2024-05-02T16:12:49.858Z

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Alexander Boateng muss sich wie einige seiner neuen Kollegen beim Jahn (blau-schwarze Trikots) noch etwas orientieren, exemplarisch dafür stand das 0:4 zu Hause gegen Würzburg (in weiß) (Foto: NN Forchheim).
Alexander Boateng muss sich wie einige seiner neuen Kollegen beim Jahn (blau-schwarze Trikots) noch etwas orientieren, exemplarisch dafür stand das 0:4 zu Hause gegen Würzburg (in weiß) (Foto: NN Forchheim).

Alexander Boateng eifert prominenten Verwandten nach

Großcousin der Profi-Kicker muss aber noch auftauen +++ Von Nürnberg über Lauf nach Forchheim

Die SpVgg Jahn Forchheim ist mit ihren zahlreichen Neuzugängen noch nicht so richtig in dieser Bayernliga-Saison angekommen. Wie viele seiner Teamgefährten kämpft unter anderem Alexander Boateng mit Anlaufschwierigkeiten. Um sich zu etablieren und vielleicht sogar für höhere Aufgaben zu empfehlen, müsste sich das 19 Jahre junge Talent auch etwas von zwei prominenten Fußballern abschauen, die nicht nur Namensvettern sind.

Eigentlich hätte die Reise in die Ostalb gehen sollen. Mit dem Zweitligisten VfR Aalen war sich der SC Feucht schon einig über den Wechsel von Alexander Boateng. Doch für den waschechten Nürnberger, der bei Tuspo mit dem Kicken begann und bis zur C-Jugend bei der SpVgg Mögeldorf spielte, gab es keinen Platz mehr im Internat. Also ging es von der U19-Landesliga auf der Karriereleiter nur eine Stufe nach oben zum SK Lauf in die Bayernliga. Mit vier Treffern und drei Vorlagen in 22 Partien konnte der Mittelfeldmann in seinem letzten Jugendjahr höherklassige Amateurklubs auf sich aufmerksam machen. Das Rennen dreier interessierter Bayernligisten entschied schließlich die SpVgg Jahn aus Forchheim, die kurzfristig auf einen dramatischen personellen Aderlass reagieren musste, für sich.

Sein Punktspieldebüt gab Alexander Boateng am 2. Spieltag in Erlenbach, und das über 90 Minuten. Insgesamt stehen für den Youngster aber bisher nur auf 177 Einsatzminuten in vier Partien zu Buche. Als er gegen Würzburg ein zweites Mal in der Startelf stand, musste er nach einem Schlag aufs Sprunggelenk zur Pause raus und verpasste jüngst auch das Derby in Bamberg wegen eines Blutergusses im Knie, den er sich wohl nach seiner Einwechslung gegen Aubstadt zuzog. Fehlt es dem hageren Neuzugang an Härte? "Das war zweimal Pech. In der Jugend ging es vor allem gegen die Mannschaften der Profiklubs auch mächtig zur Sache", sagt Boateng. Am Dienstag stieg er wieder in den Trainingsbetrieb ein, mit dem Ziel, sich für einen weiteren Einsatz schon am Samstag zu Hause gegen Weiden zu empfehlen.

"Schippe drauflegen"

Dafür "muss ich noch eine Schippe drauflegen", weiß der 19-Jährige: "Bei den Erwachsenen ist das Spiel gegen jeden Gegner körperlich noch intensiver und das Tempo höher. Du musst sofort wissen, was du machst, wenn du den Ball bekommst." Bei seinen Auftritten im zentralen Mittelfeld haperte es bisweilen unbestritten auch am Durchsetzungsvermögen in den Zweikämpfen. "Der Trainer und ich sind noch auf der Suche nach der besten Position für mich", erklärt Boateng, der mit seiner Schnelligkeit und technischen Raffinesse gerade auch Qualitäten für die offensive Außenbahn mitbrächte. Eine zusätzliche Last im Bemühen, sich an die Verhältnisse zu gewöhnen, das betont Coach Michael Hutzler fortlaufend verständnisvoll, ist die Tatsache, dass nach dem Umbruch reihenweise verbliebene Leistungsträger ausfallen. Darunter leidet die gesamte Ordnung auf dem Platz. "Die Jungs sind momentan von so viel Verantwortung überfordert. Wir brauchen Geduld", so Hutzler. Alexander Boateng, den sie den Spitznamen "Boa" verpasst haben, bestätigt Abstimmungsprobleme mit seinen Kollegen: "Wir lernen im zentralen Mittelfeld ja teilweise erst den Stil des anderen kennen."

Optimistischer Ausblick

Die Lösung aus Sicht der Trikotnummer 16: Kommunikation verbessern. Für den weiteren Rundenverlauf zeigt er sich trotz der mageren Ausbeute von sechs Punkten optimistisch. "Wir kommen alle super miteinander aus und sind topmotiviert. Die Saison ist noch lange und ich bin mir sicher, dass wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben." Der Nürnberger, der auf die Fachoberschule geht, will in die entgegengesetzte Richtung, mit der Mannschaft "ins obere Tabellendrittel" und persönlich wenn möglich eine oder mehrere Ligen höher. Vorbild für den Traum, sich zunächst für das Leistungszentrum eines großen Vereins als Sprungbrett zur Profilaufbahn zu empfehlen, ist Kumpel Mergim Bajrami. Der Forchheimer Senkrechtstarter der Rückrunde bringt es in seinen ersten Wochen im Regionalliga-Team der SpVgg Greuther Fürth zumeist noch auf Kurzeinsätze.

Schwache Gene

Darüber längst hinaus waren im Alter von 18 und 19 Jahren zwei Juwelen aus dem Berliner Internat, die 2007 ihr Bundesliga-Debüt für die Hertha gaben und bei einer späteren Station zu internationalen Stars - der eine bei Bayern München, der andere beim AC Mailand - reiften. "Von ihrer Robustheit und Aggressivität hätte ich gerne etwas, aber da sind die Gene bei mir wohl zu schwach ausgeprägt", bestätigt Alexander Boateng das Verwandtschaftsverhältnis zu den Halbbrüdern Jérome und Kevin-Prince Boateng. Die Väter sind Cousins. Enger Kontakt besteht zwischen den Familien in zweiter und dritter Generation allerdings nicht. So kommt der junge Alexander immerhin nicht in Erklärungsnot, wenn er seine Lieblingsspieler nennt, die da Ronaldinho und Zidane heißen. Indes hat der Jahn-Neuzugang auch Ideen für ein Leben abseits des Leistungssports. Für das angedachte Jura- oder Geschichtsstudium käme Aalen in der Ostalb immer noch nicht in Frage.

Aufrufe: 026.8.2015, 07:01 Uhr
Kevin Gudd (NN Forchheim)Autor