Herr Joerg, die Entlassung von André Weingärtner kam überraschend, für ihn, für die Spieler, für die Öffentlichkeit. Wann und wie haben Sie davon erfahren und was ging in dem Augenblick und in den Tagen danach in Ihnen vor?
Auch für mich kam die Nachricht kurz vor dem Training am Mittwoch vergangener Woche überraschend. Viel Zeit zum Nachdenken blieb aber nicht, da wir die Mannschaft auf das Spiel in Winnweiler vorbereiten mussten.
Der Vorstand hat gegenüber der Öffentlichkeit erklärt, dass er mit Ihnen auf jeden Fall bis zum Saisonende weitermachen will. Gleichzeitig hieß es, dass die Erwartungen im bisherigen Saisonverlauf nicht erfüllt wurden. Nun haben ja Sie und Weingärtner seit knapp zwei Jahren zusammengearbeitet und – so stellte es sich nach außen dar – an einem Strang gezogen. Was für Möglichkeiten sehen Sie vor diesem Hintergrund, an der Situation etwas zu verbessern?
Letztendlich müssen wir auf den Prüfstand stellen, welche mannschaftstaktischen Ausrichtungen wir überdenken müssen, oder ob wir Schwerpunkte in anderen Bereichen legen. Da gibt es grundsätzlich, unabhängig von Erfolg oder Misserfolg, immer Möglichkeiten etwas zu verändern.
Laut André Weingärtner waren er und Sie sich in der Trainingsarbeit einig. Die Trainingsinhalte seien gemeinsam entwickelt worden, sie beide hätten dieselbe Spielidee verfolgt. Was wollen und können Sie denn ganz praktisch verändern, um den gewünschten Umschwung herbeizuführen und mehr aus der Mannschaft herauszuholen?
Die Trainingssteuerung kann nicht von heute auf morgen geändert werden, da werden wir sehen, was wir verändern können und müssen. Des Weiteren stehen auch noch Einzelgespräche mit Spielern aus. In meiner vorherigen Position als Co-Trainer waren diese Gespräche selbstverständlich nicht so intensiv.
Der Vorstand hat auch gesagt, dass es keine Verstärkungen in der Winterpause geben wird. Reicht die Qualität des Kaders aus, um die Lücke zu den drei Spitzenmannschaften (elf bis sieben Punkte) noch zu schließen?
Ob wir den Rückstand aufholen können, liegt ja nicht nur an uns, sondern auch vor allem an den vor uns platzierten Mannschaften. Jedoch ist im Fußball vieles möglich, was wir auch schon vielfach miterleben durften.
Sie arbeiten jetzt seit einer Woche in der „Chefrolle“ mit den Spielern? Was hat sich verändert – bei Ihnen und bei den Spielern?
Was sich bei den Spielern verändert hat, müssen Sie die Spieler fragen. Für mich hat sich verändert, dass ich die Entscheidungen zunächst alleine treffe.
Hatten Sie denn das Gefühl, dass beim 4:1-Sieg in Winnweiler Veränderungen bei den Spielern zu erkennen waren, und wenn ja, woran machen Sie das fest?
Bei einem neuen Chef-Trainer gibt es für die Mannschaft immer einen neuen Impuls. Jeder will sich von seiner besten Seite zeigen. Das hat man gerade in der ersten Halbzeit gemerkt, als nahezu alles klappte. Mit jedem weiteren Erfolgserlebnis wächst natürlich auch das Selbstbewusstsein.
Am Sonntag gastiert der Tabellenvierzehnte Ludwigshafener SC in Waldalgesheim. Unter den gegebenen Umständen ist ein Sieg Pflicht. Sehen Sie das auch so, mit welchem Kader können Sie rechnen, und wie gehen Mannschaft und Trainer mit diesem Druck um?
Die Umstände sind jetzt nicht anders als vor zwei Wochen. Gegen den Ludwigshafener SC haben wir etwas gutzumachen. Drei Punkte sind Pflicht. Wir können hoffentlich mit demselben Kader für das Spiel gegen Ludwigshafen planen. Nils Balder und Michael Schmuck könnten am Sonntag ebenfalls wieder eine Alternative darstellen. Definitiv fehlen die verletzten David Stipp, Lars Weingärtner, Patrick Walther, Jan Förstel (wieder im Lauftraining) sowie Konstantin Sawin, der leider erkrankt ist. Unabhängig davon ist der Kader breit und gut genug, dass wir, wie schon in Zeiskam und in Winnweiler, solche Situationen auffangen können.