2024-05-10T08:19:16.237Z

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Peinlich für den SSV Jahn: Ein früherer Jugendtrainer sich hat nach Überzeugung der Aschaffenburger Staatsanwaltschaft an einem oder mehreren Schützlingen vergriffen.  Foto: Mz-Archiv/ altrofoto.de
Peinlich für den SSV Jahn: Ein früherer Jugendtrainer sich hat nach Überzeugung der Aschaffenburger Staatsanwaltschaft an einem oder mehreren Schützlingen vergriffen. Foto: Mz-Archiv/ altrofoto.de

Anklage gegen Ex-Coach ist fertig

Die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg hat ihre Ermittlungen gegen Jahns Jugendtrainer wegen sexuellen Missbrauchs abgeschlossen

Im Herbst letzten Jahres wurden die ersten Vorwürfe gegen den ehemaligen Coach der Jahn-Jugend laut: Demnach hatte der Mittzwanziger bei einem Trainingslager außerhalb von Regensburg einen oder mehrere Schützlinge sexuell missbraucht. Erstmals konfrontiert mit diesen Anschuldigungen, hatte der Trainer alles abgestritten. Er war in der Zwischenzeit zu einem anderen Verein im Großraum Frankfurt gewechselt. Nach monatelangen Ermittlungen steht nun wenigstens für die Staatsanwaltschaft in Aschaffenburg fest: Der Trainer hat sich tatsächlich des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht. Das ergab eine Anfrage der MZ/FuPa beim Aschaffenburger Oberstaatsanwalt Helmut Hasenstab. Vor wenigen Tagen wurde die Anklageschrift an den Beschuldigten übersandt, sagte der Sprecher.

Langwieriges Prozedere

Nach der Strafprozessordnung haben der frühere Jahn-Jugendtrainer und seine Verteidiger nun Gelegenheit, sich zu den Anschuldigungen zu äußern. Erst dann entscheidet die Jugendkammer am Landgerichts Aschaffenburg in ihrer Funktion als Jugendschutzgericht, ob die Anklage in dieser Form zugelassen wird oder ob noch Nachermittlungen stattfinden müssen. Bis der Strafprozess terminiert wird, vergehen in aller Regel noch einmal mehrere Monate. Die Vorwürfe der Opfer, die alle aus Regensburg stammen, waren laut Geschäftsführung des SSV Jahn erst bekannt geworden, als der Jugendtrainer nach einjähriger Tätigkeit beim SSV Jahn zu dem neuen Arbeitgeber gewechselt hatte. Wie die Geschäftsführer im Herbst 2014 gegenüber der MZ/FuPa versicherten, waren es aber nur strategische Gründe, warum sich der Verein von dem Trainer trennte: ,,Wir wollten inhaltlich eine andere Lösung", betonte Johannes Baumeister.

Auswärtige Trainingslager

Wie die MZ/FuPa damals aus vertraulicher Quelle erfuhr, soll es in einem Trainingslager mit Übernachtung außerhalb Regensburgs zu den behaupteten sexuellen Übergriffen gekommen sein. Solche Veranstaltungen, die etwa zehn bis zwölfmal pro Jahr stattfinden, würden dem Vereinsnachwuchs auf überregionaler Ebene als Leistungsvergleich dienen, da man hier auf ebenbürtige gegnerische Mannschaften trifft. ,,Wir haben hier bei uns ja die besten Jugendspieler aus dem Umkreis. Da muss man sich auch mit Profi-Vereinen messen", hatte Dr. Christian Keller zu den auswärtigen Übernachtungen erklärt. Sehr oft würden außerdem die Eltern der jüngeren Spieler ihre Buben begleiteten.

Wie die Jahn-Chefs damals betonten, habe man sich nichts vorzuwerfen. Der Jugendtrainer sei von einem Profi-Verein zum Jahn gekommen. Auch das Prozedere beim Auswahlverfahren sei gründlich und gewissenhaft, versicherten die beiden Geschäftsführer. Der Verein habe außerdem bereits vor der gesetzlichen Einführung gefordert, dass Jugendtrainer grundsätzlich ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen müssen. Auch daraus hätten sich keinerlei Indizien ergeben, die Anlass für Misstrauen oder Zweifel gegenüber dem Trainer geboten hätten. Der neue Arbeitgeber des Jugendtrainers in Hessen trennte sich von ihm, als die Vorwürfe bekannt wurden.

Aufrufe: 03.3.2015, 12:00 Uhr
Gertrud BaumgartlAutor