2024-05-08T11:10:30.900Z

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Auf allen Positionen doppelt besetzt

HESSENLIGA: +++ Aufsteiger sieht sich für eine starke Hessenliga gut gerüstet +++ ,,Spielweise beibehalten" +++

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WATZENBORN-STEINBERG. ,,Egal wie ich es mache, eigentlich kann ich nichts falsch machen." Angesprochen auf seine Startelf für die Aufaktpartie gegen den SV Buchonia Flieden am Samstag findet Daniel Steuernagel diese klaren Worte, die davon zeugen, wie sehr der Trainer des SC Teutonia Watzenborn-Steinberg von seinem Kader überzeugt ist.

,,Ankommen", dieser viel zitierte Begriff, wenn es darum geht, eine Etage höher Fuß zu fassen, gilt natürlich auch für die Pohlheimer. Weil schon in der Aufstiegssaison im Grunde genommen ein Team beisammen war, dem die Hessenliga zugetraut werden konnte, dürfte angesichts der insgesamt elf Neuzugänge folgendes klar sein: ,,Ankommen", sprich Spiele gewinnen und die Abstiegsränge hinter sich lassen, sollten die Teutonen eher früher als später.

Gleichwohl ist mit Steuernagel anzunehmen, dass die Liga an Qualität zugelegt hat und bei der Formulierung einer Zielsetzung, die über die branchenübliche eines Neulings hinausgeht, Vorsicht geboten ist: ,,Die Hessenliga ist in diesem Jahr sehr, sehr stark. Aufsteiger wie Borussia Fulda und Hessen Dreieich sind eine Bereicherung, viele Klubs haben investiert. Sehr viele der Vereine, die von Höherem träumen, sind aus meiner Sicht gut damit beraten, zunächst einmal wie wir so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Vielleicht mit Ausnahme des SV Wiesbaden und TSV Lehnerz, die auf den ersten Blick die Nase vorne haben könnten."

Richtet der Coach den Fokus wieder auf die eigene Mannschaft, dann äußert er sich durchweg positiv über die Eindrücke über die Vorbereitung: ,,Wir haben sehr, sehr gut trainiert. Das Niveau ist nochmals gestiegen. Das erkennt man unter anderem daran, dass wir in der Lage sind, über längere Zeit ein höheres Tempo zu gehen. Und daran, dass die Bälle auch dann besser gespielt werden, wenn die Jungs müde werden."

Verantwortlich dafür zeichnen neben den Verbandsliga-Meistern natürlich die Neuverpflichtungen, die auf allen Positionen für einen Konkurrenzkampf auf Biegen und Brechen sorgen. Im Tor hatte Steuernagel mit Stephan Jäckel (Eintracht Stadtallendorf) und Dominik Geiss (FC Ederbergland) bereits zwei ligaerfahrene, junge Keeper mit Entwicklungspotenzial nach oben zur Verfügung, ehe zudem kurzfristig noch Yannick Dauth vom Regionalligisten Sportfreunde Lotte hinzukam. Drei Kandidaten für einen Posten, auf dem selten getauscht wird - Steuernagel mag darin keinen Konfliktherd erkennen: ,,Das hat sich ergeben, da Yannick auf dem Markt war. Stephan und Dominik nehmen die Situation sportlich und geben Gas." Die Entscheidung, wer als Nummer Eins beginnt, hat der Trainer seinen Schlussleuten bislang nicht mitgeteilt. Zumindest nach außen räumt Steuernagel dem womöglich aufgrund seiner Vita mit den Stationen in Lotte und bei den Sportfreunden Siegen zu favorisierenden Dauth (noch) keine Vorteile ein: ,,Es ist nicht so, dass er den anderen überlegen ist. Es ist ein offener Dreikampf."

Offener gestaltet sich ferner die Besetzung der Innenverteidigung. Waren hier bislang die beiden Routiniers Michael Bodnar und Patrick Neubert nicht zu ersetzen, bieten sich nun einige Alternativen an. Allen voran Vaclav Koutny, den der SC über einen Spielervermittler an Land gezogen hat. Der 23-Jährige Tscheche, der bei Sigma Olmütz in der ersten tschechischen Liga immerhin 40 Einsätze absolvierte, versucht in Watzenborn den Einstieg in den bezahlten Fußball in Deutschland einzuleiten. ,,Man merkt, wie zielorientiert er ist", sagt Steuernagel, der in der noch vorhandenen Sprachbarriere kein Hindernis sieht: ,,Er spricht auf dem Platz, ist präsent und kann die Leute einweisen. Die Kommandos sind ja international, und die beherrscht er."

Raul Guzu aus Stadtallendorf, mit dem nach seinem Kreuzbandriss aus dem März im September wieder zu rechnen ist, und der bei Eintracht Frankfurt ausgebildete Mazedonier Viktor Talevski sind ebenfalls Anwärter für den zentralen Bereich der Abwehr, zumal der verletzungsanfällige Patrick Neubert aktuell mit einem Ödem am Fuß pausieren muss.

Mirko Freese (beide A-Jugend TSG Wieseck), Barbaros Koyuncu (SC Waldgirmes), Marvin Fröls (A-Jugend Kickers Offenbach) und Robin Kraft (JFV Mittelhessen) erweitern das Angebot an Offensivakteuren mit bewährten Kräften, wie Denis Weinecker, Gino Parson, Ngolo Ouattara oder Raffael Szymanski, sodass sich kaum ein Spieler eines Stammplatzes sicher sein dürfte.

,,Es wird ein Gerüst geben, aber wir werden auch von Spieltag zu Spieltag schauen", sagt der Coach, der den Konkurrenzkampf in den Testspielen befeuerte, indem er viel durchwechselte. Jeweils Siege fuhren die Grün-Weißen in den sieben Partien, die durchweg gegen Klubs aus der Verbandsliga bestritten wurden, ein. Kein Nachteil sei es, so Steuernagel, dass der Ernstfall ,,Hessenliga-Niveau" nicht simuliert werden konnte: ,,Ich denke, dass ich die Defizite sehe, auch wenn sie nicht bestraft werden. Außerdem ist es doch ohnehin so: Wenn wir gegen Flieden gewinnen, wird es heißen, dass wir uns vorher ordentlich Selbstvertrauen geholt haben. Falls wir verlieren, dass wir vorher nur unterklassige Gegner hatten."

Eine Systemfrage stellt sich bei den Pohlheimern unabhängig von der Gegnerschaft ohnehin nicht: ,,Wir wollen unsere Spielweise beibehalten und haben danach die Vorbereitung ausgerichtet. Wir wollen weiterhin dominant spielen und es über das schnelle Umschaltspiel probieren. Das passt gut zu den Jungs und wir müssen keine Angst haben."

Keine Angst, aber zumindest die Befürchtung, nicht zum 18er-Aufgebot für das Flieden-Match zu gehören, müssen einige Spieler haben, denn außer Guzu und Neubert sind 22 Feldspieler und die drei Keeper fit und einsatzbereit. ,,Die Elf bestimme ich aus der Mixtur aus aktueller Form, dem Gesamtpaket der Vorbereitung und danach, was zu Flieden passt", benennt Steuernagel seine Kriterien für die Zusammenstellung der Anfangsformation und ergänzt: ,,Wir haben unheimlich viele Möglichkeiten und viele variable Spieler. Wichtig wird sein, die richtige Mischung zu finden."

Sorgen vor durch unzufriedene Akteure geschürte Unruhe macht sich der Grundschullehrer momentan nicht: ,,Das weiß man nie, aber ich glaube nicht, dass das der Fall sein wird. Ich treffe transparente Entscheidungen nach der Leistung, die man dann akzeptieren kann. Wer das anders sieht, auf den kann ich keine Rücksicht nehmen." Sofern es den Teutonen gelingt, ihre zweifelsohne vorhandenen fußballerischen Fähigkeiten als geschlossene Einheit auf den Rasen zu bringen, ist die Zuversicht Steuernagels nachvollziehbar: ,,Ich bin sehr, sehr optimistisch, dass wir erfolgreich sein werden - egal wer aufläuft."



Aufrufe: 023.7.2015, 11:07 Uhr
Marc O. SteinertAutor