Akgül ist der starke Mann beim Türkischen SV. Neben seiner Trainertätigkeit ist er auch Vizevorsitzender, Sekretär und Organisator. Ein zeitaufwendiges und manchmal auch nervenaufreibendes Hobby. Denn Leidenschaft und Emotion können auch ihre Schattenseiten haben, wie ein Blick zurück beweist.
Vor zwei Jahren hatten sich dem Türkischen SV, der bereits seit 1980 existiert, zahlreiche neue Spieler – alle zwischen 18 und 25 Jahre alt – angeschlossen. Zunächst stellte sich auch der Erfolg ein, bis fünf Spieltage vor Schluss standen sie auf Platz eins der B-Klasse.
Doch dann gingen zum Ende der Saison hin bei einigen die „Eitelkeiten“ durch, wie sich Akgül kopfschüttelnd erinnert: „Bei manchen wurde es zum Problem, wenn sie bei einem 8:0 selber nicht trafen, wodurch Unruhe und Streitereien ins Team kamen.“ Pöbeleien gegen Schiedsrichter und Gegner taten ihr übriges. Und so schenkten sie am Ende den Aufstieg in die A-Klasse tatsächlich noch her.
In der darauffolgenden Saison wurde dann schließlich sechs Spieltage vor Schluss der Stecker gezogen. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden Osman Yumak machte Akgül reinen Tisch und gab klare Verhaltensregeln sowie eine Philosophie aus. In den Mittelpunkt stellt diese trotz allen Ehrgeizes „die Freundschaft untereinander und den gegnerischen Vereinen gegenüber“. Denn Akgül und Yumak wollen nur „anständige Jungs“ in ihrem Verein sehen. Nachdem nach dieser neuen Ausrichtung schlussendlich nur noch sieben (!) Spieler übrig geblieben waren, setzte man den Spielbetrieb für ein Jahr aus.
Das reinigende Gewitter zeigte Wirkung. Dank der Tatsache, dass nur noch der harte Kern der Truppe übrig geblieben war, schlossen sich auch wieder viele Hobbykicker an, die bereits vor Jahren dem Türkischen SV angehörten. So bildete sich rasch eine eingespielte Truppe, deren Altersspanne von 18 bis 54 reicht – darunter FCN-Vereinsbeirat Murat Sahin – und die ihre Stärken und Schwächen genau kennt.
Akgül drückt es so aus: „Kompaktes Verschieben, nicht zu viel rennen, den Ball schön in den Fuß spielen und die Kugel bloß nicht zu weit vorlegen!“ Dabei liegen die Stärken eher in der Ballkontrolle. Will heißen, dass man seine technischen Fähigkeiten auf engem Raum nutzt und mit einem sicheren Stellungsspiel dem Gegner wenig Raum lässt.
Der Aufbruch in die neue Ära ist schon einmal gelungen. Bei der 2. Mannschaft des SV Raitersaich gewannen die Kicker vom Schießanger prompt mit 3:0. Im weiteren Saisonverlauf wollen sie vor allen weiter an der mannschaftlichen Kompaktheit feilen. Ein konkretes Saisonziel hat der Trainer nicht ausgegeben.
Weniger Freude bereitet dafür die Heimspielstätte. Denn die Mannschaft trainiert nicht nur am Schießanger, sondern trägt auch die Punktspiele dort aus. Was dazu führt, dass sie vor Anpfiff die Netze und weiteres Equipment aus der 500 Meter entfernten MTV-Halle anschleppen und selbst installieren muss. Gerade im Winter bei gefrorenem Boden kein Vergnügen. Auch die Kabinen befinden sich dort. Versuche, die Heimspiele auf dem benachbarten Charly-Mai-Feld oder dem Lohnert-Sportplatz in der Südstadt auszutragen, sind bislang gescheitert. Mustafa Akgül wünscht sich hier mehr Hilfe von der Stadt Fürth. Dort hieß es aus dem Sportamt bislang nur, dass alle Plätze bereits ausgebucht seien.
Die Laune verderben lassen, will sich die aus Obsthändlern, Versicherungsfachmännern und Juwelieren bestehende Truppe davon jedoch nicht. Auch wenn sich Akgüls Männer mittlerweile mehr auf die Auswärtsspiele freuen, schlichtweg, weil sie hier die Rahmenbedingungen meist vorfinden, die sie am Schießanger schmerzlich vermissen. Doch genauso wenig wie nach dem Zerfall der Mannschaft wird Akgül auch deshalb nicht den Kopf in den Sand stecken. Schließlich muss man „für die wichtigen Dinge auch richtig kämpfen können“.