2024-05-08T14:46:11.570Z

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Der nächste Spieler, der den BC Aichach verlässt: Michael Hutterer schließt sich dem TSV Rain an. Nach Kinzel, Suszko und Mitterhuber ist er der vierte BCA-Spieler, der innerhalb kurzer Zeit zum Regionalligaabsteiger wechselt.  Foto: Rummel
Der nächste Spieler, der den BC Aichach verlässt: Michael Hutterer schließt sich dem TSV Rain an. Nach Kinzel, Suszko und Mitterhuber ist er der vierte BCA-Spieler, der innerhalb kurzer Zeit zum Regionalligaabsteiger wechselt. Foto: Rummel

Aichach und Affing verlieren weiter Personal

Finanzsituation hinterlässt bei den Bayernligisten Spuren +++ Großer Nutznießer ist der TSV Rain

Den Bayernligafußballer gemeinhin auf seine Entlohnung zu reduzieren, verbietet sich. Allerdings scheint er genau abzuwägen, ob sich der zeitliche Aufwand mit seinen sportlichen Ambitionen vereinbaren lässt. Zum Draufzahlgeschäft soll das intensive Hobby schließlich nicht werden. Wer Hunderte Kilometer im Jahr verfährt und seine Freundin vertrösten muss, wenn er mal wieder nicht mit in den Urlaub fahren kann, der überlegt sich zweimal, in welches Trikot er schlüpft. Fakt ist: Die Rahmenbedingungen – ein Stück weit das Geld – müssen passen.

Gerade im nördlichen Landkreis Aichach-Friedberg gefiel den Kickern jahrelang das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag. Bei den großen A-Vereinen, dem TSV Aindling, dem FC Affing oder dem BC Aichach, fühlten sich die Freizeitfußballer gut aufgehoben. Wie sehr sich die Kräfteverhältnisse an der monetären Potenz der Klubs widerspiegelten, verdeutlicht die jüngste Entwicklung. Seitdem an den Klubs aus Affing, Aindling und Aichach der Makel haftet, nicht mehr bedingungslos Wünschen der Spieler nachkommen zu können und sparen zu müssen, stehen sie nicht mehr allzu hoch im Kurs.

Weil andere Klubs dieser Tage weitaus attraktiver erscheinen, warten die Spieler bei besagten Vereinen mit ihren Zusagen. Affings Sportlicher Leiter Markus Berchtenbreiter will Ende der Woche mehr wissen. Dann sollen sich seine Spieler endgültig entscheiden, ob sie das Angebot des Vereins annehmen oder ablehnen. Berchtenbreiter will hart bleiben. „Wir werden einen wirtschaftlich vernünftigen Weg gehen“, sagt er. Dabei nimmt er in Kauf, lieb gewonnene Zöglinge ziehen zu lassen.

Jüngster Abgang ist Marc-Abdu Al-Jajeh. Der 24-jährige Linksfuß schließt sich einem Verein an, der zu den Nutznießern der abwärtstrendigen Entwicklung in der Region zählt: dem TSV Rain. Vor Al-Jajeh hatte bereits Tobias Jorsch, 24, erklärt, zum Regionalligaabsteiger zu wechseln. Berchtenbreiter bedauert die Entscheidung Al-Jajehs, der „ein Kandidat fürs Kapitänsamt“ gewesen sei.

Beim TSV Rain hat seit Herbst Stefan Tutschka, 48, als Trainer das Sagen. Weil er zuvor den FC Affing trainierte und in Wulfertshausen wohnt, gilt er als Kenner der hiesigen Fußballszene. Im Winter hat der TSV Rain vom BC Aichach Sebastian Kinzel, 25, und Mariusz Suszko, 27, verpflichtet. Bekannt war auch der dritte Wechsel eines BCA-Spielers, der von Sebastian Mitterhuber, 26, im Sommer. Nun folgt der vierte Aichacher den Lockrufen: Der TSV Rain erklärte, neben Al-Jajeh den Defensivspieler Michael Hutterer, 24, vor der kommenden Spielzeit zu holen.

Vier Neuzugänge aus Aichach, zwei aus Affing. Trainer Tutschka kann daran nichts Verwerfliches finden. Bei Hutterer beispielsweise habe er schon immer gesagt, dass dieser der wertvollste Spieler des BCA sei. „Die Spieler sind nun mal auf dem Markt“, kommentiert Tutschka. Der TSV Rain arbeitet akribisch an einer schnellen Rückkehr in die Regionalliga, zählt schon jetzt zu den Meisterschaftsfavoriten in der kommenden Bayernligasaison. Allein wegen seines namhaften Personals. Da darf es durchaus als Drohung verstanden werden, wenn Tutschka ankündigt: „Wir sind noch nicht ganz fertig mit der Kaderplanung.“

Zwei Tendenzen offenbaren sich bei Fußballern mit höherklassiger Erfahrung: Mit Anfang 20 hoffen sie auf ein lukratives Angebot eines Vereins mit sportlicher und wirtschaftlicher Perspektive. Mit Ende 20 oder Anfang 30 tendieren sie hingegen zum Spielertrainer in einer Kreis- oder Bezirksliga. Beispielhaft hierfür gelten Andreas Brysch (BC Adelzhausen), Mario Schmidt (VfL Ecknach), David Bulik (FC Ehekirchen) oder Marco Surauer (BC Rinnenthal), die ab der kommenden Saison nebenbei Traineraufgaben übernehmen werden.

Affings Entscheider Markus Berchtenbreiter bringt Verständnis für die Gebaren der Kicker auf. Allerdings will er sich nicht ewig hinhalten lassen. „Der Verein sollte nicht zur Pokermasse werden“, betont er. Demnächst will er nicht mehr nur über Spieler sprechen, die den Verein verlassen. Die schmerzhaften Verluste von Jorsch, Surauer und Al-Jajeh will er teils mit Spielern des TSV Aindling auffangen. Affing würde sich bei einem Verein bedienen, dem finanziell noch mehr die Hände gebunden sind. Beim Landesligisten Aindling ist weiter unklar, wie es in der kommenden Saison weitergehen soll, nachdem weiter die Gefahr einer Zahlungsunfähigkeit im Raum steht.

Schon im Winter wollte Berchtenbreiter Stürmer Simon Knauer, 25, verpflichten. Aindling sagte Nein. Nun unternimmt Berchtenbreiter den nächsten Anlauf. „Wir sind uns mit dem Spieler einig“, verkündet er. Als sicher gilt auch die Rückkehr von Manuel Steinherr, 25, und das Interesse an Daniel Deppner, 20. Demnächst will Berchtenbreiter Vollzug melden.

Aufrufe: 023.4.2014, 14:37 Uhr
Aichacher Nachrichten / Johannes GrafAutor