2024-05-31T10:52:53.652Z

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Foto: Sven Koukal
Foto: Sven Koukal

Auf dem Weg zum Profi

Nachwuchstalente aus der Region vor vielversprechender Karriere

Von Ehingen, Allmendingen und Griesingen über Ulm nach Augsburg: Das ist der Weg von drei Nachwuchskickern aus der Region. Begleitet auf ihrem Weg zum Profi werden sie von Theo Trajkowski.

Nationalspieler Mario Gómez hat es geschafft - und warum soll es nicht auch bei Gabriel Galinec, Leon Glocker und Timo Hildenbrand klappen? Die gemeinsame Station der drei Nachwuchskicker beim SSV Ulm nennen sie unabhängig von einander den "richtigen" Startpunkt der eigenen Karriere. Es ist der Moment, in dem ihnen klar wurde, dass der Traum, Fußballer zu werden, Realität werden kann. Denn wie auch Gómez haben die drei Jungs aus Ehingen, Allmendingen und Griesingen die Gelegenheit genutzt, über den SSV Ulm auf den Profizug aufzuspringen.

"Augsburg ist ein Entwicklungsverein, auch wenn sie jetzt die Europa League erreicht haben. Dort den Sprung zu schaffen ist realistischer als bei Bayern oder Dortmund", weiß ihr Begleiter Theo Trajkowski. Es sei ein langer Weg, "und ich ziehe meinen Hut vor den Jungs". Es koste viel Zeit und Energie, das Ziel "Profifußball" zu verfolgen. "Und nur ein kleiner Bruchteil schafft es überhaupt." Schließlich hat ja nicht jeder den neuen Messi oder Ronaldo zu Hause. "Ein paar Mal den Ball hochhalten zu können ist dann doch zu wenig", erklärt der Fußball-Scout, der seit sechs Jahren bei verschiedensten Jugendspielen nach Talenten Ausschau hält.

Denn: "Es wäre fatal, wenn das Potenzial der Jungs nicht erkannt wird", sagt er. Wichtig seien ihm Spieler aus der Region, nicht welche aus Köln oder Bremen. Daher habe er einen sehr guten Draht zu den Jungs - "man kennt sich einfach schon eine Weile", sagt der 39-Jährige. Dabei haben die Jungs noch mehr gemeinsam als die Heimat und die Spielzeit in Ulm - alle drei fühlen sich auf der "Sechs" wohl. Auf der Position, die im modernen Spiel immer wichtiger wird und von Vorbildern wie Toni Kroos oder Bastian Schweinsteiger gespielt wird.

Gabriel Galinec, 15 Jahre alt, spielte zunächst bei der TSG Ehingen und wechselte zur Saison 2013/4 zum SSV Ulm, direkt danach ging es zum FC Augsburg. Im Aufbaubereich U12 bis U15 des Clubs befindet sich auch ebenfalls der 14-jährige Leon Glocker vom TSV Allmendingen. Komplettiert wird das Augsburger "Trajkowski-Trio" von Timo Hildenbrand: Während die anderen beiden bereits eine Weile beim bayerischen Club sind, ist der 13-Jährige derzeit in seiner ersten Vorbereitung bei der U14 im neuen Verein. Sein persönliches Highlight bisher als Fußballer war der Gewinn mit der U11 beim Cordial Cup in Kitzbühel, einem der größten und bestbesetzten Fußball-Jugendturniere. "Damit hatte keiner gerechnet. Aber immer, wenn man auf solche Konkurrenz trifft, dann ist der Ansporn, noch besser zu trainieren und zu spielen, groß. Man ja will sich ja beweisen."

Den Einstieg in die neue Mannschaft haben Timo zwei Jungs aus Illertissen und Bronnen erleichtert, die mit ihm im Team spielen. Mehrmals in der Woche pendeln die Fußballer zum Club. "Vier Mal Training in der Woche ist normal", sagt Gabriel Galinec. Ein normaler Tag sieht bei dem Nachwuchsspieler so aus: Bis 13 Uhr Schule, anschließend um 15 Uhr mit dem Zug von Ulm nach Augsburg. Dort fährt dann ein vereinseigener Shuttleservice zum Trainingsgelände. Zuhause sei er dann erst nach 21 Uhr. Die Freizeit bleibt im wahrsten Sinne auf der Strecke. Dafür stellen sich bei einem solchen Engagement im Idealfall viele Erfolge ein. Der persönlich größte für Timo war die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft bei Dortmund. "Mit dem Landeskader ging es mal nach Duisburg, das war auch einmalig", schwärmt der Ehinger.

Trotz aller Erfolge und der steil angelegten Karriere der Nachwuchskicker tritt gerade auch der Spieleberater Trajkowski zwischendurch auf die Bremse. "Wir wollen nichts übers Knie brechen. Es ist genau so wichtig, die Schule nicht zu vernachlässigen", sagt er. Daher kümmern sich in Augsburg im Zweifel auch Pädagogen um die Nachwuchskicker, falls es zu Problemen kommen sollte. Timo besucht die Sportklasse des Anna-Essinger-Gymnasiums in Ulm, Leon ist an der Realschule Ehingen am Wenzelstein, Gabriel an der Längenfeldschule. Nur wenn das Gesamtpaket stimme man und dabei Schule und Lernen nicht vergesse, sei der Weg ins Profitum geebnet, sagt Theo Trajkowski.

Bisher ist seine Tätigkeit als Scout parallel zum Trainerdasein beim FV Schelklingen-Hausen in der Kreisliga A verlaufen. In den nächsten ein bis zwei Jahren will er sich aber speziell auf die Scout-Tätigkeit konzentrieren, deshalb könne er nicht auch noch Trainer sein. "Leider", bedauert er. An Wochenenden sei die Beobachtung zu kurz gekommen, jetzt könne er viel mehr Spiele anschauen. "Auch mal ,undercover’, sagt er lachend.

Sieben Spieler von der U14 bis zur U19 hat er unter seinen Fittichen. Zu seinen Schützlingen gehören unter anderem der ebenfalls in Augsburg spielende, 17-jährige Torwart Lucca Nagel sowie der Mann im linken Mittelfeld beim 1. FC Nürnberg, Philipp Hercher (19).

Im Profiklub geht’s schon anders zu als beim Heimatverein, wie Leon erfahren hat: Taktikschulungen etwa seien ganz wichtig. "Das Verschieben mit der gesamten Mannschaft etwa war für mich am Anfang neu". Auch das intensive Einstudieren von Spielzügen brauche erst mal Zeit. Auf die Frage nach Herzklopfen beim ersten Spiel gegen einen Topklub schüttelt er energisch den Kopf: "Wieso auch? Wir als Mannschaft sind genauso stark, das wissen die Gegner natürlich auch."

Und wer weiß: Vielleicht spielt ja auch bald ein gewisser Galinec, Glocker oder Hildenbrand in der Bundesliga . . .

Aufrufe: 08.7.2015, 08:37 Uhr
SVEN KOUKAL | SWPAutor