2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Defensiv macht den "Turnern" ohnehin keiner etwas vor bei erst drei Gegentreffern. Fotos: Tschannerl
Defensiv macht den "Turnern" ohnehin keiner etwas vor bei erst drei Gegentreffern. Fotos: Tschannerl

,,Akribie, Disziplin und System"

Erfolgscoach Horst Schmidhuber und die ,,Fast-schon-Meisterschaft" des TB 03 in der Kreisliga Ost

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Beim Blick auf die Tabelle der Kreisliga Ost scheint alles klar. Klassenprimus TB 03 Roding thront ganz oben, satte acht Zähler vor den punktgleichen ,,Verfolgern" FC Furth i. Wald und SpVgg Eschlkam. Mit 39 Treffern hat der TB-Angriff um Torjäger Alfred Hingerl am häufigsten zugeschlagen, während Keeper Mario Weiß in den bisher 13 Spielen erst ganze drei Mal hinter sich greifen musste.

Fakten, die nicht lügen, möchte man meinen. Doch Rodings Trainer Horst Schmidhuber ist (noch) vorsichtig: ,,Im Fußball kann alles passieren, ich bin lange genug dabei, um das zu wissen. Es kann jederzeit eine Krise kommen, wir haben auch ein paar Verletzte. Acht Punkte sind ein schöner Vorsprung, aber entschieden ist noch nichts." Noch gut durch die vier Rückrundenspiele dieses Jahres kommen, lautet daher das Credo am Esper: ,,Sollten wir mit acht Punkten Vorsprung in die Winterpause gehen, dann kann man sagen, dass wir auf einem guten Weg sind."

Auf einem guten Weg zurück in die Bezirksliga, ,,in die eine Stadt wie Roding mindestens gehört", meint Schmidhuber. Um eine noch bessere Figur abzugeben auf dem Laufsteg, beim Schaulaufen vor potenziellen Neuzugängen. Und vor den Rodingern, die in Cham oder Vilzing spielen. Um schon frühzeitig für die Bezirksliga planen zu können, misst der Coach des Turnbunds dem Kräftemessen am Sonntag zum Rückrundenstart daheim gegen die SpVgg Eschlkam große Bedeutung bei. Eine Woche nach dem torlosen Remis an selber Stelle gegen den Zweiten Furth i. Wald. ,,Das Unentschieden gegen Furth hat uns nicht wehgetan, der Abstand ist geblieben. Das Heimspiel gegen Eschlkam ist jetzt wichtig, das ist ein Sechs-Punkte-Spiel, auch im Hinblick auf die letzten drei Spiele. Nicht dass wir vor der Winterpause noch in eine kleine Krise rutschen."

Bruder Leichtfuß heißt der Sportskamerad, den Horst Schmidhuber in seiner Mannschaft nicht brauchen kann: ,,Wir hatten schon Phasen, wo man den Eindruck haben konnte, dass die Spieler meinen, es läuft von selbst. In Chammünster, da haben wir ein richtig schlechtes Spiel abgeliefert. Das haben wir zwar 3:0 gewonnen, haben aber nicht so gespielt, wie ich mir das vorgestellt habe. Wenn sich das mal festsetzt, wird es schwer, den Schalter umzulegen. Aber ich glaube, das haben wir überstanden." Spätestens mit dem halben Dutzend vor zwei Wochen bei Vizemeister SV Lohberg. Schmidhubers Ansage an seine Spieler daher: ,,Jedes Spiel so ernst nehmen, als würdest du gegen eine Spitzenmannschaft spielen, und keinen Schlendrian aufkommen lassen. Dann bin ich mir sicher, dass wir jeden schlagen können. Soweit sind wir."

Nur Ordnung bringt die Harmonie

Wenn auch noch nicht dort, wo Perfektionist Schmidhuber seine Schützlinge haben will. ,,Wir sind nicht immer so souverän, es fehlt schon noch was. Es passieren noch zu viele Fehlpässe, die Abstimmung zwischen den Mannschaftsteilen kann schon noch besser werden." Schmidhuber duldet bekanntlich keine Selbstzufriedenheit, das haben schon viele andere Vereine erlebt. Da hatte sich der pensionierte Auto-Fachmann auch schon mal vorzeitig verabschiedet, wenn nicht alle am gleichen Strange gezogen hatten. ,,Akribie, Disziplin und System" sind Schmidhubers Zauberworte: ,,Die Positionen müssen eingehalten werden, da müssen wir perfekt sein. Nur mit Ordnung bringst du Harmonie ins Mannschaftsgefüge." Dann sollte das Ergebnis automatisch stimmen. ,,Ich schaue eigentlich nicht so sehr auf die Tabelle. Ich schaue, dass wir uns verbessern: Spielerisch, in der Aufteilung, beim Verschieben, beim schnellen Umschaltspiel. Das dauert seine Zeit, aber die Mannschaft hat's angenommen."

Wenn ein neuer Trainer kommt, sitzen die Automatismen freilich nicht nach sechs Wochen Vorbereitung, weiß der Haudegen Schmidhuber, aber es könnte schlechter laufen am Esper, grinst der 63-Jährige: ,,Ich will nicht jammern. Die Tabelle ist schön anzuschauen, aber wir haben noch einiges zu tun." Doch wer sollte der nächsten Aufstiegsfeier in Horst Schmidhubers langer Trainerlaufbahn (,,Es dürften so zehn oder elf Aufstiege gewesen sein") noch im Wege stehen? - Die Gefahr lauert überall, schließlich eine die Konkurrenz quasi ein gemeinsames Ziel, lacht Schmidhuber: ,,Irgendeiner will der Erste sein, der gegen uns gewinnt. Dann bist du in den Schlagzeilen, weil du dem TB 03 Roding die erste Niederlage beigebracht hast. Das wird in den vier Spielen bis zur Winterpause das Thema sein."

Nach Bezirksliga käme Landesliga

Nach Eschlkam dürfen sich noch Miltach, Ränkam und Stachesried daran versuchen. Ehe Horst Schmidhuber in der Winterpause Nägel mit Köpfen machen will in Sachen Verlängerung: ,,Normaler Weise gibt es keinen Grund, etwas zu ändern. Es passt alles, und wenn der Erfolg da ist, ist es umso leichter." Wer weiß, wohin der größte Erfolgscoach des Altlandkreises Roding den Turnbund noch zu führen vermag in seiner zweiten Ära am Esper. Vor gut zehn Jahren schafften Peter Kreitinger, Rob Schreiner und Thomas Gabler unter Schmidhubers Führung den Sprung in die Bezirksoberliga, die es ja nicht mehr gibt. Nach der Bezirksliga käme jetzt die Landesliga, aus damaliger Sicht heute ohnehin eine bessere Bezirksoberliga. Roding soll jedenfalls der krönende Abschluss der Trainerkarriere werden, lacht der frühere Brucker Bezirksliga-Kicker, der 1984 bei seinem Heimatverein SV Kirchenrohrbach sein Debüt an der Seitenlinie gegeben hat. Um dann mit der SG Regental, dem SSV Roßbach/Wald, dem TB 03 und der DJK Beucherling die persönliche (imaginäre) Vitrine zu füllen. Kurzzeit-Engagements in jüngerer Vergangenheit in Falkenstein (,,Wenn die trainiert hätten, wäre ich wahrscheinlich jetzt noch dort") und Neubäu inklusive.

Der Blick zurück bringt nichts

Die schönste Station? - "Da will ich keinen Verein hervorheben, jeder war anders. Aber die Bezirksliga mit dem Dorfverein Beucherling oder der Aufstieg mit Roding in die BOL, das waren schon die Highlights. Wenn du erfolgreich bist, ist es überall schön." Doch eigentlich will sich Horst Schmidhuber nicht lange mit der Vergangenheit aufhalten: ,,Ich bin keiner, der viel zurückschaut und gerne von früher erzählt, das bringt ja nichts. Ich schaue lieber nach vorne. Die Zeiten heute sind ja ganz anders, wenn ich mir nur die Trainingsmethoden anschaue. Früher bist du fast nur gelaufen, hast fast nichts mit dem Ball gemacht, heute machst du fast alles mit dem Ball. Manchmal frag' ich mich selber, wie ich früher so trainieren lassen konnte. Aber das war eben die Zeit, damit warst du auch erfolgreich. Heute brauchst du damit aber keinem mehr zu kommen."

Ein Limit hat sich Schmidhuber jedenfalls nicht gesetzt: ,,Mir macht's noch Spaß. Solange die Spieler dabei sind und ich was bewegen kann..." Das müsse nicht zwangsläufig eine hohe Spielklasse sein, auch den einen oder anderen Landesligisten habe er schon abblitzen lassen, wenn ihm der Aufwand zu groß erschien, erzählt Schmidhuber. Wie wär's dann mit Roding in der Landesliga? Gleich um die Ecke, nicht weit zu fahren ...

Aufrufe: 024.10.2015, 07:00 Uhr
Von Jürgen ZiereisAutor