2024-05-02T16:12:49.858Z

Halle
F: Patten
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Abpfiff für einen Hallen-Klassiker

Den „Flens-Cup“ in der alten Form gibt es nicht mehr – bei der Fußball-Kreismeisterschaft unterm Dach wird jetzt Futsal gespielt

Es war keine offizielle Hallen-Meisterschaft, aber auf jeden Fall ein Publikumsmagnet. Jahr für Jahr strömten die Fußball-Fans am Freitagabend im Januar in die Flensburger Fördehalle, um ihre Teams anzufeuern. Zehn Mannschaften von Regional- bis Kreisliga – einige gesetzt, andere mussten sich qualifizieren – wetteiferten um den Sieg beim „Flens-Cup“, ausgetragen unter der Regie des Kreisfußballverbandes (KFV) Schleswig-Flensburg. Es gab Geld für die besten vier Teams, die Brauerei steuerte flüssige Prämien bei.

2017 wird alles anders – denn gespielt wird nach den Maßgaben des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und des Schleswig-Holsteinischen Fußball-Verbandes (SHFV) bei Verbands-Turnieren nur noch Futsal. Der SHFV ist zwar Ausrichter des Hallen-Masters in Kiel, das nach Hallenfußball-Regeln gespielt wird, aber das Spektakel in der Ostseehalle wird nicht einmal mehr als inoffizielle Hallen-Landesmeisterschaft etikettiert.

Im Kreisfußballverband Schleswig-Flensburg haben bislang 25 Mannschaften, die in fünf Vorrundengruppen die Teilnehmer an der Endrunde ermitteln, für die „neue“ Meisterschaft gemeldet. Die Endrunde steigt am Sonnabend, 21. Januar, um 16 Uhr in der Flensburger Fördehalle. Am Vormittag (10 bis 16 Uhr) wird die Endrunde im Förde-Schlei-Pokal, dem Wettbewerb für zweite und dritte Mannschaften, ausgetragen.

Auch den Freitag-Termin gibt es also nicht mehr. Etwas Bedauern über das jähe Ende eines etablierten Hallenturniers schwingt auch bei den Verantwortlichen des KFV mit. Ob die Hallen-Kreismeisterschaft auch künftig „Flens-Cup“ heißen wird, steht noch nicht fest. Es existierte das Gerücht, dass das „alte“ Turnier unter Vereinsregie und ohne Qualifikation ausgetragen werden sollte, dran scheint aber nichts zu sein.

Bei den bislang gemeldeten Teams tauchen Flensburg 08, der TSB Flensburg (beide SH-Liga) sowie die Verbandsligisten TSV Großsolt-Freienwill, TSV Nordmark Satrup, Stern Flensburg, TSV Nord Harrislee, TSV Friedrichsberg und FC Angeln 02 auf. Regionalligist ETSV Weiche fehlt ebenso wie der TSV Kropp (SH-Liga), auch die Verbandsligisten Schleswig 06, TV Grundhof und FC Wiesharde haben nicht gemeldet.

„Wir haben eine sehr kurze Vorbereitungszeit“, sagt Weiches Teammanager Matthias Hummel. „Wir spielen dieses Jahr grundsätzlich keine Hallenturniere“, so Dirk Asmussen, Coach des TSV Kropp. Er ist überzeugt: „Futsal hat zwar viele gute Sachen, aber mit dem Futsal nimmt man dem Hallenfußball den Reiz.“

Überrascht, dass das KFV-Turnier nach Futsal-Regeln gespielt wird, ist Benjamin Pohlmann, Trainer des Verbandsligisten Schleswig 06. „Um Futsal zu spielen, muss man auch die Möglichkeit haben, das trainieren zu können. Da wir diese Möglichkeit nicht haben, macht es für uns keinen Sinn, an so einer Veranstaltung teilzunehmen“, sagt er.

Der TV Grundhof entsagt Hallenturnieren in dieser Saison komplett, der FC Wiesharde verzichtet sogar auf sein eigenes Turnier. „Dieses Jahr spielen wir nicht in der Halle und machen fünf bis sechs Wochen Pause“, so Trainer Michael Wilstermann, dessen Team zuletzt oftmals wegen Aufstiegsspielen eine verkürzte Sommerpause hatte.

Verletzungsgefahr, Priorität auf die Vorbereitung zur Feldserie (besonders wichtig angesichts der Spielklassen-Strukturreform im Sommer) – das sind gute Gründe für einen Verzicht auf Hallenturniere. Doch die Aussicht auf Futsal statt Hallenfußball mag manchem Verantwortlichen die Absage erleichtert haben, das klingt in Gesprächen immer wieder durch. Dirk Asmussen nimmt kein Blatt vor den Mund: „Hallenfußball sollte den Spaß fördern. Bei diesen Richtlinien kann ich mir nur an den Kopf fassen, zumal ’normale’ Hallenturniere ja gänzlich abgeschafft werden sollen.“

Abgeschafft werden sollen sie nicht – Vereine dürfen weiter nach den alten Hallenfußball-Regeln Veranstaltungen ausrichten, zumal wenn es sich um Traditions-Turniere handelt. Und die erfreuen sich großer Beliebtheit. Beim „team-Cup“ des Polizei SV Flensburg (Sonntag, 8. Januar 2017 in der Fördehalle) sind beispielsweise sowohl der ETSV Weiche als auch Schleswig 06 am Start. „Gäbe es den alten Flens-Cup ohne Vorrunde als Einladungsturnier – wenn man uns dabei haben wollte, würden wir mitmachen“, sagt ein Trainer eines Vereins, der auf Hallenturniere verzichtet.

„Die Spieler der Vereine, die beim Futsal mitmachen, müssen sich nicht nur aus der ersten Herrenmannschaft rekrutieren“, wirbt „Luggi“ Leitner, der Vorsitzende des KFV-Spielausschusses. KFV-Geschäftsführer Hans-Joachim Thadewaldt ist sicher: „Das ist ein Prozess, in einigen Jahren wird nicht mehr darüber geredet. Die Spieler, die aus der Jugend zu den Herren kommen, kennen nur noch Futsal.“

Ob Futsal das Allheilmittel für den Kick in der Halle ist? Zweifel sind angebracht. Immerhin haben 25 Mannschaften für die Hallenmeisterschaft gemeldet – in der vergangenen Saison, als sich der TSV Lindewitt den ersten „offiziellen“ Titel holte, waren es nur sieben.
Aufrufe: 017.11.2016, 12:15 Uhr
SHZ / U. Schröder/J. BargmannAutor