2024-05-10T08:19:16.237Z

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Kann Nominierungen nachvollziehen: Der aus Lübbecke stammende Fußballprofi Max Wegner.
Kann Nominierungen nachvollziehen: Der aus Lübbecke stammende Fußballprofi Max Wegner.

Am Confed-Cup scheiden sich die Geister

WM-Generalprobe stößt bei Spielern und Trainers im Fußballkreis Lübbecke auf wenig Gegenliebe

„Es wäre nicht ehrlich, wenn ich jetzt Interesse vorheucheln würde“, sagt Alexander Lang, als er auf den anstehenden Confed-Cup angesprochen wird. Der langjährige Trainer des FC Preußen Espelkamp kann in der Generalprobe ein Jahr vor der WM in Russland „keinen sportlichen Reiz oder Wert“ erkennen. Und so wie Lang geht es vielen.
Die Vorberichterstattung sei an ihm vorbeigegangen, sagt Alexander Lang. „Weil ich das Gefühl habe, dass der Confed-Cup etwas Künstliches ist.“ Obwohl er selbst viele, viele Stunden für den Fußball im Allgemeinen und den FC Preußen im Speziellen aufwende, „werde ich mich schon sehr zwingen müssen, um mir die Spiele anzusehen.“
Etwas Positives kann Max Wegner dem Turnier in Russland abgewinnen. „Ich glaube, es ist eine gute Chance für die Spieler, die noch nicht so oft oder noch nie im Aufgebot der DFB-Teams standen. Aus diesem Grund finde ich es gut, dass genau diese Spieler mitgenommen werden und sich für weitere Aufgaben empfehlen können“, betont der aus dem Altkreis Lübbecke stammende Profifußballer.
Von Übersättigung spricht Holm Hebestreit, der Trainer des Landesligisten TuS Tengern. „Und zwar sowohl für die Spieler als auch für uns Fußballfans.“ Dass zeitgleich die U21-EM stattfindet – also mit Spielern, die auch für den Confed-Cup in Frage gekommen wären – empfindet er als fußballerische Überfrachtung: „Das ist zu viel.“ Doch immerhin: Aus Sicht der deutschen Mannschaft könne man einen Nutzen aus der WM-Generalprobe ziehen. Hebestreit: „Bundestrainer Löw verfügt über einen großen Fundus talentierter Spieler. Sie können sich in Russland zeigen und unter Wettkampfbedingungen an Land und Leute gewöhnen. Das ist vielleicht ein Vorteil gegenüber den Nichtteilnehmern.“
„Mir würde nichts fehlen, wenn der Confed-Cup nicht stattfindet“, erklärt Sebastian Numrich. Damit hinterfragt der Trainer des BSC Blasheim den „geringen sportlichen Wert“ der Veranstaltung. Entsprechend konsequent sei es von Bundestrainer „Jogi“ Löw, ein Perspektivteam in Russland aufzubieten. „Diese Spieler wären normalerweise nicht dabei und erhalten jetzt eine Chance, sich zu präsentieren und zu beweisen. Ich halte die U21-EM für wesentlich interessanter.“
Ähnlich sieht es Jörg Bohlmann. „Die Zusammenstellung des Kaders finde ich sehr gut. Diese Spieler haben die Möglichkeit, sich auf internationaler Bühne anzubieten, und vielleicht gibt es unter ihnen ja ein paar, die sich für die WM empfehlen“, denkt der Coach des HSC Alswede schon weiter. An Bohlmanns Urteil zum Confed-Cup ändere dies jedoch nicht wirklich etwas: „Ich halte nichts von diesem Turnier. Die Spieler haben schon genug Spiele im Jahr, da braucht man nicht noch eine zusätzliche Belastung.“
Ohnehin auf „Kriegsfuß mit dem DFB und dem bezahlten Fußball“ steht Heinfried Beneker. Sein TuS Dielingen habe 1974 zur 75-Jahr-Feier des Vereins die Nationalmannschaft mit Reiner Geye und Dieter Herzog zu Gast gehabt. „Für 6.000 DM, die damals Harald Horn aufgebracht hat.“ Heute müsse man, so Beneker weiter, rund 60.000 Euro für den Besuch eines Bundesligisten auf den Tisch blättern, „und dann kommt vorher jemand vorbei und prüft, ob der Platz auch gut genug ist.“ Der Kontakt zur Basis sei dem DFB abhanden gekommen. „Deshalb ist der Confed-Cup kein Thema für mich.“
„Eine Veranstaltung, die keiner braucht, weil wir überfußballt sind“, meint Philipp Knappmeyer. Emotionen könne er für den Confed-Cup nicht aufbringen. „Interessant wird lediglich sein, welche Spieler sich in den Blickpunkt spielen können. Bei den letzten Länderspielen hatte die Mannschaft immer viel Ballbesitz, war aber im Abschluss zu harmlos. Vielleicht wird das jetzt anders, weil andere Spielertypen mit dabei sind“, so die Überlegung des Lübbecker Stützpunkttrainers. Ohnehin sei die Vergabe von Weltmeisterschaften nach Russland oder Katar kritisch zu hinterfragen, findet Philipp Knappmeyer: „Damit haben sich die Verbände nicht mit Ruhm bekleckert. Vermutlich wird sich Russland beim Confed-Cup aalglatt präsentieren und die teilnehmenden Länder werden das Spiel mitmachen.“
Aufrufe: 016.6.2017, 20:30 Uhr
Andreas GerthAutor