Et boum - c'est le choc: Unvergessen bleibt Zinedine Zidanes Kopfnuss im WM-Finale 2006 gegen den Italiener Marco Materazzi. WM Südafrika 2010: Frankreichs Spieler, darunter auch Bayern-Star Franck Ribéry, boykottieren den damaligen Trainer Raymond Domenech. Während des Turniers flogen die Fetzen und Les Bleus verabschiedeten sich mit einem armseligen Punkt bereits nach der Vorrunde vom Turnier. Ein massiver Ansehensverlust des französischen Teams resultierte aus den mannschaftsinternen Querelen und dem sportlichen Misserfolg. Auch vier Jahre später sind Spieler mit von der Partie, die man oft nur schwer unter Kontrolle bringen kann. Ob Frankreich am Ende ganz oben mitspielt, hängt einzig und allein davon ab, ob die Mannschaft von Didier Deschamps diszipliniert auftritt und nicht wieder an sich selbst scheitert.
In der WM-Qualifikation traf die Equipe tricolore auf Spanien, Finnland, Georgien und Weißrussland. Die Mannschaft erreichte hinter Welt- und Europameister Spanien auf dem zweiten Platz zum 14. Mal die WM-Endrunde. Die einzige Niederlage kassierten die Franzosen dann auch gegen die Elf von Vicente del Bosque, das zweite Aufeinandertreffen endete 1:1. Um sich als Gruppenzweiter für das Turnier zu qualifizieren, mussten die Bleus noch zwei Playoff-Spiele gegen die Ukraine austragen. Das Hinspiel in Kiew verloren enttäuschend mit 2:0, um in der Heimat mit einem 3:0 die Herzen der Fans zurück zu erobern. Die Qualifikation war nach dem Beinahe-Debakel geglückt.
Trainer Didier Deschamps sagte in einem Interview in der Sport Bild: "Zu einem Turnier fährt man mit der besten Gruppe, nicht unbedingt mit den besten Fußballern." Damit bezieht er sich auf den Rauswurf von Störenfried und Mittelfeldspieler Samir Nasri, der mit Manchester City englischer Meister geworden ist. Auch das Aus von Ribéry sorgt in Frankreich nach den Eskapaden während der letzten WM für weniger Aufregung als in Deutschland. Deschamps hat umtaktiert und setzt im Angriff mit Champions League-Sieger Karim Benzema und dem wuchtigen Stoßstürmer Olivier Giroud auf eine Doppelspitze statt auf einen Solisten wie Ribéry. Trotzdem schmerzt der Ausfall des Mittelfeld-Stars. Mit ihm fehlt ein erfahrener Spieler, der die junge Mannschaft (Altersdurchschnitt: 26 Jahre, 10 Monate) bereichern kann. Paul Pogba ist eines dieser jungen französischen Talente. Der 21-Jährige, bei Juventus Turin unter Vertrag, gilt als Hoffnungsträger für die WM in Brasilien.
Bleus-Coach Deschamps nennt als Mindestziel das Achtelfinale. Bescheidenheit statt Großmut ist das Motto nach dem Chaos der letzten WM. Trotzdem ist die Mannschaft in der Lage noch weit mehr als das Achtelfinale zu erreichen - Vorausgesetzt, sie tritt als Einheit auf. Möglicherweise können so die Enttäuschungen der letzten Jahre bei der Europameisterschaft 2016 in Frankreich in Vergessenheit geraten.