2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines

Abschied mit Wehmut und Freude

Über zehn Jahre war Dominik Heythausen ein prägender Fußballer in der ersten Mannschaft der VSF Amern. Jetzt zieht es ihn nach Niedersachsen, wo für ihn ein völlig neuer Lebensabschnitt beginnt.

Als Dominik Heythausen kurz vor dem Ende des Grenzland-Derbys beim 1. FC Viersen ausgewechselt wurde, hatte er auf den ersten Blick allen Grund zur Freude. Zu diesem Zeitpunkt führten die VSF Amern 3:1, mit dem Sieg würde seine Mannschaft einen starken ersten Saisonabschnitt besiegeln und könnte ganz beruhigt in die Winterpause gehen. Doch in diesem Moment war auch klar: Es war mit sehr großer Wahrscheinlichkeit das letzte Pflichtspiel, das der Defensivspezialist für den Fußball-Landesligisten aus Schwalmtal bestritten hat.
"Als es kurz vor Schluss so weit war, hat das richtig wehgetan", erzählt Heythausen. Zwar bescherten ihm seine Mannschaftskameraden am Abend danach noch eine rauschende Abschiedsparty, doch der Gang vom Feld stand symbolisch für das Zurücklassen von etwas Altem und das Zugehen auf etwas Neues. Denn mit dem Jahreswechsel beginnt für den 28-Jährigen ein komplett neuer Lebensabschnitt, wegen des Umzugs zu seiner Freundin ins niedersächsische Bramsche steht auch ein Jobwechsel an. "Die Emotionen sind absolut geteilt. Mit einem lachenden Auge blicke ich auf das, was beruflich und privat auf mich zukommt. Mit einem weinenden Auge blicke ich auf das, was ich alles zurücklasse", sagt Heythausen.

Und was er zurücklässt, ist eine Menge. Schon sein Vater und sein Onkel kickten für die erste Mannschaft der VSF Amern, er selbst hat seit den Mini-Bambini nie für einen anderen Verein gespielt. Mit 17 Jahren holte ihn der damals neue Trainer Rainer Bruse zu den Senioren hoch, womit er zu einem Teil einer märchenhaften Erfolgsstory wurde. Denn unter Bruse stiegen die VSF nicht von der Kreisliga B bis in die Landesliga auf, sie entwickelten auch noch ein ganz besonderes Markenzeichen. "Wir stehen für mannschaftliche Geschlossenheit, Einsatz, Leidenschaft und großes Kämpferherz. Damit haben wir es oft auch geschafft, bessere Mannschaften zu besiegen", sagt Heythausen.

Wie wichtig er selbst für diese Entwicklung war, kann keiner so gut beurteilen wie Bruse, der 2015 sein Traineramt an Co-Trainer Dennis Sobisz übergab: "Dominik war schon mit 17 Jahren ein Leistungsträger. Für mich ist er einer der prägenden Spieler im Grenzland der letzten zehn Jahre." Vor diesem Hintergrund versteht es sich von selbst, dass Heythausen zu den Spielern zählt, die das Rückgrat des Teams bilden. Zwischendurch war er auch Kapitän des verschworenen Haufens.

Klar, dass Dennis Sobisz nicht glücklich war, als ihm Heythausen im August offenbarte, dass er mit Beginn der Winterpause die Zelte am Niederrhein abbrechen würde. Wie er Heythausen wertschätzt, wurde deutlich, als in René Jansen ein Spieler gleichen Kalibers kürzlich erklärte, er wolle im Winter gehen, allerdings zu einem Verein ganz in der Nähe, zum SV Straelen. "Wir haben klar gesagt, dass wir ihn vor dem Hintergrund, dass uns in Dominik ein ganz wichtiger Spieler für die Struktur der Mannschaft verlässt, nicht abgeben werden", sagt Sobisz. Da Jansen dennoch gehen will, muss nun zwischen den Klubs verhandelt werden.

Ähnliches kommt auf den FC SW Kalkriese nicht zu. Denn der Wechsel von Dominik Heythausen in dessen erste Mannschaft, die in der Kreisliga Osnabrück kickt, erfolgt für einen verdienten Spieler natürlich mit vollem Segen der Amerner. Dass Heythausen sich bewusst für den kleinen Verein in der Gemeinde Bramsche entschieden hat und dabei auch die Spielklasse keine Rolle spielte, passt zu seinem Charakter. "Dort herrschen ähnliche dörfliche Strukturen wie in Amern. Da fühle ich mich wohl, das erleichtert mir die Integration. Ich möchte möglichst schnell sesshaft werden", erzählt Heythausen. Da ist es ganz sicher kein Nachteil, dass seine Freundin auch beim FC SW Kalkriese Fußball spielt und ihr Vater ebenso im Verein aktiv ist.

Den Umzug in die neue gemeinsame Wohnung nach Engter, ebenfalls ein Teil der Gemeinde Bramsche, haben Heythausen und seine Freundin schon vor den Feiertagen abgeschlossen. Weihnachten hat der 28-Jährige dann noch mal bei seinen Eltern in Amern gefeiert und die Woche danach zur Akklimatisierung in der neuen Heimat genutzt. Am Montag betritt der gelernte Bankkaufmann dann auch beruflich Neuland bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft im benachbarten Osnabrück. "Das ist für mich ein Sprung ins kalte Wasser, denn mit Jahresbeginn gibt es da gleich richtig viel zu tun", berichtet Heythausen. Viel Zeit dürfte also nicht sein, um sich dem Vergangenen zu beschäftigen. Zumal der 28-Jährige sicher auch nichts dagegen hätte, bei seinem neuen Fußballverein möglichst schnell eine ähnliche tragende Rolle einzunehmen wie bei den VSF Amern.

Aufrufe: 03.1.2017, 08:01 Uhr
RP / David BeinekeAutor