurück beweist.

Vor zwei Jahren hatten sich dem Türkischen SV, der bereits seit 1980 existiert, zahlreiche neue Spieler – alle zwischen 18 und 25 Jahre alt – angeschlossen. Zunächst stellte sich auch der Erfolg ein, bis fünf Spieltage vor Schluss standen sie auf Platz eins der B-Klasse.

Doch dann gingen zum Ende der Sai­son hin bei einigen die „Eitelkeiten“ durch, wie sich Akgül kopfschüttelnd erinnert: „Bei manchen wurde es zum Problem, wenn sie bei einem 8:0 selber nicht trafen, wodurch Unruhe und Streitereien ins Team kamen.“ Pöbe­leien gegen Schiedsrichter und Geg­ner taten ihr übriges. Und so schenk­ten sie am Ende den Aufstieg in die A-Klasse tatsächlich noch her.

In der darauffolgenden Saison wur­de dann schließlich sechs Spieltage vor Schluss der Stecker gezogen. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden Osman Yumak machte Akgül reinen Tisch und gab klare Verhaltensregeln sowie eine Philosophie aus. In den Mit­telpunkt stellt diese trotz allen Ehrgei­zes „die Freundschaft untereinander und den gegnerischen Vereinen gegen­über“. Denn Akgül und Yumak wol­len nur „anständige Jungs“ in ihrem Verein sehen. Nachdem nach dieser neuen Ausrichtung schlussendlich nur noch sieben (!) Spieler übrig geblieben waren, setzte man den Spiel­betrieb für ein Jahr aus.

Das reinigende Gewitter zeigte Wir­kung. Dank der Tatsache, dass nur noch der harte Kern der Truppe übrig geblieben war, schlossen sich auch wieder viele Hobbykicker an, die bereits vor Jahren dem Türkischen SV angehörten. So bildete sich rasch eine eingespielte Truppe, deren Altersspan­ne von 18 bis 54 reicht – darunter FCN-Vereinsbeirat Murat Sahin – und die ihre Stärken und Schwächen genau kennt.

Akgül drückt es so aus: „Kompak­tes Verschieben, nicht zu viel rennen, den Ball schön in den Fuß spielen und die Kugel bloß nicht zu weit vorle­gen!“ Dabei liegen die Stärken eher in der Ballkontrolle. Will heißen, dass man seine technischen Fähigkeiten auf engem Raum nutzt und mit einem sicheren Stellungsspiel dem Gegner wenig Raum lässt.

Sieg gegen Raitersaich II

Der Aufbruch in die neue Ära ist schon einmal gelungen. Bei der 2. Mannschaft des SV Raitersaich gewan­nen die Kicker vom Schießanger prompt mit 3:0. Im weiteren Sai­sonverlauf wollen sie vor allen weiter an der mannschaftlichen Kom­paktheit feilen. Ein konkretes Saison­ziel hat der Trainer nicht ausgegeben.

Weniger Freude bereitet dafür die Heimspielstätte. Denn die Mann­schaft trainiert nicht nur am Schießan­ger, sondern trägt auch die Punktspie­le dort aus. Was dazu führt, dass sie vor Anpfiff die Netze und weiteres Equipment aus der 500 Meter entfern­ten MTV-Halle anschleppen und selbst installieren muss. Gerade im Winter bei gefrorenem Boden kein Vergnügen. Auch die Kabinen befin­den sich dort. Versuche, die Heimspie­le auf dem benachbarten Charly-Mai-Feld oder dem Lohnert-Sportplatz in der Südstadt auszutragen, sind bis­lang gescheitert. Mustafa Akgül wünscht sich hier mehr Hilfe von der Stadt Fürth. Dort hieß es aus dem Sportamt bislang nur, dass alle Plätze bereits ausgebucht seien.

Die Laune verderben lassen, will sich die aus Obsthändlern, Versiche­rungsfachmännern und Juwelieren bestehende Truppe davon jedoch nicht. Auch wenn sich Akgüls Männer mittlerweile mehr auf die Auswärtss­piele freuen, schlichtweg, weil sie hier die Rahmenbedingungen meist vorfin­den, die sie am Schießanger schmerz­lich vermissen. Doch genauso wenig wie nach dem Zerfall der Mannschaft wird Akgül auch deshalb nicht den Kopf in den Sand stecken. Schließlich muss man „für die wichtigen Dinge auch richtig kämpfen können“.

Aufrufe: 01.9.2016, 12:46 Uhr
Markus Eigler (FN)Autor