2024-04-16T09:15:35.043Z

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F: Leifer
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"Auf einmal waren da Oliver Kreuzer und Ingo Wellenreuther"

Lukas Kwasniok im Gespräch mit FuPa Baden-Baden

In zwei Wochen kann ein einzelner Mensch bei einem Fußballverein in der Regel wenig bewirken – unser „Junge aus dem Bezirk“ hat es aber geschafft. Lukas Kwasniok hatte gerade zwei aufregende Wochen hinter sich, ehe er sich kurz nach Weihnachten mit FuPa Baden-Baden zu Kaffee und Gebäck bei einem „gemeinsamen Freund“ getroffen hatte.

FuPa| Hallo Lukas, schön dass Du Dir die Zeit genommen hast. Sprechen wir zu Beginn direkt mal über den Tag, an dem Du zum Interimstrainer des KSC geworden bist. Wie und wo hast Du davon erfahren?
Kwasniok| Ich war sonntags (04.12.) beim Spiel der U17 gegen den VfB Stuttgart und anschließend saßen wir im Trainerbüro noch ein wenig zusammen und haben über das Spiel gesprochen. Irgendwann kam dann Ede Becker rein und meinte, ich soll doch mal mit in sein Büro kommen. Bis dahin war das für mich nichts Ungewöhnliches und ich ging davon aus, dass es um Themen rund um die Jugend ging. Auf einmal waren da Oliver Kreuzer und Ingo Wellenreuther und da war mir dann schon klar, dass sie mich nicht als Spieler verpflichten wollen…

FuPa| Dir war also gleich bewusst, worum es ging?
Kwasniok| Ja, schon irgendwie. Da reimt man sich dann innerhalb weniger Augenblicke schon was zusammen. Als dann auch noch die obligatorische Frage kam, ob ich mir das vorstellen könne, hab ich natürlich ja gesagt. Da gab es überhaupt nichts zu überlegen.

FuPa| So warst Du also, wenn auch nur befristet, der neue Trainer beim KSC. Wahnsinn, oder?
Kwasniok| Klar, davon träumst Du Dein Leben lang. Es ging dann aber gar nicht so sehr um mich, sondern einzig und allein darum, dem Team wieder neuen Mut einzuhauchen und den Spaß am Fußball zurückzubringen.

FuPa| Wie war dann Dein erster Auftritt vor der Mannschaft? Warst Du nervös oder hast Du Dich besonders vorbereitet?
Kwasniok| Grundsätzlich bin ich kein Mensch, der vor Spielen oder Auftritten komplett durchgeplant ist. Bei mir passiert viel aus dem Bauch heraus. Natürlich gab es aber zwei oder drei Punkte, über die ich mir vorab Gedanken gemacht habe. Mir war wichtig, dass wir uns als Menschen gegenseitig respektieren. Es standen zwei eigentlich schwierige Spiele an und doch wollte ich den Jungs vermitteln, dass wir das mit Spaß rangehen sollten. Was gibt es denn geileres, als auswärts in Dresden und daheim gegen den Tabellenführer zu spielen?! Das habe ich den Jungs auch so gesagt. Was dann nach diesen zwei Spielen unterm dem Strich stehen würde, das wusste zu diesem Zeitpunkt niemand und das war eigentlich auch gar nicht so wichtig. Wir wollten diese beiden Spiele als positive Herausforderung sehen und diese Herausforderung haben wir super angenommen und gemeistert.

FuPa| Als „neuer Chef“ beim KSC warst Du natürlich auch gleich im Fokus der Medien…
Kwasniok| Ja, klar, das gehört ja auch dazu. Aber das war ganz locker eigentlich. Einige ortsansässige Journalisten kenne ich ja und vor den TV-Kameras war ich dann einfach so, wie ich immer bin. Der Job eines Journalisten ist es ja, jeden Tag eine bestimmte Anzahl an Zeilen zu füllen. Mein Job ist es, eine Mannschaft erfolgreich zu trainieren und da gehört eben auch der Umgang mit den Medien dazu, d.h. im Endeffekt gebe ich den Journalisten ja das Material und da empfinde ich es als ganz normal an, wenn ich auch mal ein oder zwei Dinge erzähle, die andere vielleicht nicht erzählen. So haben die Journalisten dann was zu schreiben und sind zufrieden. Denn – und das ist mir wichtig – zu einem zufriedenen und motivierten KSC-Umfeld gehören nicht nur der Verein, Spieler oder Fans, sondern eben auch die Medienvertreter und die Stadt. Da müssen einfach alle zusammenhalten.

FuPa| Pressesprecher Jörg Bock hatte da sicherlich angenehme Tage mit Dir, oder?
Kwasniok| Es war vielleicht mal ein wenig anders, aber grundsätzlich trotzdem das normale Geschäft eben. Wir haben uns schon öfters ausgetauscht, aber glücklicherweise hatte er nicht so viel zu beanstanden. (lacht) Es waren aber auch nur zwei Wochen und da ist es nicht ganz so schwer, fehlerfrei aufzutreten. Über einen längeren Zeitraum kann es dann bestimmt schon mal sein, dass der Pressesprecher über manchen Aussagen eher weniger zufrieden ist.

FuPa| Nach der ersten Trainingswoche kam dann das Spiel in Dresden. Erzähl uns einfach was dazu…
Kwasniok| Was soll ich sagen – das war einfach nur laut! (lacht) Ich war zwar auch schon als Zuschauer in Dortmund oder so, aber gefühlt war es in Dresden lauter. Du hast da dein eigenes Wort nicht verstanden. Es war ein Ding der Unmöglichkeit, während dem Spiel der Mannschaft Anweisungen zu geben.

FuPa| Trotzdem warst Du ziemlich engagiert…
Kwasniok| Ja, weil ich damit natürlich auch der Mannschaft zeigen möchte, dass wir hier gemeinsam sind. Ich wollte vorneweg gehen und die Mannschaft hat sich dann, mit ein wenig Glück, auch einen sehr wichtigen Punkt erkämpft.

FuPa| Die Woche darauf warst Du dann der Chefcoach bei einem Heimspiel im Wildpark – zu Gast war passenderweise der Tabellenführer….
Kwasniok| Das war natürlich eine super Sache – nicht nur für mich. Ich denke, dass gerade zum Schluss dieser Partie der Wildpark wieder Hoffnung und Motivation bekommen hat. Es klingt komisch, aber das war einfach mein Gefühl. Der Wildpark war da, obwohl das Stadion halbleer war. Ich glaube, wenn das Spiel noch zehn oder fünfzehn Minuten gelaufen wäre, dann hätten wir gemeinsam den Ball ins Tor gebracht. Es hat aber nicht sollen sein und so stehen eben diese zwei Punkte aus zwei Spielen unter dem Strich. Viel wichtiger ist aber, dass die Jungs mit einem positiven Gefühl in den Urlaub gegangen sind.

FuPa| Sprechen wir intensiver über Deine Person und dabei zunächst über deine aktive Zeit als Jugendspieler. Als Kapitän einiger U-Nationalmannschaften standen Dir Ende des letzten Jahrtausends alle Türen offen. Woran lag es dann aber, dass Du trotzdem kein Profi wurdest?
Kwasniok| Da kamen damals sicherlich viele Dinge zusammen. Neben Verletzungen und Heimweh war der Hauptgrund aber, dass ich mit jungen Jahren den Höhenflug hatte und damit einfach nicht klar gekommen bin. Das muss ich im Nachhinein so deutlich sagen. Als ich noch als A-Jugendlicher vom KSC nach Bielefeld bin und dort einen Profivertrag unterschrieben hatte, da war das alles super und man hat auch schönes Geld verdient. Aber irgendwann hab ich dann gesagt: „Das war es“…

FuPa| Du warst damals nicht mal 19 Jahre…Bereust Du diese Entscheidung?
Kwasniok| Ich habe das viele Jahre bereut, Ja! Ich war damals ein Sturkopf und habe dann für mich entschieden, dass ich aus diesem „Showgeschäft“ aussteigen möchte. Ich war 18 und kam damit einfach nicht klar. Ich hatte einige Operationen hinter mir und war 500km von zuhause weg. In Bielefeld gab es kein Internat oder sowas. Ich war in einem Hotel und obwohl mein Bruder damals mit dabei war, fehlte mir die Heimat.

FuPa| Dann ging es zurück in diese Heimat….
Kwasniok|…und ich stand ohne was da. Die Schule hab ich in der 12.Klasse abgebrochen, ich hatte keine Lehre und die Enttäuschung war riesig. Es folgte eine Zeit, die ich im Nachhinein eher als „wilde Zeit“ bezeichnen würde. Irgendwann lernte ich dann meine Frau kennen, wurde früh Vater und das Leben nahm wieder seinen normalen Lauf.

FuPa| Das Thema Profifußball war aber weit weg und ab Januar 2001 warst Du dann etwas mehr als vier Jahre beim Fc Rastatt 04. Wie war das damals und gibt es noch Kontakte zu ehemaligen Mitspielern?
Kwasniok| Das war damals eine gute Zeit, auch wenn ich immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Mit Serge Heinrich bin ich noch regelmäßig in Kontakt, er besucht mich immer mal wieder beim KSC und schaut beim Training vorbei. Mit Patric Kohm oder Eugen Ptak habe ich auch hin und wieder mal Kontakt, aber die fehlende Zeit lässt einfach nicht mehr zu.

FuPa| Nach Deinem Wechsel in Richtung Friedrichstal hast Du dort dann schlussendlich eineinhalb Jahre später Deine Spielerkarriere beendet und bist im Winter 2009 Trainer beim OSV Rastatt geworden. Wie kam das zustande?
Kwasniok| Mein Freund Reimund Lisowski sprach mich an und hatte mich gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Der OSV war damals mit drei Punkten Letzter der Landesliga und hatte gerade 1:10 gegen Welschensteinach verloren. Obwohl klar war, dass wir absteigen werden, habe ich zugesagt, weil sich für mich so natürlich auch eine Tür ins Trainergeschäft geöffnet hatte.

FuPa| Nach eineinhalb Jahren war dann aber schon wieder Schluss..
Kwasniok| Ja, da fehlte dann auch irgendwie die Perspektive. Wir haben die Stimmung in dieser Zeit zwar wieder gekippt, doch muss man ehrlich sagen, dass mehr einfach nicht drin war. Du warst da als Trainer für alles verantwortlich, für das Stadionheft, für das Linien zetteln, einfach für alles. Im Nachhinein will ich das aber auch nicht missen, denn das war auch wichtig für meine Entwicklung. Du musst einfach mal alles gesehen haben.

FuPa| Es folgte die Zeit in Reichenbach…
Kwasniok| Genau, für mich war das dann der nächste logische Schritt auf Trainerebene. In Reichenbach gab es eine richtig starke Jugend und mein Ziel war schon, auf Dauer die Nummer 2 hinter dem KSC zu werden. Das wäre sicherlich drin gewesen. Leider hatten wir im letzten Jahr den Aufstieg in die Oberliga verpasst.

FuPa| Ihr hattet damals zur Winterpause grobe 10 Punkte Vorsprung. Hatte dieser Einbruch vielleicht auch damit zu tun, dass Du zunächst im Januar verlängert und dich dann doch nochmal anders entschieden hattest?
Kwasniok| Das mag sein, vielleicht. Sicherlich war die Luft dann ein wenig raus. Wie gesagt, ich wollte mehr als nur der Trainer sein. Ich wollte aus Reichenbach eine Topadresse in Baden machen, doch leider waren wir uns alle da nicht so wirklich einig. Dennoch sind wir, so empfinde ich das auch heute noch, im Guten auseinander.


FuPa| Nun bist Du also schon seit einigen Jahren beim KSC und aktuell, mit Ausnahme der zwei Wochen im Dezember, Cheftrainer der U19-Bundesligamannschaft. Fällt es schwer, wieder zurück zu gehen?
Kwasniok| Nein, absolut nicht. Im Gegenteil! Ich freue mich sehr auf den Start am 5.Januar. Wir haben da tolle und talentierte Jungs und die haben es verdient, dass ich den Fokus jetzt wieder komplett auf sie lege.

FuPa| Wie kann man sich den Vollzeitjob einer U-Trainers vorstellen?
Kwasniok| Vollzeitjob trifft es richtig, denn wir sind von 8Uhr morgens bis 20Uhr Abends im Wildpark. Da leidet natürlich die Familie auch ein Stück weit drunter. Aber das weiß man ja vorher und wenn wir ehrlich sind, dann ist das jammern auf hohem Niveau. Aber, im Vergleich zu den zwei Wochen bei den Profis, ist es schon so, dass du im U-Bereich natürlich alles ein Stück weit selbst mitmachst. Egal ob Analysen oder auch mal Tornetze aufhängen, langweilig wird einem nie. Vielleicht ist genau das aber auch ein Grund dafür, warum es immer öfters auch Trainer aus dem Jugendbereich in den Profibereich schaffen. Man kann sich ganz anders mit jungen Spielern unterhalten, wenn man grundsätzliche Dinge schon selbst gemacht oder erlebt hat.

FuPa| Mit Didi Blicker ist auch der Mörscher Trainer im Nachwuchsleistungszentrum aktiv. Bist Du oft in Kontakt mit ihm?
Kwasniok| Täglich vielleicht nicht, aber schon ein oder zweimal in der Woche. Er ist zwar der sportliche Leiter, macht aber sehr viel im Hintergrund. Das NLZ wird alle drei Jahre zertifiziert, da macht Didi „The Brain“ sehr viel. Er ist perfekt organisiert und für den KSC ein absoluter Gewinn. Gemeinsam mit Ede Becker macht er einen wahnsinnig guten Job.

FuPa| Nun ist Mirko Slomka praktisch Dein Nachfolger. Was sagst Du zu dieser Personalie?
Kwasniok| Im ersten Augenblick war das schon so ein „WOW-Moment“. Er hat in der Vergangenheit bei großen Clubs gute Arbeit geleistet.

FuPa| Zwischenzeitlich ging auch das Gerücht umher, du könntest sein Co-Trainer werden. Wäre das überhaupt was für Dich gewesen?
Kwasniok| Eher nicht. Ich bin eher so der Trainer, der gerne vorneweg marschiert. Aber darüber möchte ich auch gar nicht groß nachdenken, denn wie gerade eben schon gesagt, liegt mein Fokus jetzt wieder komplett auf der U19.

FuPa| Aber zum nächsten Fußballlehrer-Lehrgang meldest Du dich an, oder?
Kwasniok| Ja, die Unterlagen sind soweit fertig und werden bis zum Anmeldeschluss am 15.Januar weggeschickt. Dann bleibt zu hoffen, dass sie mich auch zulassen.

FuPa| Und dann wirst Du irgendwann im neuen Wildpark Cheftrainer des KSC sein…
Kwasniok| Wenn ich das nicht werden wollte, dann würd was falsch laufen. Klar, das ist ein großer Traum, aber zum einen ist es bis dahin noch ein weiter Weg und zum anderen wollen wir jetzt erstmal hoffen, dass es lange keinen Grund mehr gibt, über den Profi-Cheftrainer zu diskutieren.

FuPa|… bedankt sich bei Lukas Kwasniok für die fast zweistündige Unterhaltung im Wohnzimmer von einem gemeinsamen Freund.
Dieser Freund ist der KSC-U17-Betreuer Reimund Lisowski.
Der Rastatter ist natürlich hier im Bezirk Baden-Baden ein überaus Bekannter und geschätzter Fußballfunktionär und auch er lebt beim KSC gerade seinen Traum.

Als ehrenamtlicher Betreuer der U17-Bundesligamannschaft hat er direkten Kontakt zu den Profis von morgen. Er hatte während des Interviews mit Lukas Kwasniok immer wieder schöne Anekdoten parat. Diese hierhier jetzt alle zu erwähnen, würde den Rahmen sprengen. Beim Gespräch mit Lisowski merkt man aber, wie sehr er sich für den Erfolg von Lukas Kwasniok freut.

Lisowski und Kwasniok kennen sich seit den Tagen beim Fc Rastatt 04 und Lisowski war es auch, der Kwasniok damals auf die Trainerbank beim OSV Rastatt beförderte. Lisowski weiß also ganz genau, wo die Wurzeln von Lukas Kwasniok liegen, gleichzeitig traut er dem in Muggensturm wohnhaften 35-Jährigen aber auch zu, nach Erwerb der Fußballlehrer-Lizenz langfristig im Profibereich Fuß zu fassen.

„Lukas wird seinen Weg gehen. Ich habe jetzt schon viele junge, talentierte Trainer in meiner KSC-Zeit gesehen, aber Lukas hebt sich da schon nochmal ab.“, so Lisowksi, der selbst extrem „nervös auf der Couch hin und her gerutscht ist“, als Kwasniok mit dem KSC in Dresden gespielt hat.

FuPa Baden-Baden möchte sich auf diesem Wege auch nochmal bei Reimund Lisowski bedanken und wünscht ihm weiterhin viel Erfolg und vor allem aber viel Spaß bei seiner Zeit beim KSC.

In diesem Sinne…wie sagte Lukas Kwasniok auf seiner letzten PK so schön… „Auf Wiedersehen“.

Wir sagen: Ganz bestimmt!

Bildquelle: www.ksc.de
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Aufrufe: 04.1.2017, 11:50 Uhr
bemAutor