2024-03-28T15:56:44.387Z

Vereinsnachrichten
Pedro Allgaier flankt mit dem linken Fuß - obwohl er von Haus aus eigentlich Rechtsfuß ist. Dennoch spielt er bei den A-Junioren des SC Freiburg bevorzugt auf der linken defensiven Außenbahn. Und da muss dann natürlich auch dieser Bewegungsablauf vol Foto: Schön
Pedro Allgaier flankt mit dem linken Fuß - obwohl er von Haus aus eigentlich Rechtsfuß ist. Dennoch spielt er bei den A-Junioren des SC Freiburg bevorzugt auf der linken defensiven Außenbahn. Und da muss dann natürlich auch dieser Bewegungsablauf vol Foto: Schön

Allgaier macht seine Hausaufgaben

Ex-Denkinger freut sich auf die neue Saison mit den A-Junioren des SC Freiburg

Pfullendorf / sz - 2011 wechselte Pedro Allgaier von den C-Junioren des SC Pfullendorf zum SC Freiburg. Jetzt, vier Jahre später, steht der talentierte Defensivmann, der das kleine Fußball-Einmaleins beim SV Denkingen gelernt hat, schon vor seinem letzten Juniorenjahr beim Bundesliga-Absteiger. Allgaier kann eine positive Zwischenbilanz seines sportlichen Werdegangs ziehen und freut sich auf die neue Spielzeit.

Die zwei Wochen Sommerpause, die der Sportclub seinen A-Junioren gönnt, nutzt Pedro derzeit für einen Besuch bei seiner Familie in Burgweiler (bei Ostrach). Am Mittwoch (1. Juli) geht es dann schon wieder zurück nach Freiburg - dann bittet Trainer Thomas Stamm zur ersten Vorbereitungstrainingseinheit auf die neue Saison in der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest. Die Einheit wird gleich richtig anstrengend: "Wir machen direkt einen Laktattest", sagt Allgaier schmunzelnd.

Am Freitag beginnt das eigentliche Vorbereitungstraining. Wie immer haben die Junioren im Urlaub Hausaufgaben zu erledigen. Den Trainingsplan hat Pedro auf seinem Handy abgespeichert: Laufeinheiten und Kräftigungs-Übungen stehen dort auf der Tagesordnung. Allgaier versichert, bislang alle Hausaufgaben gründlich erledigt zu haben. Auch wenn technisches Gerät zur Kontrolle vom Verein erst bei der U23 eingesetzt wird. Den Laktattest braucht er also nicht zu fürchten.

DM-Halbfinale knapp verpasst

Die eben abgelaufene Spielzeit verlief für Pedro Allgaier wieder sehr positiv. Als Spieler des jüngeren A-Junioren-Jahrgangs stand er in rund der Hälfte der Junioren-Bundesligaspiele in der Anfangsformation: "In den restlichen Spielen bin ich eingewechselt worden. Nur drei oder viermal habe ich gar nicht gespielt. Das ist okay als Spieler des jüngeren Jahrgangs."

Knapp verpassten die Freiburger den zweiten Tabellenplatz in ihrer Staffel und damit auch den Einzug ins Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft. "Wir hatten es in der eigenen Hand, haben dann aber die beiden letzten Saisonspiele in Hoffenheim und dann sogar daheim gegen 1860 München verloren. Das war schon ärgerlich, irgendwie war bei uns ein bisschen die Luft raus." Hoffenheim wurde Sieger der Südstaffel, als Vizemeister durfte der Karlsruher SC im DM-Halbfinale ran - gegen den späteren Deutschen Meister FC Schalke 04.

Vorgaben vom Verein, den Schritt in die DM-Endrunde (an der neben dem Meister und Vizemeister der Süd/Südweststaffel noch die beiden Meister der West - und Nord/Nordoststaffel teilnehmen) nun eben im nächsten Jahr zu tun, gebe es nicht, sagt Pedro Allgaier: "Nein, das wird von niemandem gefordert. Beim SC Freiburg wird die Entwicklung der Spieler höher angesiedelt als die Ergebnisse. Unserem Trainer ist es lieber, wenn wir ein super Spiel abliefern und knapp mit 0:1 verlieren, als dass wir einen Stiefel zusammen kicken und glücklich mit 1:0 gewinnen."

Noch immer spielt Allgaier auf seiner Lieblingsposition als linker Verteidiger, obwohl er von Haus aus Rechtsfuß ist. Auch als Rechtsverteidiger oder im defensiven Mittelfeld hat sich Allgaier schon bewährt, doch er sagt: "So genau erklären kann ich es auch nicht, aber ich fühle mich links hinten am wohlsten."

Fünf Jahre sind die talentierten Burschen des Jahrgang 1997 nun schon im Internat des SC Freiburg zu Hause. Fast alle sind noch dabei im Rennen um den begehrten Profivertrag. Einer der ganz wenigen "97'er", die einen anderen Weg einschlugen, ist Alessandro Fiore-Tapia. Der Ex-Radolfzeller erlag vor einigen Wochen dem Lockruf von Schalke 04. Allgaier hält Fiores Schritt für mutig: "Ich persönlich glaube, dass es bei Schalke schwerer ist, den Sprung aus der Jugend zu den Profis zu schaffen als beim SC Freiburg. Aber jeder muss selbst wissen, was für ihn das Beste ist."

Allgaier bleibt sich und dem SC Freiburg treu. Und darf sich, sofern auch in der kommenden Saison die Leistungen stimmen, Hoffnungen machen, zumindest mal den nächsten Zwischenschritt in die U23 des Sportclubs, die in der Regionalliga Südwest spielt, zu gehen.

Parallel zur Fußball-Ausbildung hat Allgaier gerade seinen Schulabschluss gemacht. Jetzt hat er das Abitur in der Tasche und startet nun in ein freiwilliges soziales Jahr als Altenhelfer bei der Caritas, denn: "Nur daheim auf dem Sofa liegen und warten, bis das nächste Training beginnt, das ist nichts für mich."

Bei sieben Trainingseinheiten pro Woche (viermal Mannschaftstraining, zweimal Techniktraining, einmal Krafttraining) sowie dem täglichen Unterrichtspensum war zuvor viel Selbstdisziplin gefordert, um der Vorbereitung auf die Abiturprüfung Erfolg versprechende Zeitumfänge einzuräumen. Allgaier: "Aber der Verein ist uns da auch entgegen gekommen. Wir haben vor den Prüfungen öfter mal trainingsfrei gekriegt. Beim SC Freiburg sagen sie: Schule geht vor Fußball."

Typisch "Symbadische" halt - und ausgerechnet die hat es am Ende doch noch erwischt im Kampf gegen den Abstieg aus der 1. Bundesliga. Das Modell "Ausbildungs-Verein" hat den Kürzeren gezogen gegen die Euro-Millionen-Verbrenner aus Hamburg, die sich in der Relegation gegen den Karlsruher SC retteten.

Alte Liebe rostet nicht

Ein kleiner Trost war für Allgaier, der mit dem SC Freiburg den Abstieg in die 2. Bundesliga betrauerte, der neuerliche Klassenerhalt seines Heimatvereins SV Denkingen in der Landesliga. Immer wieder taucht das Nachwuchstalent bei den Heimspielen der Schwarz-Gelben als Zuschauer auf, wenn deren Spiele terminlich nicht mit den eigenen sportlichen Verpflichtungen kollidieren. "Das hat mich gefreut, dass sie es doch wieder geschafft haben, drin zu bleiben. Aber sie schaffen es am Ende ja immer."

Anders als der SCF. Für die Nachwuchstalente beim Sportclub Freiburg könnte der Abstieg der Profis in die 2. Bundesliga indes sogar Chancen eröffnen. Nach dem Abgang zahlreicher Stars wie Mehmedi (Leverkusen), Bürki (Dortmund), Klaus und Sorg (beide Hannover 96) und dem Rückgang der Einnahmen durch TV-Gelder von bislang rund 30 auf nunmehr rund elf Millionen Euro pro Saison, dürfte der eigene Nachwuchs bei Cheftrainer Christian Streich nämlich höher denn je im Kurs stehen. Vier U23-Spieler sind ja bereits mit Profiverträgen für die kommende Saison ausgestattet worden.

Doch Pedro Allgaier ist das derzeit alles noch zu weit weg. Er macht lieber erstmal weiter brav seine Hausaufgaben: "Stimmt schon, die Chancen für Jugendspieler, in die erste Mannschaft reinzukommen, sind jetzt bestimmt nicht schlechter geworden. Aber ich habe ja jetzt sowieso erstmal noch ein Jahr bei den A-Junioren vor mir."

Aufrufe: 028.6.2015, 20:25 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Oliver KothmannAutor