Als der leichte Sommerwind den Schlusspfiff des Schiedsrichters in Forth an die Seitenauslinie trug, da gab es für die Fans des ASV Möhrendorf kein Halten mehr. Irgendwo kurz vor der Mittellinie entlud sich dieses grenzenlose Gefühl der Glückseligkeit. Dort nämlich, wo die sprintenden Anhänger auf ihre siegreichen Helden trafen. Mit 3:0 hatten die Möhrendorfer zuvor das Relegationsspiel gegen die SpVgg Sittenbachtal gewonnen, es war das Happy End einer kuriosen Saison.
"Wir haben gut gekämpft, Sittenbachtal hat aggressiv gespielt, aber wir haben verdient gewonnen. Es war eine hammermäßige Saison. Ich bin total überwältigt", sagte Spielertrainer Heinz Halmer. An den Jubelszenen kurz nach Abpfiff, als sich gestandene Männer minutenlang in den Armen lagen, strahlend, wie kleine Kinder am Weihnachtsbaum, konnte jeder erkennen: Dieses Spiel war nicht irgendein Spiel. Es war Relegation, 90 Minuten, in denen sich eine ganze Saison entscheidet.
Und auch das Örtchen Möhrendorf mit seinen knapp 5000 Einwohnern war die ganze Woche schon elektrisiert gewesen: "ASV Relegation. Hopp etz", war auf einem Gartentor zu lesen. Und am Samstagnachmittag hatten sich zwei Fanbusse auf den Weg gemacht, um beim letzten Schritt in die Kreisliga auf dem Sportgelände des ASV Forth mitzuhelfen. Es gelang. Denn tatsächlich erblickte man auf der kleinen Anhöhe an der Seitenlinie kein grünes Gras mehr, sondern stattdessen ein gelb-schwarzes Meer aus Fans, die mit Plakaten, Trommeln und Fangesängen zum zwölften, ach was, zum dreizehnten und vierzehnten Mann des ASV wurden: "Die Unterstützung von außen war überragend", betonte auch Halmer hinterher. 23 Minuten lang klatschten und trommelten die Zuschauer, ehe der gelb-schwarze Pulk das erste Mal so richtig explodierte: Florian Bauer, ein ballsicherer Linksverteidiger, der für Stabilität und Antrieb im Möhrendorfer Spiel sorgte, hatte sich von hinten mit auf den Weg gemacht, um eine Flanke von Marc Suffa-Petri mit dem Kopf über den herausgeeilten Keeper ins Tor zu bugsieren: 1:0.
Möhrendorf war in der ersten Halbzeit das agilere und bessere Team, das zielstrebiger nach vorne spielte. Sittenbachtal hatte erst kurz vor der Pause zwei halbwegs gefährliche Torgelegenheiten. In der Offensive war Tobias Scharrer der gefährlichste Sittenbachtaler — allerdings zu sehr auf sich alleine gestellt. In diesem Relegationsspiel offenbarte sich letztlich auch, dass ein Aufstieg für die Spielvereinigung noch einen Tick zu früh gekommen wäre: Satte 14 Punkte Rückstand betrug der Abstand auf den 1.FC Schnaittach, den Meister der Kreisklasse 4. Ganz anders Möhrendorf, das in der Kreisklasse 1 elf Punkte mehr gesammelt hatte und die Meisterschaft nach zuletzt 14 Siegen aus 16 Spielen verpasste.
Auch in der zweiten Halbzeit war dann dieser Qualitätsunterschied erkennbar, obwohl Sittenbachtal ebenfalls die ein oder andere gefährliche Torgelegenheit vorzuweisen hatte. Einen Blackout eines Sittenbachtaler Innenverteidigers nutzte Johannes Müller schließlich zum 2:0. Wiederum Müller machte in der 75. Minute den Deckel drauf. "Es war ein unbeschreibliches Gefühl", sagte Torschütze Florian Bauer. "Wir sind alle mega stolz. Auch auf unsere Fans." Mit denen wurde anschließend natürlich noch die dritte Halbzeit gefeiert, das hatten sich beide Teile, der ganze Ort im Fußballfieber verdient. "Wir gehen jetzt erst mal nach Möhrendorf, reißen die Hütte ab und dann schauen wir mal weiter", sagte Heinz Halmer glücklich, der als Trainer bereits den dritten Kreisliga-Aufstieg feierte. Vorher war ihm das mit Poxdorf und Lonnerstadt gelungen.
Vieles war neu an diesem Abend für die Kreisklassen-Kicker aus Möhrendorf: Die vielen Fans, die Stimmung, der Adrenalin-Kick beim Einlaufen aufs Feld. Eine Sache aber, das wurde noch auf dem Feld des ASV Forth deutlich, muss man den Spielern und ihren Fans sicherlich nicht mehr beibringen: richtig zu feiern.