2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche

Auf einem guten Weg

SVW-Coach Bert Balte über den bisherigen Saisonverlauf und die Ambitionen des Landesligisten +++ "Fühle mich in Weisenau sehr wohl"

Genau in der Mitte der Landesliga-Tabelle, auf Rang neun, hat der SVW Mainz überwintert. Nicht wenige hatten da mit mehr gerechnet – auch Trainer Bert Balte selbst, wie er im Interview der Woche berichtet. Außerdem spricht der Niederländer über seine Vertragsverlängerung in Weisenau, Top-Talent Dennis De Sousa Oelsner, seine Exvereine Bodenheim, Gonsenheim und Schott, die Verbandsliga-Ambitionen des SVW und gibt auch einen Aufstiegstipp ab.

Nach nur einer Niederlage aus den ersten neun Spielen setzte es in den neun weiteren Partien sechs Pleiten – wie fällt angesichts dieses Abschwungs das Hinrunden-Fazit aus?

Ich bin persönlich mit dem neunten Tabellenplatz nicht ganz zufrieden, vor dem Start hatte ich mir mehr erhofft. Aber natürlich gibt es auch Gründe, warum es so kam.

Die Probleme mit Verletzten beispielsweise?

Ja, klar, Adem Kaya als sehr wichtiger Stürmer, dazu Pascal Kalbfuß, auf einmal war unser kompletter Angriff weg. Hinzu kommt, dass Matthias Wincek aus beruflichen Gründen viel wichtige Trainingszeit verloren geht, sodass er nicht mehr an seine Form aus der Vorsaison anknüpfen konnte. Dadurch haben wir einfach einige Punkte liegen lassen.

Auffällig ist aber in der zweiten Hälfte der bisherigen Spielrunde auch die deutliche Zunahme an Gegentoren, 24 statt zuvor neun. Das kann man mit fehlenden Angreifern nicht erklären.

Das ist natürlich richtig. Bei uns haben sich viele Leichtsinnsfehler eingeschlichen, die zu zahlreichen unnötigen Gegentoren geführt haben, einfache Fehler, Unkonzentriertheiten, leichte Ballverluste. Am Ende haben wir gegen Speyer und Worms (jeweils 1:4, d.Red.) natürlich gegen zwei Top-Mannschaften gespielt, wo wir brutal ausgekontert wurden und die uns spielerisch einfach überlegen waren. Das ist aber alles erklärbar.

Was gibt Hoffnung auf Besserung in der Rest-Rückrunde?

Die Mannschaft hat in der Vorbereitung bislang wirklich gezeigt, dass sie auf einem guten Weg ist. Neben der Trainingsbeteiligung sind es auch die guten Testspiele, in denen wir unser Passspiel verbessert haben, ein deutlich schnelleres Kurzpassspiel aufziehen und insgesamt schneller agieren. Auf die Ergebnisse lege ich weniger Wert, aber man hat deutlich gesehen, dass sich da etwas einspielt. Dazu tragen auch die Neuen bei, die alle super zu uns passen und den Konkurrenzdruck im Kader erhöhen.

Wie schlagen sich die Neuzugänge im Einzelnen, wer ist wo eingeplant?

Thomas Mirges kann in der Innenverteidigung und auf der Sechs spielen, hat es aber beispielsweise gegen Gonsenheim auch als Rechtsverteidiger sehr gut gemacht. Selver Makic ist über die rechte Außenbahn ein sehr guter Spieler, er fällt jetzt leider zwei Wochen aus. Aber er wird eine Verstärkung sein. Benedikt Knodt ist ebenfalls ein belebendes Element auf der Außenbahn mit seiner Schnelligkeit. Das sind echte Offensiv-Trümpfe. Hinzu kommt Nico Huber, der für uns auch fast ein Neuzugang ist, weil er seit langem erstmals wieder eine komplette Vorbereitung absolvieren kann. Er hat, genauso wie Max Sutor, in unserer Abwehr sehr gefehlt, was auch die vielen Gegentore erklärt. Die beiden kann man als zwei Neuzugänge ansehen.

Wie sieht es bei Jan Stützel aus?

Er wird uns aufgrund seines Studiums wohl leider nicht mehr allzu häufig zur Verfügung stehen. So ist das eben, der Beruf geht vor, deswegen sind wir ja in der Landesliga.

Eher unverhofft kam der Abgang von Benedikt Arndt in der Winterpause. Kam da inzwischen eine Erklärung?

Nö, auf den Anruf warte ich immer noch. Ich habe nur bei FuPa überraschend gelesen, dass er sich der SG Walluf angeschlossen hat.

Müsste euer Klub davon nicht wissen?

Eigentlich schon. Aber ich habe leider nichts mehr von ihm gehört. Wir kennen alle die Gründe nicht, es ist wirklich nichts vorgefallen. Bedauerlich, solches Verhalten, weil man vom Trainer auch immer Begründungen und Erklärungen verlangt.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung von Dennis De Sousa Oelsner? Nicht nur seine 12 Tore in 16 Spielen deuten darauf hin, dass er wohl nicht ewig ein Landesligaspieler bleiben wird...

Er muss weiter hart trainieren und hat immer wieder mit Knieproblemen zu tun. Aber in der Vorbereitung hat er schon wieder viele Tore geschossen und vorbereitet. Er ist auf einem guten Weg, muss aber weiter arbeiten und im Kopf noch klarer werden. Und er muss in der Rückwärtsbewegung noch mehr investieren, wobei das schon viel besser geworden ist. Er durchläuft einen Lernprozess und macht das richtig gut. Er kann mit Sicherheit in Zukunft höher spielen, aber in der kommenden Saison halte ich es noch für besser, wenn er in der Landesliga bleibt und dort den nächsten Schritt macht – und das nicht aus egoistischen Motiven. Wir entwickeln und fördern ihn, und in Adem Kaya hat er auch jemanden, der ihm viele Hilfestellungen gibt. Ich denke, bei uns ist er gut aufgehoben, um sich auf den nächsten Schritt vorzubereiten.

Wie sieht es mit Ihrer Zukunft aus?

Ich fühle mich in Weisenau sehr wohl, habe einen sehr guten Draht zu den Verantwortlichen, und jetzt kommen einige Jugendspieler raus, die wir weiter fördern wollen. Ich denke, da bin ich ein guter Ansprechpartner. Daher haben wir auch bereits im November um ein Jahr verlängert.

Neben der Jugendarbeit ist, vor allem beim SV Gonsenheim und dem TSV Schott Mainz, der Name Bert Balte in erster Linie mit Aufstiegen verbunden. Demnächst auch mit dem SV Weisenau?

Das wäre natürlich eine interessante Sache. Aber es gibt Unterschiede bei den Mitteln. Man muss meiner Meinung nach vier, fünf gestandene Verbandsligaspieler in seinen Reihen haben, um aufzusteigen, das wird uns aus finanziellen Gründen wohl nicht gelingen. Vielleicht schaffen wir es, unseren Kader zusammenzuhalten, dann können wir auch demnächst oben ein Wörtchen mitreden. Doch zunächst liegt die Priorität auf der Rückrunde, denn da ist noch längst nicht alles in trockenen Tüchern.

Wie sind die Perspektiven?

Wenn man auf den Spielplan schaut, dann können wir in den nächsten fünf, sechs Spielen den Klassenerhalt perfekt machen. Damit haben wir die Chance, die Weichen für eine ruhige restliche Saison zu stellen, und können noch den fünften Platz angreifen. Das sind schon Ziele, für die wir arbeiten. Aber natürlich denke ich immer einen Schritt weiter nach vorne.

Gonsenheim, Schott, auch der VfB Bodenheim – wie ist nach den langjährigen Tätigkeiten das Verhältnis zu den früheren Klubs?

Immer noch gut. Ich habe weiterhin sehr gute Kontakte zu Joachim Mayer oder Babak Keyhanfar in Gonsenheim, bei der Schott zu Klaus Bauer und auch Ali Cakici und Till Pleuger, Salva Ruggiero ist ja leider nicht mehr da. Zu Benno Graci natürlich auch, der jetzt bei Fiam Italia prima Arbeit leistet. Und in Bodenheim – diese Mannschaft zu coachen, hat Riesenspaß gemacht. Dennis Bingenheimer kam damals als 18-Jähriger in die Mannschaft, ich habe ihn bald zum Kapitän gemacht. Es war eine geile Zeit, die ich sehr genossen habe. Aber irgendwann wollte ich den nächsten Schritt machen und aufsteigen, was aus finanziellen Gründen nicht ging. Dann kam die Offerte von Schott Mainz, mit einem Konzept, in dem ich fast alle meine Wünsche umsetzen konnte. Dort war es hervorragend, all die Aufstiege, aber nach den vier Jahren war ich total ausgepumpt. Es gab überhaupt keinen Groll. Ich finde es sowieso wichtig, dass man im Amateurbereich locker bleibt. Es gibt immer mal Differenzen, aber man sollte nie nachtragend sein und nachkarten. Bei der Schott gab es damals übrigens schon die Idee, mich zum hauptamtlichen Trainer zu machen. Das hätte mich gereizt, war damals aber noch nicht umsetzbar.

Schott und Gonsenheim stehen in der Oberliga gut da, auch der VfB entwickelt sich gut – blickt man da auch mit ein bisschen Stolz auf die Exklubs?

Das freut einen doch, natürlich, ich finde das toll. Ich habe die Vereine, wenn ich weggegangen bin, nicht in Trümmern hinterlassen, das ist doch ein gutes Zeichen (lacht). Als ich 1999 nach Gonsenheim kam, war an die Oberliga überhaupt nicht zu denken, damals musste ich den Abstieg aus der Landesliga verarbeiten. Alle Leute, die nach mir kamen, haben dort super gearbeitet. Und die Klubs haben alle eine gute Jugendarbeit, das ist schön zu sehen.

Ein Tipp, wer packt diese Saison in der Landesliga den Aufstieg?

Über Speyer müssen wir nicht reden, die sind überragend und machen das. Um Platz zwei wird es ein enges Rennen geben. Worms hat mit Aydin Ay einen sehr guten Trainer geholt, Rülzheim halte ich für sehr stark, Bodenheim hat sich als sehr konstant erwiesen. Es ist völlig offen.

Ein Tipp?

Ich tippe mal vorsichtig auf Worms, gönne es aber Bodenheim.

Aufrufe: 012.2.2016, 10:45 Uhr
Torben SchröderAutor

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