2024-05-10T08:19:16.237Z

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Auch Salate vom 1. FC Kleve abgerechnet

Weitere Details zu den angeblichen Praktiken des Landesligisten in früheren Jahren

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Neben dem bestätigten Erörterungstermin wurden jetzt weitere Vorwürfe der Staatsanwaltschaft bekannt, mit welchen Methoden die Verantwortlichen des 1. FC Kleve Spieler ohne die lästigen Abgaben entlohnt haben sollen.
So werden in der Anklageschrift mehrere "Steuersparmodelle" dargestellt. Neben einem offiziellen Vertrag soll ein weiterer abgeschlossen worden sein, der gern auch als "Nettovertrag" bezeichnet wird. Prämien und Sonderzahlungen sollen so, nicht sonderlich überraschend und kreativ, am Fiskus vorbei an die Spieler gezahlt worden sein. In gut gepolsterten Briefumschlägen wechselten diese Beträge in der Regel nach Trainingseinheiten den Besitzer. Allein 150 Euro sollen laut Anklage pro Sieg ausgezahlt worden sein. Der 1. FC gewann, wie es für ein Spitzenteam nicht ungewöhnlich ist, 2006 häufig. Allein in diesem Jahr sollen knapp 25 000 Euro nur an Punktprämie verteilt worden sein. Bei drei Erfolgen gab's somit in einem Monat 450 Euro nur fürs Siegen zusätzlich.

Spieler kassierten, so die Anklage, Übungsleiter-Pauschalen, obwohl sie nie ein Training leiteten. Wohnungen wurden offenbar "kostengünstig" bereitgestellt, Tankkarten sollen verteilt worden sein. Nicht unkreativ war wohl auch das Modell "Fahrtkosten". Laut Anklage sollen etliche Akteure allein in ihren Autos zu Auswärtsspielen angereist sein, um so Fahrtkosten abrechnen zu können. Der ebenfalls eingesetzte Mannschaftsbus trug seinen Namen demnach zu Unrecht.

Mehr als 70 Namen tauchen in einer Anlage der Anklageschrift auf, bei denen offenbar nicht ordnungsgemäß abgerechnet wurde. Lebenspartnerinnen und Ehefrauen der Spieler sollen mit Scheinverträgen ausgestattet worden sein. Ex-Profi Stephan Schulz-Winge wurde, so sieht es jedenfalls die Staatsanwaltschaft, bei einem Dachdeckerunternehmen angestellt, habe dort jedoch nie einen Hammer in der Hand gehabt. Ein Höhepunkt in der Anklageschrift ist jedoch die Aussage eines Angeschuldigten, für den das Modell "Lohnsplitting" mit Familienangehörigen angewandt worden sein soll. Der Mann hat offenbar gegenüber den Ermittlern Zahlungen an seine Mutter damit erklärt, dass diese doch immer Salate gemacht habe.

In der Anklage heißt es zudem sinngemäß, der Verein sei bereits 2006 chronisch klamm gewesen. Sprich: Rot war bereits da die bestimmende Farbe in der Buchhaltung. Es war offenbar die Zeit beim 1. FC Kleve angebrochen, in der man nur - wie es im Fußball gerne heißt - von Spiel zu Spiel dachte. Ein klassischer Fall von "Einmal zu oft aufgestiegen". Am 11. März 2011 hatte der 1. FC Kleve beim Amtsgericht den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrenes gestellt.

Dönisch-Seidel soll 10 000 Euro für Titel versprochen haben

Der ehemalige FC-Vorsitzende Uwe Dönisch-Seidel (62) hatte nach Erhebung der Anklage durch seinen Anwalt mitteilen lassen, dass er sich gegen den Vorwurf eines vorsätzlichen Fehlverhaltens wehre und weiterhin nichts zu verbergen habe. Laut Anklageschrift soll er unter anderem Punktprämien ausgehandelt haben. Bei einem Trainingslager in Belek hat er im Fall eines Aufstiegs, so die Staatsanwaltschaft, jedem Spieler 10 000 Euro versprochen, die laut Anklageschrift jedoch trotz Aufstiegs nicht gezahlt wurden. Nach Aussagen von zwei früheren Sportlichen Leitern, die als Zeugen auftreten, sollen in Vorstandssitzungen die Vertragsdetails besprochen worden sein. Dönisch-Seidel soll demnach von den kreativen Abrechnungsmodellen gewusst und innovativ daran mitgearbeitet haben.

Aufrufe: 011.11.2014, 09:51 Uhr
RP / pejAutor