2024-04-16T09:15:35.043Z

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"Bei uns haut sich immer ein anderer rein" - beim TSV Buch verstehen sie sich auf und neben dem Platz. :F: Zink
"Bei uns haut sich immer ein anderer rein" - beim TSV Buch verstehen sie sich auf und neben dem Platz. :F: Zink

Adler: "Jeder ist stolz, wenn er dabei sein darf"

Der TSV Buch steht nach nur einer Niederlage in 15 Landesligaspielen auf Tabellenplatz zwei - was ist das Geheimnis des Erfolgs der Bucher Überflieger?

Seit neun Landesliga-Spielen ist der TSV Buch ungeschlagen, in 15 Partien gab es seit Saisonbeginn nur eine Nie­derlage für den Tabellenzweiten. Was ist das Geheimnis des Erfolgs?

In Uerdingen, sagt Thomas Adler, da war das damals ganz ähnlich wie jetzt beim TSV Buch. In Uerdingen, da war Thomas Adler einst Profi, stieg 1992 mit der Mannschaft für ein Jahr in die Bundesliga auf. Beim TSV Buch sitzt Thomas Adler als Trainer an der Seitenlinie. Nur: Buch spielt in der sechsthöchsten Amateurklasse.

Die Gemeinsamkeiten, sagt der Coach, liegen weniger auf dem Platz, als vielmehr im Drumherum. Buch ist bekannt für seine großartige Kamerad­schaft, oder, wie es Adler nennt: „Wenn in einem Ortsteil Kerwa ist, dann weiß ich: die Jungs brauch ich die nächsten drei, vier Tage nicht ein­planen.“ Genauso sei auch Coach Friedhelm Funkel damals in Uerdin­gen mit einer Bundesliga-Mannschaft verfahren: „Wenn Karneval war, hat Funkel zwei, drei Spielern freigege­ben. Er wusste, mit denen war so lan­ge sowieso nichts anzufangen.“ Thomas Adler fühlt sich also wohl in Buch, kann man so sagen. Das Erbe von Helmut Rahner hat er aufgenom­men und angepasst, „wir spielen jetzt mehr Fußball“, sagt Adler, speziell die Befreiung aus der Defensive ver­sucht seine Mannschaft nun immer spielerisch zu lösen. „Auch wenn die Zuschauer manchmal noch schreien: Bolz’ ihn doch einfach weg.“

Die Abwehr ist das Prunkstück

Die Gegner, hat der Coach beobach­tet, reagieren bereits auf diesen neuen Bucher Stil, „sie wissen“, sagt Adler, „dass sie da, wenn sie uns unter Druck setzen wollen, anstatt den Ball zu gewinnen vor allem hinterherlaufen müssen. Also machen es die meisten schon gar nicht mehr.“ Auch sonst ist die Abwehr das Prunkstück des TSV Buch – Thomas Adler hat sich kürzlich sogar hinge­setzt und alle fünf Landesligen vergli­chen: „Da sind wir die Mannschaft mit den drittwenigsten Gegentoren überhaupt“, sagt er nicht ohne Stolz. Zwölf Gegentore in 15 Spielen – das ist Liga-Topwert.

Aber auch die Offensive braucht sich nicht zu verstecken: 35 Tore sind zwar nicht gerade herausragend, mit Udo Brehm (acht Tore), Christian Fleischmann (fünf) und Philip Lang (sieben) gibt es aber gleich drei sehr treffsichere Angreifer. Das macht den TSV Buch ziemlich unberechenbar.

Das größte Plus der Mannschaft aber, sagt Thomas Adler, das hat er bislang in seiner langen Karriere als Spieler und in 15 Jahren als Trainer so noch nicht erlebt: „Immer, wenn wir einen Nackenschlag erleben, wirft sich ein anderer hinein, übernimmt die Position und überzeugt sofort.“ So kann Buch stets auf kleinere Ver­letzungen reagieren, aber auch lang­fristig auf den Kreuzbandriss von Fa­bio Tech oder den Ausfall von Domi­nik Tajak, der kurzfristig ein Stipendi­um in den USA angeboten bekam. „Beide sind eigentlich nicht zu erset­zen, sie haben das Zeug, höherklassig zu spielen“, sagt Adler. Und trotzdem steht seine Mannschaft auf Rang zwei der Landesliga-Tabelle.

„Ich habe in der Bundesliga kürz­lich in einem Interview gehört, dass irgendeine Mannschaft sieben oder acht Mal mit derselben Startformati­on aufläuft – ich habe mir gedacht: Wir in Buch wären froh, wenn wir das auch nur einmal machen hätten kön­nen“, sagt Thomas Adler. Ein weiteres Geheimnis des Erfolgs ist also der brei­te Kader und die Bereitschaft der zwei­ten Mannschaft und der A-Jugendtrai­ner, Spieler bei Bedarf abzustellen. „Das war bei der Quelle, wo ich zuvor acht Jahre tätig war, anders. Da woll­te niemand in der ersten Mannschaft spielen – in Buch, da ist jeder stolz, wenn er da dabei sein darf.“

Bleibt nur noch das alte Problem der Hitzköpfigkeit im Knoblauchs­land. Da erkämpfte sich der TSV Buch einen etwas zweifelhaften Ruf mit zahlreichen Roten Karten und verba­len Ausfällen. „Diese Zeiten sind bei mir vorbei“, sagt Adler selbstbewusst. Die zwei Platzverweise am Wochenen­de waren „die Ausnahme und sehr har­te Entscheidungen“, meint der Trai­ner. Er wirke grundsätzlich deeskalie­rend und fordert diese Einstellung auch von seinen Spielern. „Über die Roten Karten werden wir noch reden“, sagt Adler. Die nämlich hat man auch in Uerdingen nicht einfach so hingenommen.

Aufrufe: 018.10.2016, 11:14 Uhr
Christoph Benesch (NN)Autor