2024-04-25T14:35:39.956Z

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Mit Tausendfüßlern im Bälleparadies: der neue Coach Alfons Higl beim Bahlinger Trainingsauftakt  | Foto: Achim Keller
Mit Tausendfüßlern im Bälleparadies: der neue Coach Alfons Higl beim Bahlinger Trainingsauftakt | Foto: Achim Keller

Alfons Higl wird der weiße Teppich ausgerollt

Mit neuem Trainer beendet der Bahlinger SC die Winterpause +++ Bajramovic-Nachfolger sieht sich "im Moment als Übergangslösung"

Die trainingsfreie Zeit beim Bahlinger SC ist beendet. Der neue Coach der Kaiserstühler Alfons Higl bat seine Akteure auf weißem Geläuf zur ersten Übungseinheit.
Schnee, der auf Kunstrasen fällt, wirkt weniger verheerend als Schnee, der auf Zedern fällt. Manche Arten dieser markanten Nadelgehölze brechen unter der weißen Last schon mal zusammen. Alfons Higl ist jetzt so etwas wie die neue Zeder im Garten des Bahlinger SC. Ein Kerl wie ein Baum. Robust und gewissenhaft trotzte er als Abwehrrecke beim 1. FC Köln in den Neunziger Jahren allen Bundesliga-Stürmen. Als Assistenztrainer von Armin Veh stemmte er beim VfB Stuttgart 2007 die Meisterschale.

Mag sein, dass Co-Trainer im grellen Scheinwerferlicht des Profifußballs eher als Nachtschattengewächse durchgehen. In Bahlingen steht Higl als neuer Chefcoach zunächst wie ein breitrankiges Solitärgewächs auf der grünen Wiese – Fixpunkt, Hingucker und Rampensau. Er wird die Last im vergleichsweise beschaulichen Oberliga-Ambiente am Kaiserstuhl schon schultern. Und auch der weiße Teppich, den die BSC-Akteure am Montagabend zum Trainingsauftakt nach der Winterpause auf dem Kunstrasen vorfanden, sollte die fünfwöchige Vorbereitung nicht nachhaltig stören. Die Schneeschicht sei sicher nicht optimal, sagt Alfons Higl, „aber auch nicht so, dass man gar nichts darauf machen kann“.

Es hat sich um diesen Job nicht gerissen. Der Verein stand unter Druck, als der bisherige Coach Zlatan Bajramovic Ende Dezember beim abstiegsbedrohten Karlsruher SC als Assistent des neu verpflichteten Mirko Slomka anheuerte. Alfons Higl war, das versichern sie in Bahlingen, die erste Option für den freien Trainerstuhl.

Weil sein Sohn Felix Higl seit Sommer für die Rot-Weißen spielt, war der 52-jährige Ex-Profi, der seit 2006 in Schallstadt lebt, bei vielen Hinrundenspielen Zaungast. Gerade deshalb zögerte Vater Higl mit seiner Zusage: Seinen Sohn, der in der Jugend der Sportfreunde Eintracht Freiburg groß wurde, dann für die U17 des Sportclubs und die U19 des FFC spielte, hat der Papa noch nicht selbst trainiert.

Andererseits: Alfons Higl kennt Spieler wie Anes Vrazalica oder Mirco Barella schon lange, weil sie in den gleichen Jugendteams wie Felix (20) spielten. Und der Mitinhaber der Umkircher Fußballschule Alitom musste dafür kein anderes Engagement beenden, nachdem er selbst im vergangenen Sommer seine Tätigkeit als Scout des SC Freiburg eingestellt hatte. Beim Sportclub spielte Higl von 1987 bis 1989. Als Co-Trainer in der Bundesliga war er zuletzt beim VfB Stuttgart unter Thomas Schneider aktiv, bis der heutige Assistent von Bundestrainer Joachim Löw im März 2014 freigestellt wurde.

„Es ist im Moment eine Übergangslösung“, sagt Higl über seinen neuen Job. Der Kontrakt gilt derzeit bis Saisonende. „Unser Ziel ist es aber, dass er weitermacht, wenn es gut funktioniert“, stellt der sportliche Leiter August Zügel klar. Gerüchte, wonach es für die kommende Runde schon eine Übereinkunft gäbe mit dem früheren Bahlinger Spieler Marc Lerandy, der im Sommer als Trainer des Ligakonkurrenten Offenburger FV ausscheiden wird, seien Märchen, so Zügel: „Wir haben mit Marc nicht mal gesprochen.“

Tabellarisch gesehen geht der Blick von Higl erst mal in die Niederungen: „Wir müssen sehen, dass wir unten wegbleiben.“ Als Tabellenneunter haben die Bahlinger nur drei Punkte Vorsprung vor dem ersten möglichen Abstiegsrang. Die zurückliegenden Heimsiege gegen Offenburg und den KSC II wertet Higl als „Zeichen, dass die Mannschaft intakt ist“. Die Erwartungshaltung sei nach dem Abstieg aus der Regionalliga sehr hoch gewesen, dann aber sei durch die ersten Niederlagen eine negative Dynamik entstanden. Einzelnen Spielern fehlte erst die Geduld, dann der unbedingte Wille. „Ich hatte zwischendurch nicht das Gefühl, dass alle an einem Strang ziehen“, sagt Higl.

Harmonie im Team ist Alfons Higl ganz wichtig

Seinem Vorgänger stärkt er ausdrücklich den Rücken. Natürlich habe Bajramnovic einen anderen Stil als der zuvor amtierende Milorad Pilipovic geprägt. Doch im Training sei Zug drin gewesen, soweit er das beurteilen könne. „Ich glaube, Bajramovic hat alles rausgehauen und authentisch, ehrlich und gut gearbeitet.“

Für Higl selbst ist die Arbeit gegen den Ball das Fundament des Spiels. „Wir wollen versuchen, mit Ballbesitz und schnellem Umschaltspiel mehr Tore als bisher zu erzielen.“ Helfen kann hier die Neuverpflichtung Fabian Spiegler: Der vom OFV gekommene Angreifer soll beim BSC schnellstmöglich integriert werden. Überhaupt müsse jeder Spieler sein Ego hinten anstellen. Higl setzt auf einen harmonischen Umgang untereinander: „Für den Erfolg ist es wichtig, dass man sich zwischenmenschlich gut versteht.“

Beim ersten Training fehlten nur der Langzeitverletzte Pierre-Christoph Göppert, der nach seinem Kreuzbandriss vielleicht im Februar wieder das Training aufnehmen kann, sowie Aslan Ulubiev. Der Linksfuß wird am Mittwoch an der Nase operiert und dürfte danach zwei Wochen ausfallen. Zu den 19 Feldspielern und drei Torhüter kommen im Training noch die vier A-Junioren Fabian Schmid, Luca Köbele, Sebastian Bleh und Lennart Bauer.

Ob nach den Abgängen Joseph Konyit, Frano Buhovac und Lukas Metzinger bis zum Schließen des Transferfensters Ende Januar noch mal nachverpflichtet wird, ließ August Zügel offen: „Es ist noch alles möglich, doch es muss passen – von der Position und von der Qualität.“
Aufrufe: 017.1.2017, 21:00 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor