2024-04-23T06:39:20.694Z

Interview der Woche
Zukünftig im Trikot der TSG Hechtsheim - der ehemalige Mombacher Ljubo Dragun. Archivfoto: Boor.
Zukünftig im Trikot der TSG Hechtsheim - der ehemalige Mombacher Ljubo Dragun. Archivfoto: Boor.

"Als der Anruf von Mirko kam, war ich geschockt"

Mombachs Innenverteidiger und Kapitän Ljubo Dragun überraschend beim Verbandsligisten ausgebootet +++ Jetzt bei der TSG Hechtsheim zusammen mit Akinci und Kostadinov

HECHTSHEIM. Als von Fußball-Verbandsligist Fortuna Mombach kurz vor Weihnachten die Nachricht kam, man würde sich von fünf Spielern trennen, war das Erstaunen groß. War der ein oder andere Name noch erwartet worden, sorgte spätestens die Nennung von Innenverteidiger Ljubo Dragun für Verwunderung. Schließlich war der Kroate bis dahin Mannschaftskapitän gewesen. Inzwischen hat sich der 28-Jährige, genauso wie seine ebenfalls aussortierten früheren Mombacher Mitspieler, Marcel Kostadinov und Serkan Akinci, der TSG Hechtsheim angeschlossen. Im FuPa-Interview spricht Dragun darüber, wie es zu der Trennung kam, über die härteste Vorbereitung seiner Karriere und was er beim Landesligisten noch vor hat.

Ljubo, warum zog es Dich ausgerechnet zur TSG Hechtsheim und welche Ziele hast Du mit der Mannschaft?

Für diese Saison habe ich mir noch keine genauen Ziele gesetzt. Dafür kenne ich die Mannschaft noch nicht gut genug. Schön wäre es, von unserem jetzigen achten Platz noch ein paar Ränge nach oben zu rutschen und vielleicht nächste Saison oben anzugreifen. Alex Petreski (Stürmer und Cotrainer bei der TSG, d.Red.) ist mein bester Freund. Ich habe vor ungefähr zwei Jahren schon versucht, ihn nach Mombach zu holen, was aber nicht geklappt hat. Wir wollten schon länger gern zusammenspielen. Dass auch noch Marcel Kostadinov und Serkan Akinci, mit denen ich seit unserer Finther Zeit vor acht Jahren zusammenspiele, mit dabei sind – umso besser. Meine Frau und ich planen unser zweites Kind, und in Hechtsheim muss man keine Befürchtungen haben, wenn man nur zweimal die Woche zum Training kommt. So kam eins zum anderen.

Wie lief Deine Trennung von der Fortuna denn ab, gab es zunächst den Wechselwunsch zur TSG oder die Ausbootung in Mombach?

Es kommen ja immer Gerüchte hoch. Man hat bei so vielen Spielern aus Mombach gehört, wo sie überall hin wechseln möchten, davon hat gar nichts gestimmt. Es war wohl so, dass jemand aus Hechtsheim sich in Mombach erkundigt hat nach der Ablöse für den Fall, dass ich wechseln würde. Aber ich hatte nur mit meinem besten Freund darüber gesprochen, dass wir vielleicht ab Sommer in Hechtsheim zusammenspielen könnten, und sonst niemandem. Diese Anfrage war also unabhängig davon. Es ist schade, dass mich von der Fortuna niemand gefragt hat, was da dran ist. Es hieß von den Mombachern nur: Wenn du im Sommer gehen willst, kannst du auch jetzt gehen.

War das der Grund, den man Dir beim Trennungsgespräch nannte?

Mirko Vorih, der Mombacher Teammanager, hat einmal auch zu mir gesagt, dass ich viele Dinge kritisiert hätte. Aber ich war Kapitän und habe diese Rolle immer so begriffen, dass ich Dinge anspreche und meine Meinung sage. Das habe ich vorher auch gemacht und niemand hat das kritisiert.

Was gab es denn zu kritisieren?

Wir sind letzte Saison fast aufgestiegen, und vier, fünf Leute, die damals immer mit dabei waren und Leistungsträger waren, haben plötzlich kaum noch gespielt. Dafür sind die Spieler, die neu in den Verein gekommen sind, plötzlich zu Leistungsträgern geworden. Das sind alles gute Spieler, aber in ihren vorigen Vereinen haben sie kaum gespielt. Die Spieler, die geholfen haben, dass wir fast in die Oberliga gekommen sind, saßen plötzlich draußen. Als guter Kapitän redet man mit seinem Trainer darüber.

Wann kam bei Dir das Gefühl auf, dass Du in Mombach auf der Abschussliste stehen könntest?

Überhaupt nicht. Ich hatte mit Trainer Thomas Eberhardt über zweieinhalb Jahre ein sehr gutes Verhältnis. Als dann der Anruf von Mirko kam, dass man nicht mehr mit mir plant, war ich einfach nur geschockt. Nach den Spielen war ich noch sehr oft gelobt worden. Ich hatte als Verteidiger zehn direkte Torvorlagen und zwei Tore, welcher Mittelfeldspieler hatte das?

Was hat der Trainer denn als Grund genannt?

Gar nichts, ich hatte seitdem keinen Kontakt mit ihm. Es ist schade, denn nach den zweieinhalb Jahren, in denen wir eine Menge durchgemacht haben – allein die beiden Aufstiegsrunden – hätte ich mir gewünscht, dass man mich zumindest fragt. Ich hätte ihm dann gesagt, dass ich einen kleinen Sohn habe und gern ein zweites Kind möchte und daher bald weniger trainieren kann, bis zum Sommer aber noch alles gebe und dann vielleicht wechsle. Wir sind nicht im Streit auseinander gegangen, und ich hatte mit niemandem in Mombach ein Problem. Ich hätte es nur schön gefunden, wenn man mit mir geredet hätte.

Fühlst Du Dich nun bei der TSG wohl?

Ja, absolut, ich kenne ja viele Spieler, mit Emrah Karakaya und Christian Kasper habe ich noch bei 1817 in der Jugend zusammengespielt.

Wenn Du die beiden Trainer Thomas Eberhardt und Tobias Rieger vergleichst, worin liegen Gemeinsamkeiten und Unterschiede?

Ehrgeizig sind sie beide, aber ich glaube, dass Thomas für den Erfolg mehr opfern würde. Er investiert viel Geld und Zeit, weil er sich selbst den Druck macht, unbedingt etwas erreichen zu wollen. Das ist in Hechtsheim noch nicht so der Fall. Von der Seite her ist es angenehmer. Aber Tobias Rieger ist ein harter Hund, da gibt es kein lockeres Training. Die Vorbereitung waren mit die laufintensivsten Wochen, die ich je hatte.

Wie lang willst Du in Hechtsheim bleiben?

Zunächst haben wir uns nur auf die Rückrunde verständigt, aber ich hätte auch direkt für eineinhalb Jahre unterschrieben. Ich kann mir vorstellen, noch einige Jahre dranzuhängen. Hechtsheim soll ja einen neuen Kunstrasen bekommen, das ist dann auch schonender für die Knochen. Mit meinen Freunden und zugleich einer gewissen Ernsthaftigkeit zu spielen, das mag ich.

Musstest Du finanzielle Abstriche machen?

Es liegt ja eine Liga dazwischen, daher schon, aber das sind keine Welten. So wie es ist, finde ich es in Ordnung.

Auffällig waren Deine vier Tore direkt im ersten Testspiel. Auf welcher Position fühlst Du Dich am wohlsten?

In Finthen habe ich vier Jahre auf der Zehn gespielt, erst in Mombach wurde ich Innenverteidiger. Ich selbst sehe mich auf der Sechs am stärksten, aber in Finthen lief es auch auf der Zehn gut. Ich bin nicht der Schnellste, das gebe ich offen zu. Da ich recht groß bin, ist die Innenverteidigung auch okay. Wir werden sehen – Hauptsache ich kann der Mannschaft helfen.

Aufrufe: 05.2.2015, 05:00 Uhr
Torben SchröderAutor