2024-04-23T06:39:20.694Z

FuPa Portrait
Der TSV Zornheim geht als positives Beispiel für Integration voran.
Der TSV Zornheim geht als positives Beispiel für Integration voran.

Afghane bedankt sich mit Dreierpack

TSV Zornheim integriert Flüchtlinge +++ 5:1-Derbyerfolg der B-Jugend gegen Ebersheim +++ Milad Hasanzade mit Hattrick

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ZORNHEIM. In seinem ersten B-Jugend-Spiel für den TSV erzielte der 16-jährige Milad Hasanzade am vergangenen Samstag gleich einen Hattrick. Das alleine wäre schon eine Meldung wert. Doch, dass der Afghane überhaupt in Deutschland offiziell seine Fußballschuhe schnüren darf, liegt vor allem am Zornheimer Jugendleiter Marcel Bärsch und Trainer Manuel Hinterkopf.

Milad Hasanzade hatte es in der Vergangenheit nicht einfach. Nach der Flucht vom Krieg in seinem Heimatland Afghanistan, wollte er in Deutschland Sicherheit und seiner Leidenschaft, dem Fußball spielen, nachgehen. Doch eben das war alles andere als einfach. Der 16-Jährige spielte bei mehreren Vereinen vor, die ihn dann allerdings nicht ins Team beriefen. Die Begründung lag nicht am mangelden Talent, ganz im Gegenteil, spielerisch überzeugen konnte er von Beginn an. Vielmehr sahen die Vereine die Beantragung eines Spielerpasses als zu großen Aufwand an.

Auf Initiative seines Freundes Mohammed, der ebenfalls als Flüchtling nach Deutschland kam, spielte der in Nieder-Olm lebende Youngster beim TSV Zornheim vor. B-Jugend-Trainer Manuel Hinterkopf war sofort begeistert von Milad: "Der Junge kam hier an und fiel sofort mit Anstand und Höflichkeit auf. Nach dem ersten Training war sofort klar, dass er für uns spielen soll. Nicht zuletzt, weil er ein Schuss wie ein Bundesligaspieler hat. Ein Wunder, dass unserem Keeper nicht die Hände abgefallen sind." Alles sprach also für eine Verpflichtung des 16-Jährigen.

Der TSV-Jugendleiter Marcel Bärsch bemühte sich umgehend um einen Spielerpass für den Afghanen: "Eigentlich war alles ganz einfach. Milad's Unterlagen wurden per Mail an die Passstelle des Südwestdeutschen Fußballverbandes geschickt, der diese dann an den DFB weiterleitete. Der prüfte dann, ob Milad im Ausland als Spieler gemeldet war, was nicht der Fall war. Vier Wochen später hatten wir dann die Spielberechtigung für ihn. Ein Tag später stand er dann auch schon gegen Ebersheim auf dem Platz."

Und in diesem ersten Spiel in seinem neuen Heimatland zeigte Milad dann auch gleich, was er drauf hat: Bereits nach neun Minuten netzte er zum ersten Mal im Gehäuse der Ebersheimer ein. In der zweiten Hälfte legte er dann noch zwei Tore nach und avancierte direkt zum Matchwinner beim 5:1-Derbyerfolg gegen Ebersheim. Nach dem Spiel bedankte sich Milad bei seinem Team per Whatsapp: "Ich bin glücklich. Danke an die Mannschaft und den Trainer."

In der kommenden Saison wird der 16-Jährige fester Bestandteil der Zornheimer A-Jugend-Mannschaft sein: "Stand jetzt, spielt Milad nächste Spielzeit in der Stammformation", so Trainer Hinterkopf. Milad's jüngerer Bruder Mansur spielt übrigens in der C-Jugend des TSV und traf ebenfalls in seinem ersten Spiel bei Mombach 03, und zwar auch gleich doppelt. Das Stürmergen scheint in der Familie zu liegen.

Die Zornheimer zeigen mit der Integration der beiden Spieler, wie es geht. Flüchtlinge auch im Bereich des Sports und der Anmeldung im Verein zu unterstützen kann den Neustart in einem fremden Land leichter machen. Und das kommt beim TSV nicht von ungefähr. "Wir wollen Vorreiter für Integration sein", sagt Trainer Hinterkopf. Und das stellen die Zornheimer auch eindrucksvoll unter Beweis.

Aufrufe: 019.6.2016, 09:00 Uhr
Patrick SchaffnerAutor