2024-04-24T13:20:38.835Z

WM 2014
"Wir haben eine sehr gute Mischung aus jungen Wilden und alten Hasen im Team", findet Francesco Morciano, der bei der WM in Brasilien seiner Nation die Daumen drückt.
"Wir haben eine sehr gute Mischung aus jungen Wilden und alten Hasen im Team", findet Francesco Morciano, der bei der WM in Brasilien seiner Nation die Daumen drückt.

Alle stehen hinter der Nationalmannschaft

Francesco Morciano hofft auf das WM-Gesicht das seine Squadra Azzurra alle vier Jahre aufsetzt

Verlinkte Inhalte

Italien ist – genau wie Deutschland – ein Land der Regionen; Regionen, die Garibaldi vor über 150 Jahren unter der grün-weiß-roten Trikolore schließlich zusammenführte. Doch die unterschiedlichen Mentalitäten, Dialekte und kulinarischen Genüsse sind geblieben. So lebt, spricht und isst man beispielsweise in Apulien, der vermeintlichen Heimat unseres WM-Experten Francesco Morciano, ganz anders als im Piemont.

Der 24 Jahre junge Laborant in der Lebensmittelindustrie ist in Groß-Gerau geboren und aufgewachsen und nur noch selten am Absatz des italienischen Stiefels zu Besuch. Wie viele der Fußballfans aus Italiens Süden ist Morciano Anhänger eines großen Clubs aus dem Norden. Sein Lieblingsverein, Juventus Turin, ist derzeit die Nummer eins in der Serie A und stellt dementsprechend die meisten italienischen Nationalspieler. Doch alle zwei Jahre tritt der Kampf um den Scudetto, die italienische Meisterschaft, der auch zwischen den verschiedenen Fangruppen hart und nicht selten gewalttätig geführt wird, in den Hintergrund. „Dann stehen alle Tifosi, ganz egal welchem Verein sie die Treue halten, wie ein Mann hinter der Nationalmannschaft“, weiß Morciano überseine Landsleute zu berichten.

Die Mischung macht’s!

Dem hessischen Amateurfußballer mit Wurzeln im Mezzogiorno geht es da nicht anders. Auch er drückt der Squadra Azzurra fest die Daumen und glaubt, dass die Mannschaft den WM-Pokal zum fünften Mal ins Land, wo die Zitronen blüh‘n, holen kann. Damit würde Italien nach Titeln mit Rekordweltmeister Brasilien gleichziehen.

„Wir haben eine sehr gute Mischung aus jungen Wilden und alten Hasen im Team“, ist Morciano, der beim VfR Groß-Gerau (KOL Darmstadt/Groß-Gerau) das Fußballspielen lernte und zuletzt für die SG Dornheim (Abstieg in die KL-A GG) kickte, von der Qualität der Blauen überzeugt. „Unsere Abwehr um Chiellini, Barzagli und Bonucci (allesamt Juventus Turin) ist sehr erfahren und zudem perfekt eingespielt“, erklärt der gelernte Stürmer weiter. „Dazu haben wir vorne mit Insigne (SSC Neapel) und Immobile (FC Turin) junge, talentierte Angreifer, die das Zeug dazu haben, bei der WM ganz groß rauszukommen.“

Italien – eine Turniermannschaft

Dass der Nationalmannschaftskapitän und viermalige Welttorhüter Gianluigi Buffon (Juventus Turin) mit 36 Jahren seinen Zenit womöglich überschritten hat, befürchtet Morciano nicht. „Dino Zoff war schließlich schon 40, als er mit Italien 1982 die WM gewann.“ Der wichtigste Spieler im System von Trainer Prandelli sei aber Andrea Pirlo, weil er immer noch „den tödlichen Pass spielen und die Partie mit einer Aktion entscheiden“ könne.

Ob die Squadra Azzurra am Ende wirklich im Maracanã um den Titel spielt, wird sich zeigen. Die Vorbereitung verlief bisher alles andere als optimal: So kamen die Südeuropäer zuletzt weder gegen Irland (0:0) noch gegen FußbaIlzwerg Luxemburg (1:1) über ein Unentschieden hinaus. „Dass es in der Vorbereitung beim Team holpert, sind wir Italiener gewohnt. Genau wie die Deutschen haben wir eine Turniermannschaft, die immer dann voll da ist, wenn es darauf ankommt“, zeigt sich der geschichtsbewusste Fußballfachmann unverdrossen.

Belgien oder Chile statt Deutschland und Spanien

Im deutschen Lager dürfte man jedenfalls froh sein, dass der Angstgegner von der anderen Alpenseite, bei dem auch EM-Schreck Mario Balotelli (AC Mailand) mit an Bord ist, wieder frühestens im Halbfinale auf Jogis Jungs wartet. Doch unabhängig davon glaubt Morciano, der zurzeit aus beruflichen Gründen eine längere Auszeit vom Amateursport nimmt und 2015 wieder einsteigen will, nicht an einen deutschen WM-Erfolg. Auch Titelverteidiger Spanien und Gastgeber Brasilien hat er nicht auf der Rechnung, wenn es um die Vergabe des goldenen Pokals geht, und setzt stattdessen auf eine Überraschung: „Ich könnte mir gut vorstellen, dass es Chile oder Belgien ins Finale schafft. Beide Nationen haben starke Teams, die viele unterschätzen – noch!“

Aufrufe: 020.6.2014, 06:00 Uhr
Sergio PrestaAutor