2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Am Boden: Grenzenlos war die Enttäuschung am Samstag bei den Berger Spielern (Dominik Bentele) nach dem Abstieg aus der Verbandsliga. Der Verein will in der neuen Saison direkt wieder aufsteigen. Derek Schuh
Am Boden: Grenzenlos war die Enttäuschung am Samstag bei den Berger Spielern (Dominik Bentele) nach dem Abstieg aus der Verbandsliga. Der Verein will in der neuen Saison direkt wieder aufsteigen. Derek Schuh
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Abstieg mit Ansage: Berg braucht wieder Teamgeist

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Berg / at - Abstieg am letzten Spieltag – diese bittere Pille mussten Spieler und Verantwortliche des TSV Berg am vergangenen Samstag schlucken. Nach der 2:4-Heimpleite gegen den VfB Neckarrems ist Berg seinen Status als Nummer zwei hinter dem FV Ravensburg im oberschwäbischen Fußball erst mal los. Ostrach, Kehlen und Ochsenhausen heißen die Gegner künftig wieder in der Landesliga-Staffel 4, nach vier Jahren in der Verbandsliga und Spielpartnern hauptsächlich aus dem Großraum Stuttgart. Der Absturz der Berger war dabei sowohl absehbar als auch verdient. Er birgt aber auch die Chance für einen Neuanfang, den der Club dringend braucht.

Nach zwei Spielzeiten, die Berg jeweils mit 45 Punkten auf dem Konto auf Platz acht abschloss, Trainer war jeweils der mittlerweile zum FC Wangen abgewanderte Adrian Philipp, bekam der TSV schon in der vergangenen Saison große Probleme. Unter dem in Berg glücklosen Michael Steinmaßl geriet man erstmals in Abstiegsnöte. Trainer Adnan Sijaric kam damals als Retter, mit einer starken Rückrunde landete man wieder auf einem einstelligen Tabellenplatz (9./43 Punkte). Diese Leistung blendete die Verantwortlichen um Präsident Hermann Müller offenbar, man verpasste es, die nötigen Veränderungen vorzunehmen. Der Warnschuss wurde nicht gehört. Zwei Regionalliga- (Andreas Frick und Jan Biggel) und ein Oberligaspieler (Dominik Bentele), und schon wollte man wieder vorne angreifen und schielte Richtung Oberliga. Der Schuss ging ordentlich nach hinten los. Offenbar passte es in der Mannschaft aber schon länger nicht mehr, so ging es auch nach einem ganz passablen Start in der neuen Saison steil bergab. Es ehrt die Sportliche Leitung der Berger mit Müller und dem Fußball-Urgestein Michael Wohlfarth, dass sie nicht in Panik verfielen. Aber dass Sijaric nach einer völlig verlorksten Hinrunde auch zum Rückrundenstart noch auf der Bank saß, war doch erstaunlich. Sijaric selbst wunderte sich wohl am meisten. Dass der Transfer des rumänischen Topspielers Dan Constantinescu aufgrund eines selbstverschuldeten Verfahrensfehlers im Winter scheiterte, passt ins Bild, abstiegsreif war Berg also auf allen Ebenen. Viel zu spät wurde dann die Reißleine gezogen. Mit der internen Trainer-Trio-Lösung Patrick Singrün/Tim Rainbow/Michael Wohlfarth lag man aber richtig. Jetzt wurde endlich regelmäßig gepunktet, am Ende reichte es dennoch nicht. "Wir waren uns sicher, dass wir es schaffen, aber der Druck war wohl doch zu groß", sagt Michael Wohlfarth.

Auch für Wohlfarth hat sich der Abstieg angedeutet: "Einige Spieler waren in den letzten Wochen nicht mehr ganz bei der Sache", sagt er, "einige haben den Ernst der Lage nicht erkannt." Von schlechter Trainingsbeteiligung in der entscheidenden Phase spricht der Sportliche Leiter und nicht nachvollziehbaren Fehlgründen bei wichtigen Spielen. Im Gegenzug zum FC Wangen, der mit wesentlich weniger Qualität im Kader leidenschaftlich bis zum letzten Spieltag kämpfte, stimmte bei Berg der Teamgeist nicht. "Viele Spieler haben nur auf sich selbst geschaut", sagt Michael Wohlfarth. Das soll sich in Zukunft ändern: "Bei den Neuzugängen habe ich vor allem darauf geachtet, dass sie menschlich zu uns passen."

Der Abstieg der zweiten Mannschaft aus der Bezirksliga und der dritten aus der Kreisliga A machen das Debakel für den TSV perfekt. Aber diese Situation bietet dem Club jetzt auch die Chance, neu anzufangen. Offenbar will Berg wieder mit drei Mannschaften antreten, in den Kreisligen A und B sowie in der Landesliga. Für die erste Mannschaft gilt: "Das Ziel ist der sofortige Wiederaufstieg", sagt Wohlfarth kämpferisch. Der Großteil der Mannschaft bleibe zusammen. Verlassen werden den Verein wie berichtet Dominik Bentele, Sebastian Willibald, Daniel Abdulahad, Bartosz Broniszewski und Tim Rainbow, der künftig als Spielertrainer zusammen mit Reiner Steck die U 23 des FV Ravensburg betreut. Auch Taner Atas Zeit in der Ersten dürfte ablaufen.

Bleiben werden aber auch Topleute wie Silvio Battaglia, Andreas Kalt-eis, Jan Biggel, Andreas Frick, David Brielmayer, Dan Constantinescu oder Moritz Fäßler. Dazu verspricht Wohlfarth "fünf gute neue Spieler", man halte Augen und Ohren außerdem weiter offen. Mit Oliver Ofentausek hat man einen ambitionierten Trainer verpflichtet, Patrick Singrün bleibt Co und der erfahrene Wohlfarth Sportlicher Leiter. Von so einem Führungsstab können andere nur träumen. "Man hätte so oder so einen Neuanfang machen müssen", sagt Wohlfarth, da hat er sicher Recht. Jetzt eben eine Klasse tiefer mit Derbys gegen Eschach, Weingarten, FV II und Oberzell. "Darauf freue ich mich schon", sagt Wohlfarth. Dann muss aber der Teamgeist wieder stimmen. Denn diese Clubs werden Berg die Punkte sicher auch nicht auf dem Silbertablett überreichen.

Aufrufe: 06.6.2017, 16:40 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Alexander TutschnerAutor