2024-05-17T14:19:24.476Z

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Rolf Klauer: Manchmal war es ein schwieriger Job. Foto: Frieder W. Flieger
Rolf Klauer: Manchmal war es ein schwieriger Job. Foto: Frieder W. Flieger
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Abschied mit gutem Gewissen

Nach 25 Jahren als Fußball-Sportrichter zieht sich Rolf Klauer zurück

Rolf Klauer, der dienstälteste Funktionär in der Riege des Fußball-Sportgerichts, hat sein Amt jetzt aus Altersgründen abgegeben. Ein honoriger Typ, der an maßvoller Verurteilung ein elementares Interesse hatte.

Rolf Klauer ist ein "Idealist der alten Schule", dessen Leben weit über ein halbes Jahrhundert von König Fußball geprägt worden ist. Sein Lebensleitspruch lautet: "Immer positiv denken und jeden Tag frohen Herzens genießen." Er hat sich als Sportrichter einen Namen gemacht, der weit über die Grenzen des Bezirks Donau/Iller reicht.

Seit 1990 stand er in Diensten des Sportgerichts, seitdem hat er an die 3000 Urteile gefällt. Gerechtigkeit ist ihm eine Herzensangelegenheit. Zum Abschluss der Saison 14/15 hat er seine Tätigkeit beim Sportgericht aus Altersgründen beendet.

Im November wird Klauer 84. Er hat viel erlebt, Hintergrundwissen über Sportjustiz, Strafen, Sündenböcke gesammelt. "Ich habe sehr viel erfahren", sagt er und freut sich heute noch über den Schritt ins Sportgericht, den er vor 25 Jahren gewagt hat. "Ich wusste nicht, was mich erwartet. Der damalige Bezirksvorsitzende Heinz Kneer hat mir Mut gemacht, und dann habe ich mich getraut", erzählt Klauer.

Von seinem Schreibtisch in Albeck aus hat er ausschließlich über Urteile im Jugendbereich entschieden, Geldstrafen verhängt und Spielsperren ausgesprochen. Es ist ein Ehrenamt, das zuweilen mehr Amt ist als Ehre. Ein Freizeitjob, der nicht viel Zeit für Hobbys lässt. In umstrittenen Fällen haben die Jugend- oder Abteilungsleiter schon mal persönlich angerufen. Alle wollten sie das Gleiche von ihm: Gnade für die Rot-Sünder.

Beeinflussen ließ sich Klauer davon nicht. "Dass die Funktionäre für einen wichtigen Spieler alle Register ziehen, ist doch klar. Aber nur weil jemand eigentlich ein fairer und netter Kerl ist, konnte ich keine Ausnahmen machen", sagt er. Ein schlechtes Gewissen plagte ihn nach harten Urteilen nicht.

Dass er all die Kritik, Zweifel und Diskussionen auf sich genommen hat, erklärt sich mit seiner Sport-Leidenschaft. Als Aktiver spielte er bis 1970 Fußball beim TSV Langenau, es folgte eine Zeit als Abteilungsleiter, ehe er mit 59 Jahren im Sportgericht tätig wurde. Mit der Kritik an seinen Urteilen könne er umgehen. "Aber manchmal war es ein schwieriger Job", gibt Klauer zu. "Oft kommt’s auf gesunden Menschenverstand an", betont er. Vor drei Wochen hat er seinen letzten Fall bearbeitet. Bei all dem Engagement half ihm seine honorige und humorige Art. Die Gerichtsbarkeit kannte er nur am Rande: Als Ausbilder bei der Handwerkskammer Ulm kam er mit den Jugend- und Arbeitsrechtgesetzen in Berührung.

Aufhören im Amt heißt für ihn keineswegs Nichtstun. Wenn seine drei Enkel und ein Urenkel ihm Zeit lassen, wird er sich seiner gigantischen Plattensammlung mit 1600 Titeln widmen oder an der Chronik des TSV Langenau weiterarbeiten. Mit dreimal Fitnesstraining pro Woche will er sich fit halten. Seinen Platz im Sportgericht nimmt mit Andrea Mann erstmals eine Frau ein.

Aufrufe: 015.7.2015, 08:23 Uhr
WINFRIED VOGLER | SWPAutor