2024-05-10T08:19:16.237Z

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Spieler und Fans feierten am Samstag den Aufstieg der Möhrendorfer in die Kreisliga.  F: Zink
Spieler und Fans feierten am Samstag den Aufstieg der Möhrendorfer in die Kreisliga. F: Zink

Möhrendorf zelebriert den gelb-schwarzen Wahnsinn

Zwei Fanbusse, Plakate, laute Gesänge - ein ganzer Ort treibt sein Team in die Kreisliga

Der ASV Möhrendorf hat am Samstag den Aufstieg in die Kreisliga gepackt. Großen Anteil haben nicht nur das Team oder der Trainer – sondern der ganze Ort, der in einer Disziplin schon jetzt weltklasse ist.

Als der leichte Sommerwind den Schlusspfiff des Schiedsrichters in Forth an die Sei­tenauslinie trug, da gab es für die Fans des ASV Möhrendorf kein Hal­ten mehr. Irgendwo kurz vor der Mit­tellinie entlud sich dieses grenzenlose Gefühl der Glückseligkeit. Dort näm­lich, wo die sprintenden Anhänger auf ihre siegreichen Helden trafen. Mit 3:0 hatten die Möhrendorfer zuvor das Relegationsspiel gegen die SpVgg Sittenbachtal gewonnen, es war das Happy End einer kuriosen Saison.

"Wir haben gut gekämpft, Sitten­bachtal hat aggressiv gespielt, aber wir haben verdient gewonnen. Es war eine hammermäßige Saison. Ich bin total überwältigt", sagte Spielertrai­ner Heinz Halmer. An den Jubelsze­nen kurz nach Abpfiff, als sich gestan­dene Männer minutenlang in den Armen lagen, strahlend, wie kleine Kinder am Weihnachtsbaum, konnte jeder erkennen: Dieses Spiel war nicht irgendein Spiel. Es war Relega­tion, 90 Minuten, in denen sich eine ganze Saison entscheidet.

Und auch das Örtchen Möhrendorf mit seinen knapp 5000 Einwohnern war die ganze Woche schon elektri­siert gewesen: "ASV Relegation. Hopp etz", war auf einem Gartentor zu lesen. Und am Samstagnachmittag hatten sich zwei Fanbusse auf den Weg gemacht, um beim letzten Schritt in die Kreisliga auf dem Sportgelände des ASV Forth mitzuhelfen. Es gelang. Denn tatsächlich erblick­te man auf der kleinen Anhöhe an der Seitenlinie kein grünes Gras mehr, sondern stattdessen ein gelb-schwarzes Meer aus Fans, die mit Plakaten, Trommeln und Fangesängen zum zwölften, ach was, zum dreizehnten und vierzehnten Mann des ASV wur­den: "Die Unterstützung von außen war überragend", betonte auch Hal­mer hinterher. 23 Minuten lang klatschten und trommelten die Zuschauer, ehe der gelb-schwarze Pulk das erste Mal so richtig explodierte: Florian Bauer, ein ballsicherer Linksverteidiger, der für Stabilität und Antrieb im Möhrendor­fer Spiel sorgte, hatte sich von hinten mit auf den Weg gemacht, um eine Flanke von Marc Suffa-Petri mit dem Kopf über den herausgeeilten Keeper ins Tor zu bugsieren: 1:0.

Möhrendorf war in der ersten Halb­zeit das agilere und bessere Team, das zielstrebiger nach vorne spielte. Sit­tenbachtal hatte erst kurz vor der Pau­se zwei halbwegs gefährliche Torgele­genheiten. In der Offensive war Tobi­as Scharrer der gefährlichste Sitten­bachtaler — allerdings zu sehr auf sich alleine gestellt. In diesem Relegati­onsspiel offenbarte sich letztlich auch, dass ein Aufstieg für die Spielvereinigung noch einen Tick zu früh gekommen wäre: Satte 14 Punkte Rückstand betrug der Abstand auf den 1.FC Schnaittach, den Meister der Kreisklasse 4. Ganz anders Möh­rendorf, das in der Kreisklasse 1 elf Punkte mehr gesammelt hatte und die Meisterschaft nach zuletzt 14 Siegen aus 16 Spielen verpasste.

Blackout zum 0:2

Auch in der zweiten Halbzeit war dann dieser Qualitätsunterschied erkennbar, obwohl Sittenbachtal ebenfalls die ein oder andere gefährli­che Torgelegenheit vorzuweisen hat­te. Einen Blackout eines Sittenbachta­ler Innenverteidigers nutzte Johannes Müller schließlich zum 2:0. Wiederum Müller machte in der 75. Minute den Deckel drauf. "Es war ein unbe­schreibliches Gefühl", sagte Torschüt­ze Florian Bauer. "Wir sind alle mega stolz. Auch auf unsere Fans." Mit denen wurde anschließend natürlich noch die dritte Halbzeit gefeiert, das hatten sich beide Teile, der ganze Ort im Fußballfieber ver­dient. "Wir gehen jetzt erst mal nach Möhrendorf, reißen die Hütte ab und dann schauen wir mal weiter", sagte Heinz Halmer glücklich, der als Trai­ner bereits den dritten Kreisliga-Auf­stieg feierte. Vorher war ihm das mit Poxdorf und Lonnerstadt gelungen.

Vieles war neu an diesem Abend für die Kreisklassen-Kicker aus Möhren­dorf: Die vielen Fans, die Stimmung, der Adrenalin-Kick beim Einlaufen aufs Feld. Eine Sache aber, das wurde noch auf dem Feld des ASV Forth deutlich, muss man den Spielern und ihren Fans sicherlich nicht mehr bei­bringen: richtig zu feiern.

Aufrufe: 012.6.2017, 11:26 Uhr
Micha Schneider (Erlanger Nachrichten)Autor