2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten
Lorenzo (Vierter von links) spielt als Stürmer beim  TuS Varel. Trainiert wird er  von Lulzim Demaj, der in den 90er Jahren mit seinen Eltern aus Albanien geflüchtet ist. Börjes-Meinardus
Lorenzo (Vierter von links) spielt als Stürmer beim TuS Varel. Trainiert wird er von Lulzim Demaj, der in den 90er Jahren mit seinen Eltern aus Albanien geflüchtet ist. Börjes-Meinardus

Am Ball sind alle gleich

Sie kommen aus dem Irak, dem Libanon und Albanien und haben ein gemeinsames Ziel: möglichst viele Tore schießen. Bei den Jungs der E-Jugend des ...
TuS Varel zählt nur, wie gut einer Fußball spielen kann. Und so ist Lorenzo bereits fest integriert, obwohl der Junge, der mit seinen Eltern aus Albanien nach Varel geflüchtet ist, erst seit zwei Wochen zusammen mit den anderen auf dem Schlackeplatz an der Windallee Fußball spielt. Der TuS Varel hat es sich zur Aufgabe gemacht, aktiv an der Integration der Flüchtlinge mitzuwirken.

Die Flüchtlingskinder werden nicht nur herzlich in die Mannschaften aufgenommen, sondern auch mit Sportkleidung ausgestattet. "Der Spendenaufruf, um Fußballschuhe und Sportkleidung zur Verfügung stellen zu können, wurde in der Stadt gut angenommen", freut sich Björn Cassens von TuS, "jeder, der gegen den Ball treten will, kann ausgestattet werden". Die meisten Spenden kamen vereinsintern zusammen, aber auch aus anderen Vereinen wurde gespendet. Zudem kümmert sich der Verein um die Spielerpässe für die Flüchtlingskinder.

Auch die Zusammenarbeit mit dem JFV Varel läuft hervorragend, lobt Cassens, auch dort wurden Spieler teilweise neu eingekleidet. Cassens hat erfahren, dass es auch Vareler gibt, die der Aktion kritisch gegenüberstehen: "Wir sind uns im Klaren darüber, dass die meisten Flüchtlinge in Varel zur Zeit aus sogenannten ,sicheren Herkunftsländern stammen und vermutlich nicht lange bleiben werden", sagt er, "trotz allem denken wir, dass diese Menschen es auch in ihrer vermutlich kurzen Zeit in Varel verdient haben, ein wenig aus ihrem grauen Alltag entfliehen zu können".

In Lulzim Demaj haben Lorenzo und die anderen Jungs einen Trainer, der weiß, wie es ist, als Flüchtling in ein fremdes Land zu kommen. Während der Unruhen in Albanien in den 1990er Jahren flüchtete er mit seinen Eltern nach Varel. "Ich bin damals im TuS gut aufgenommen worden und möchte dem Verein jetzt was zurückgeben, darum trainiere ich hier jetzt die Kinder", sagt er.

Varel ist seit 25 Jahren seine Heimat, er hat geheiratet, drei Jungs bekommen und arbeitet als Koch. Viel Zeit zum Interview mit der NWZ hat er eigentlich nicht: "Ich muss zur Arbeit, man muss doch pünktlich sein."

Auch der neunjährige Lorenzo hat nicht viel Zeit zum Reden, in seiner Position als Stürmer hat er viel zu tun. In Probespielen hat der Junge schon zwei Tore geschossen. Seine Mannschaftskameraden machen nicht viel Aufhebens darum, dass die Kinder des Teams aus so vielen verschiedenen Ländern kommen. "Ist doch cool, mit Kindern aus anderen Ländern zu spielen", sagt Leon, "ist doch ganz egal, wo einer herkommt".

Aufrufe: 011.9.2015, 15:00 Uhr
Traute Börjes-MeinardusAutor