2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview der Woche
Foto/Grafik: Pfeifer/cwa
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Anja Mathis ist nicht ganz weg

Ehemalige Spielleiterin der SG Kirchardt organisiert Hallenturnier +++ Nur noch sporadisch auf dem Sportplatz +++ Nicht im Groll das Amt aufgegeben

Anja Mathis war 15 Jahre lang Spielleiterin bei der SG Kirchardt und hat zum Ende der vergangenen Saison ihr Amt niedergelegt. Nach einigen Monaten Abstand blickt sie auf ihr Wirken bei der SG zurück und nahm zu den Fragen von FuPa Sinsheim Stellung.
Frau Mathis, was hat Sie dazu bewegt, das Amt der Spielleiterin in Kirchardt abzugeben?

Anja Mathis: Es war relativ früh klar, dass ich Ende der vergangenen Runde aufhören würde. Ich habe dies bereits ein Jahr zuvor in der Mitgliederversammlung bekannt gegeben. Über viele Jahre hinweg musste ich diese Aufgabe alleine machen. Ich bin aber keinesfalls im Streit gegangen, es gab nur unterschiedliche Auffassungen, aber nichts Gravierendes.

Nach dem Abstieg habe ich an Trainer Peter Pitz fest gehalten, da ich die Schuld nicht bei ihm alleine, sondern vor allem bei den Spielern, aber auch bei mir und den anderen Verantwortlichen gesehen habe. Er war am Ende die einzige Hilfe für mich, da er noch Betreuer- und Spielausschuss-Aufgaben übernommen hat. Ich habe die Aufgabe fast 15 Jahre lang ausgeübt und war die meiste Zeit alleine. Und das, obwohl die Aufgaben wie auch im Beruf immer vielfältiger und intensiver geworden sind.

Ich habe es nicht bereut, den Schritt getan zu haben.

Was lief in letzter Zeit schief?

Mathis: Wir haben in den vergangenen Runden keine besonderen und verlässlichen Spieler mehr hinzu bekommen und die meisten waren in der Winterpause bereits wieder weg. Eine schlagkräftige Truppe zu bekommen wird immer schwieriger. Früher ist einiges an Geld bezahlt worden, wodurch wir einen gewissen Ruf im Kreis hatten. Die Zeiten sind jedoch lange vorbei und jetzt müssen wir Lehrgeld bezahlen.

Gut 15 Jahre lang wurde die Jugendarbeit total vernachlässigt. Lange Jahre haben wir so gut wie keine eigenen Spieler aus der Jugend bekommen. In absehbarer Zeit wird sich aber die gute Jugendarbeit, die von Alexander Weißgerber hervorragend aufgebaut wurde, ausbezahlen und wir können auf gute Spieler, die derzeit noch A- und B-Jugend spielen, zurückgreifen.

Lange Zeit machte die Tätigkeit viel Spaß, aber das letzte halbe Jahr war weniger schön. Ich bin aber in keinster Weise im Groll gegangen.

Nicht mehr ständig präsent

Wie sehen Sie die derzeitige Situation im Fußball-Seniorenbereich?

Mathis: Der neue Vorsitzende Alexander Weißgerber, der zuvor acht Jahre lang als Jugendleiter fungiert hatte, wird in der Vereinsführung relativ alleine gelassen und ist die einzige Person, die bei der SG das Sagen hat. Der sportliche Erfolg ist zu Beginn der neuen Saison etwas zurückgekommen, doch seit ein paar Wochen läuft es nicht mehr ganz optimal. Ich selbst habe zu Rundenbeginn drei Spiele gesehen. Wenn ich Lust habe, schaue ich mir ein Spiel an, muss aber nicht mehr permanent präsent sein. Ich denke, dass der neue Trainer Martin Schenk einen guten Draht zu den Spielern hat und mit Heiko Frank ein guter Co-Trainer an seiner Seite steht.

Haben Sie sich aus dem Vereinsgeschehen also ganz zurückgezogen?

Mathis: Nein, ich habe z.B. die Organisation des Hallenturniers übernommen. Auch die Abwicklung der Vereinswechsel läuft noch über mich. Ich stehe in Kontakt mit Trainer und Co-Trainer und vieles wird dabei über das Telefon oder per E-Mail abgewickelt. Ich helfe auch, wenn Not am Mann ist, z.B. beim Wirtschaftsdienst am Schlachtfest oder wenn sonst irgendjemand eine Frage an mich hat.

Wie gestalten Sie jetzt die Sonntage?

Mathis: Auch meist mit Fußball. Heute habe ich auf Sky das Derby Dortmund – Schalke angeschaut. Ab und zu gehe ich auch in meinem Wohnort Bonfeld auf den Sportplatz, wo mein Patenkind spielt oder ich habe mir kürzlich das Frauen-Länderspiel in Sandhausen angeschaut. Ich schaue mir in meiner Verbandsfunktion einige Frauen-Fußballspiele an oder gehe zu den Bundesliga-Frauen von 1899 Hoffenheim. Es kann aber auch sein, dass ich mit meinem kleinen Patenkind einfach nur ins Schwimmbad oder in den Tierpark gehe.

Sie sind auch im Verband stark engagiert!

Mathis: Ja, seit 15 Jahren bin ich als Frauenreferentin beim Badischen Fußballverband zuständig für den Frauenspielbetrieb. Ich bin Ansprechpartnerin für die Frauenmannschaften in Nordbaden. Außerdem bin ich stellvertretende Vorsitzende im Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball und in einigen anderen Ausschüssen als Beisitzerin mit dabei. Zwei- bis dreimal monatlich weile ich zu Sitzungen, Fortbildungen und Workshops in Karlsruhe. Alles wird auch hier immer intensiver.

Vor Ihrer Zeit als Spielleiterin waren Sie in Kirchardt auch im Kampf gegen den Ball selbst aktiv. Was bleibt aus dieser Zeit an Erinnerungen?

Mathis: Vom 5. bis zum 30. Lebensjahr habe ich Fußball gespielt. Bis zur D-Jugend war ich in meinem Heimatort Bonfeld aktiv, später dann in Kirchardt (Oberliga und Verbandsliga). Zwei Jahre lang spielte ich beim SC Klinge Seckach in der Bundesliga und habe in dieser Zeit auch diverse Lehrgänge in der U19-Nationalmannschaft mit Testspielen absolviert. Ich habe 88 Auswahlspiele für den Badischen Fußballverband absolviert und dabei zahlreiche internationale Turniere u.a. in Budapest, Bordeaux, auf Mallorca und viele Länderpokalspiele im gesamten Bundesgebiet gespielt. Ich habe in meiner aktiven Laufbahn viel erlebt und für meine anschließende Funktionärstätigkeit viel mitgenommen.

Aufrufe: 011.11.2015, 11:50 Uhr
Rainer OhlheiserAutor