2024-05-02T16:12:49.858Z

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Als Präsident der SpVgg Unterhaching mischte Engelbert Kupka einst selbst im Bundesliga-Geschäft mit. Jetzt macht er sich für eine Stärkung des Amateurfußballs stark und hat dafür eine Aktionsgemeinschaft ins Leben gerufen.   F.: Archiv
Als Präsident der SpVgg Unterhaching mischte Engelbert Kupka einst selbst im Bundesliga-Geschäft mit. Jetzt macht er sich für eine Stärkung des Amateurfußballs stark und hat dafür eine Aktionsgemeinschaft ins Leben gerufen. F.: Archiv

Amateure proben Aufstand gegen DFB

Unterhachings Ex-Präsident Kupka kritisiert Verbandsboss Grindel und die Macht der Liga scharf +++ Mit einer Aktionsgemeinschaft will er die Basis stärken

Wenn es um den Deutschen Fußball-Bund geht, wird Engelbert Kupka ärgerlich. Er stört sich an dessen Geschäftsgebaren und Gepflogenheiten. Daran, dass die da oben, der DFB also, mit denen da unten, den Amateuren, nichts mehr gemein haben. Kupka poltert los: „Da ist so viel aus den Fugen geraten. Im Amateurbereich brennt es hinten und vorne. Was bilden sich diese Herren eigentlich ein?“

Seit Monaten kritisiert der ehemalige Präsident der SpVgg Unterhaching die Verbandsspitze, die sich kaum um die Belange der Basis kümmere. Sollte sie aber, meint Kupka, schließlich vertrete der DFB die Amateure. „Sie predigen Respekt, Hilfsbereitschaft und Harmonie, leben das aber nicht vor. Vor allem wollen sie Ruhe im Stall.“

Bei Kupka hat sich einiges angestaut. Generell stört er sich am Einfluss, den die Deutsche Fußball-Liga (DFL) auf den DFB nimmt. Konkret wird Kupka beim Grundlagenvertrag, den die Organsisationen im vergangenen Herbst bis 2023 verlängert haben. Dieser sei ungerecht und auf dem Bundestag diskussionslos durchgewunken worden, moniert Kupka und fügt hinzu: „Die mauscheln das aus.“

Dem DFB garantiert der Kontrakt drei Prozent der DFL-Einnahmen aus Ticketverkauf und Verwertung der TV- und Radiorechte. Zudem soll die Vereinbarung, so stellt es der DFB dar, den Amateurfußball stärker unterstützen. In Zahlen: Der DFB zahlt fünf Millionen Euro an die Landesverbände und zusätzlich drei Millionen Euro für „Rahmenbedingungen an der Basis“. Die DFL schüttet zweckgebunden 2,5 Millionen Euro für konkrete Projekte aus.

Kupka ist dies entschieden zu wenig. Er fordert zehn Prozent der DFL-Einnahmen und will die Laufzeit des Grundlagenvertrags ändern. 2021 wird die DFL neue, wahrscheinlich teurere TV-Verträge aushandeln. Kupka beruft sich auf Paragraf 11 im Grundlagenvertrag. Demnach kann der Vertrag während seiner Laufzeit angepasst werden, sollte sich bei einem Beteiligten eine „nachteilige wirtschaftliche Veränderung“ ergeben. Für Kupka ist das der Fall. „Die Fernsehgelder verändern sich so stark, die Amateure werden abgeschnitten.“

Am Samstag ist Kupka 78 Jahre alt geworden. Fast vier Jahrzehnte engagierte sich der Jurist und CSU-Politiker ehrenamtlich bei der SpVgg Unterhaching, nun prangert er Missstände an, denen er während dieser Zeit begegnet ist: Vereine plagen Geldsorgen, verfügen über zu wenig Ehrenamtliche, lösen sich auf und Zuschauer bleiben Amateurspielen fern. Im Gegenzug erhöhen sich die TV-Präsenz der Profis, der bürokratische Aufwand und die Verbandsabgaben. Kupka erklärt, es passe nicht zusammen, wenn ein Verein an einem Bundesliga-Sonntag 25 Euro einnehme, allein der Schiedsrichter aber 23,50 koste.

Wütend wird Kupka, wenn er an die „Sternenschmiede“ denkt, die Nachwuchsakademie des DFB, die in Frankfurt für rund 150 Millionen Euro entstehen soll. Kupka wüsste, was er mit dem Geld anfangen würde, und nennt hauptamtliche Jugendleiter als Beispiel. „Bei uns finden Integration und Erziehung statt. Das sollte geschätzt werden.“

Als der Bayerische Fußball-Verband einen Klub aus der Nähe für einen Formfehler bestrafte, war für Kupka das Maß voll. Seitdem organisiert er, mit 13 Vereinspräsidenten an seiner Seite, den Widerstand. Er beschränkt sich nicht mehr darauf, BFV-Präsident Rainer Koch und DFB-Chef Reinhard Grindel postalisch oder über Medien anzugreifen. Hunderte Vereine in Deutschland hat Kupka per E-Mail angeschrieben, am Donnerstag will er in Garching die Aktionsgemeinschaft „Rettet die Amateurvereine“ gründen. Erwartet werden unter anderem Vertreter des FC Internationale, eines Landesligisten aus Berlin. In der Hauptstadt machen diese gegen amateurschädliche Politik und Profisport-Lobbyismus mobil.

Kupka hofft, endlich gehört zu werden. Seine Erfolgsaussichten will er nicht beurteilen, stattdessen sagt er: „Die Frage ist, ob man zusieht oder der falschen Entwicklung entgegentritt.“

Aufrufe: 025.1.2017, 08:31 Uhr
Augsburger Allgemeine / Johannes GrafAutor