2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinsnachrichten
Marwin Bergk (l.) macht vor, wie man als Schiedsrichter einem Spieler, hier dargestellt von Fabian Leiste (r.) eine Karte zeigt. Auch wenn Mitspieler Mats Stellfeld (M.) protestiert.  ©MOZ/Britta Gallrein
Marwin Bergk (l.) macht vor, wie man als Schiedsrichter einem Spieler, hier dargestellt von Fabian Leiste (r.) eine Karte zeigt. Auch wenn Mitspieler Mats Stellfeld (M.) protestiert. ©MOZ/Britta Gallrein

Alles tanzt nach meiner Pfeife

Der Fußballkreis Barnim/Oberhavel geht neue Wege, um Schiedsrichter-Nachwuchs zu gewinnen. Das ist auch dringend nötig, denn die Referees im Fußballkreis werden immer älter.

"Ihr müsst schnell die Angreifer identifizieren und herausziehen. Lasst die dafür zu euch kommen, lauft ihnen bloß nicht hinterher. Das hat auch etwas mit Respekt zu tun." Frank Breuer kennt sie alle, die kleinen und großen psychologischen Tricks, mit denen man als Schiedsrichter operieren muss. Heute gibt er einer Schülergruppe vom Gymnasium Wandlitz einen Einblick in die Arbeit der Referees. Nach zwei Tagen Theorie von Abseitsregel bis Spielprotokoll geht es für die 16 Schüler zur Praxis auf den Sportplatz.

Wie zeige ich einem Spieler korrekt eine Karte? Marwin Bergk darf es ausprobieren. Der 16-Jährige pfeift und winkt den Spieler zu sich heran. Dann zeigt er ihm mit ausgestrecktem Arm und einer deutlichen Bewegung die Karte, blickt ihn dabei bestimmt an. "Das war sehr gut", lobt Frank Breuer. "Ihr müsst energisch sein, Autorität ausstrahlen", erklärt er. "Und vor allem müsst ihr von Anfang an klarmachen, wer der Chef auf dem Platz ist."

Breuer plaudert viel aus dem Nähkästchen. Der Kreislehrwart für Schiedsrichter im Fußballkreis Oberhavel/Barnim hat in seiner eigenen Schiedsrichter-Karriere schon viel erlebt. "Man braucht vor allem viel Menschenkenntnis", weiß er. "Jeder Spieler reagiert anders und darauf muss man sich einstellen." Breuer selbst versucht es gerne auf die nette Tour. "Bei Spielen auf Kreisebene sage ich oft vor einem Spiel scherzhaft: 'Wer heute weniger Fehler macht als ich, dem gebe ich ein Bier aus.' Auf Kreisebene geht das", so seine Erfahrung. "Auch solche Sprüche wie: "Ich bin heute ohne Assistent da. Deshalb versuche ich, auf beiden Seiten gleich schlecht Abseits zu pfeifen', kann man auf Kreisebene machen. Die verstehen das." Autoritär ja, aber arrogant eben nicht. "Es gibt Schiedsrichter, die kriegen das hin. Die werden anerkannt und sind trotzdem beliebt. Andere versuchen das und schaffen es nie." Wichtig findet Breuer auch, als Unparteiischer Fehler zugeben zu können. "Ich habe auch schon Elfmeter und Torentscheidungen zurückgenommen. Man darf nicht den Anspruch haben, dass Schiedsrichter unfehlbar sind."

Die Idee, die Suche nach Nachwuchskräften an die Schulen heran zu treten, habe er schon 2014 gehabt, sagt Frank Breuer. "Ich habe vor dem Schiedsrichterausschuss gefordert, dass wir uns besser vermarkten müssen." Da er selber Lehrer am Wandlitzer Gymnasium ist, kam die Idee, während einer Projektwoche auch einen Kurs zum Thema Schiedsrichter anzubieten. 16 Schüler meldeten sich für das Projekt unter dem Namen "Alles tanzt nach meiner Pfeife". Sechs von ihnen meldeten sich anschließend zur Prüfung an.

So wie der 14-jährige Fabian Leiste. "Ich spiele selber in der C-Jugend bei Eintracht Wandlitz im zentralen Mittelfeld. Ich fand dieses Projekt interessant und kann mir schon vorstellen, das mal auszuprobieren." Dass Schiedsrichter nicht immer nur nette Dinge zu hören bekommen, weiß er. "Ich glaube aber, das stärkt die Persönlichkeit. Und irgendwann hat man dann die Stärke, so etwas auszuhalten."

Fabian bestand die Prüfung. Gemeinsam mit Tanya Schaller (BW Ladeburg), Mats Stellfeld (FSV Basdorf), Marwin Bergk (Minerva Zerpenschleuse) und Clemens Beyer (Eintracht Wandlitz) kann er jetzt demnächst seine Premiere an der Pfeife erleben - zunächst in Jugendspielen. "Zu den ersten zwei bis drei Spielen werden wir den Jungen erfahrene Schiedsrichter an die Seite geben", erklärt Michael Reichert. Der Vorsitzende des Schiedsrichterausschusses begleitete das Pilotprojekt in Wandlitz und ist sehr angetan. ""Ich glaube, das ist ein guter Weg, um neue Schiedsrichter zu gewinnen." Vor allem im Norden Oberhavels kann er sich weitere Projekte vorstellen. "In Zehdenick oder Gransee ist es sehr schwierig, Nachwuchs zu finden. Hier könnte ich mir die nächsten Einsätze vorstellen."

Aufrufe: 031.1.2017, 10:42 Uhr
MOZ.de / Britta GallreinAutor