2024-04-19T07:32:36.736Z

Ligabericht
Alex Ziegler (2. v. r.) führte die U19 des FC Ingolstadt in die A-Junioren-Bundesliga.  Fotos: Reichmann/Rutrecht/Archiv
Alex Ziegler (2. v. r.) führte die U19 des FC Ingolstadt in die A-Junioren-Bundesliga. Fotos: Reichmann/Rutrecht/Archiv

Alex Ziegler bringt Yoga in JFG-Schmiede

Früherer U19-Bundesliga-Coach des FC Ingolstadt übernimmt Befreiungshalle-Jungs. Mit Waltraud Slonek hält neue Lehre Einzug

Sein dickes Notizbuch hat Alex Ziegler dabei, es ist voll mit Einträgen über Fußball und die Ausbildung von Kickern. „Die Schwächen eines Spielers in einem Bereich lassen sich durch Stärken in einem anderen ausgleichen.“ Solche Sätze stehen drin. „Wenn mir etwas einfällt, am Platz oder zu Hause, notiere ich es“, sagt der Trainer-Tüftler, der die A-Junioren des FC Ingolstadt 2015 als Co-Betreuer in die Bundesliga führte. Im kommenden Sommer tritt er ein neues Amt an: Ziegler übernimmt die U19 der JFG Befreiungshalle Kelheim. Und er bringt mit Waltraud Slonek eine Yoga-Lehrerin aus Saal mit.

Vor gut einem Jahr verließ der Kelheimer nach fünf Spielzeiten den FCI. Seine Erfolgsbilanz war erstaunlich: Er begann als Trainer der C-Junioren, die mit ihm 2014 den Aufstieg in die Regionalliga, die höchste Klasse dieser Altersstufe, schafften. Und nur ein Jahr darauf machte er unter Robert Pätzold die U19 der Schanzer erstklassig. Doch die harte Arbeit beim Bundesligisten zehrte an seinen Kräften. Viermal in der Woche fuhr der AOK-Mitarbeiter zu Trainingseinheiten nach Ingolstadt, dazu die Spiele. „Bei einem Profi-Klub reichen 100 Prozent nicht, du musst 120 Prozent geben“, sagte er zu seinem Abschied.

Ein Jahre Pause machte er, Anfragen für neue Trainerjobs blieben nicht aus. „Die Angebote reichten bis in die vierte Herren-Liga und kamen auch aus Nachwuchsleistungszentren von Bundesligisten.“ Selbst Auslandsengagements winkten. „Wenn ich zehn Jahre jünger wäre, würde ich vielleicht ein gewisse Zeit in ein anderes Land gehen“, sagt Ziegler. Doch er bleibt in seiner Heimatstadt. Der Bezirksoberliga-U19 der JFG Befreiungshalle gehört zur neuen Saison seine volle Aufmerksamkeit.

„Wir wollen in den nächsten Jahren die jungen Spieler fußballerisch und von der Persönlichkeit so ausbilden, dass sie bei den JFG-Stammvereinen eine gute Rolle übernehmen können“, gibt Ziegler als Leitmotiv aus. Für den A-Lizenz-Coach gehört dazu auch der Austausch mit seinen Befreiungshalle-Kollegen, „die von mir profitieren sollen und ich von ihnen“. Der Kelheimer versteht seine Profession und sitzt auch in der BFV-Prüfungskommission für angehende B-Lizenz-Trainer.

Dass Ziegler die Yoga-Therapeutin Slonek mitbringt, zählt zu neuen Akzenten, die der Coach setzen will. „Wir haben schon gemeinsam beim FC Ingolstadt gearbeitet. Ich kenne Alex über meinen Sohn Marcus, der bei ihm in der U15 des FCI kickte“, erzählt die 48-jährige Saalerin. Sloneks Ansatz: „Ein Fußballer ist nicht nur Spieler, er muss sich auch spüren und auf den Punkt konzentrieren können.“


Ryan Giggs schwört darauf

In Ingolstadt arbeitete die Therapeutin unter anderem in einem Trainingslager mit den Youngsters. „Kicker in Leistungszentren haben großen Druck und Stress. Über Körperarbeit mit Entspannung, Bewegungsmethodik oder leichten Druckmassagen wird die Wahrnehmung des eigenen Ichs intensiver. Es ist für junge Menschen heutzutage generell schwierig bei einer Sache zu bleiben, Ablenkungsmöglichkeiten gibt es reichlich.“ Über allem stehe das Ziel, sich als Teamplayer zu verstehen.

Ziegler ist von Sloneks Arbeit, die sie über eine Praxis in Saal anbietet, angetan. „Die Burschen entwickeln ein spezielles Körpergefühl und gewinnen Vertrauen in ihren Körper.“ Alle zwei Wochen soll die Therapeutin, die eine Übungsleiterpauschale erhält, die Jungs in der Gruppe und auch individuell betreuen. „Völlig unterschätzt wird im Fußball das Thema Regeneration“, sagt Slonek, dabei könnten genau in dieser Phase Spannungen gelöst werden. „Ryan Giggs, eine Legende von Manchester United, hat gesagt, er hätte nie eine solche Karriere ohne Yoga geschafft.“

Leistungsanspruch hegt Ziegler bei seinen künftigen Schützlingen freilich auch. „Intensität, Tempo und inhaltliche Spannung werden höher, es wird dreimal in der Woche Training geben. Ich erwarte auch Zielstrebigkeit und Disziplin.“ Er selbst müsse die richtige Balance finden. „Man kann natürlich nicht den Gradmesser eines Nachwuchsleistungszentrums eines Bundesligisten ansetzen.“

Helmut Müller, Sportlicher Leiter der JFG, unterstreicht aber die Ambitionen: „Wir möchten mit den A- und C- Junioren die Bezirksoberliga halten und auch die B-Jugend dorthin führen. Zugleich wissen wir um die soziale Aufgabe unseres Verbundes, niemand darf auf der Strecke bleiben.“ Deshalb gebe es auch in jeder Altersklasse mindestens zwei Mannschaften.

Die eigenen Söhne kicken auch mit

Rund 170 Spieler von den A- bis D-Junioren zählt die JFG Befreiungshalle mit den Stammvereinen ATSV Kelheim, SC Kelheim und SV Kelheimwinzer aktuell. „Die ausgebildeten Spieler sollen sich auf alle drei Klubs verteilen. Wir werden die Arbeit nicht auf ein bestimmtes Team ausrichten“, betont Müller. Wer sich stark präsentiere, werde ohnehin seinen eigenen Weg suchen. „Erfolg macht Spaß und die leistungsbereiten Jungs werden sich davon motivieren lassen“, ist Ziegler überzeugt.

Die Kinder des neues Duos kicken auch für die Befreiungshalle: Fabian Ziegler und Marcus Slonek stehen im U19-Kader. Beide haben die Ausbildungsschmiede FC Ingolstadt genossen. Der frühere Bayernliga-Kicker Thomas Sommer, der derzeit die A1-Junioren betreut, soll unbedingt in der Jugend der JFG gehalten werden. „Die jungen Spieler sollen den Übergang vom Kinder- zum Erwachsenenfußball meistern“, sagt Alex Ziegler über seine neue Aufgabe.

Aufrufe: 020.2.2017, 18:00 Uhr
Martin RutrechtAutor