2024-04-22T13:47:39.148Z

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André Horst tauscht Ball gegen Pfeife

Ex-Kicker wechselte auf die Seite der Unparteiischen

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Gegen Schiedsrichter, das vereint alle Ballsportarten, gibt es tonnenweise Vorurteile. Eines davon lautet, frei Schnauze, ungefähr so: "Der hat doch noch nie in seinem Leben selber vor'n Ball getreten!" Auf André Horst aber trifft das nicht zu.

Der 39-Jährige schlug nach dem Karriereende bei einem Heimatklub SG Neukirchen/Hülchrath vor acht Jahren einen ungewöhnlichen Weg ein, wurde Offizieller und widerlegte damit auch gleich ein zweites Vorurteil - nämlich dass man eine Schiedsrichterlaufbahn schon als Jugendlicher einschlagen muss.

Horst, der das Fußballspielen im Alter von sechs Jahren begann und für die SG in den Kreisligen A und B spielte, fühlte sich mit 31 Jahren noch zu fit, um seine Karriere einfach bei den Alten Herren ausklingen zu lassen. "Ich bin schon immer gerne auf dem Platz gelaufen, da wäre ich doch durch mein hohes Laufpensum aufgefallen", sagt er lachend. Die zündende Idee kam ihm eher zufällig: Als bei einem Auswärtsspiel seiner zweiten Mannschaft beim VfL Jüchen/Garzweiler im April 2004 kein Schiedsrichter erschien, stellte er sich zögerlich zur Verfügung. "Es hat alles sehr gut geklappt, dazu ein sehr faires Spiel. Besser kann man nicht beginnen", erinnert sich Horst. Sieben Tage später dasselbe Spiel: Heimpartie gegen Rosellen, vom Schiedsrichter keine Spur. Erneut griff er zur Pfeife, erneut gab es keine Probleme. "Und das ganz ohne Grundkenntnisse der Schiedsrichterei", will er festgehalten wissen.

Nun hatte Horst Blut geleckt. Er machte den Schiedsrichterschein, hing noch ein Jahr in der ersten Mannschaft dran und pfiff samstags Jugendspiele. Der Unterschied zu anderen Offiziellen? "Ich sah mich auf dem Platz weiterhin als Spieler und das hat mir ungemein weitergeholfen. Ich konnte durch meine Erfahrung als Aktiver bestimmte Situationen anders einschätzen, auch mal Karten stecken lassen." Schnell wurde Horst auch in der Bezirksliga eingesetzt - eine Spielklasse, die ihm als Spieler völlig fremd geblieben war. Seine Premierenbegegnung TSV Kaldenkirchen gegen Fortuna Dilkrath sei eine heikle Aufgabe gewesen: "Bei den vielen Schlitzohren kam ich schon ins Grübeln, ob ich wirklich alles sehe."

Mit der Zeit kam die Routine, Spieler wussten seinen "Fußballerton" zu schätzen: "Ich habe viele positive Rückmeldungen bekommen, da die Spieler schnell spüren, dass man von der praktischen Seite kommt, den Ton und die Gepflogenheiten kennt." Mittlerweile pfeift Horst Landesliga, spielt bei den Alten Herren der SG und würde sich über Nachahmer freuen: " Warum soll ich ein Einzelfall bleiben? Gerade Fußballer jenseits der 30 bringen Fitness und Persönlichkeit mit, es als Schiedsrichter weit zu bringen. So kann man dem Fußball erhalten bleiben und ihn hautnah erleben. Man muss sich nur überwinden."

Aufrufe: 030.9.2014, 12:20 Uhr
NGZ / Christos PasvantisAutor