2024-04-25T14:35:39.956Z

Aufreger der Woche
Udo Rieker ist nicht mehr Trainer des TSV Waldenbuch. Foto: Günter E. Bergmann
Udo Rieker ist nicht mehr Trainer des TSV Waldenbuch. Foto: Günter E. Bergmann

Abnutzung wie in einer langen Ehe?

Rieker und Waldenbuch gehen getrennte Wege

Der TSV Waldenbuch trennt sich nun doch von seinem Trainer Udo Rieker - ohne einen Nachfolger zu haben.

Es ist noch nicht lange her, da hatte es den Anschein, als ob Udo Rieker mit doppelseitigem Klebeband und einer großen Portion Pattex auf seinem Trainerstuhl beim Fußball-Bezirksligisten TSV Waldenbuch fixiert wäre. Obwohl die Mannschaft seit dem 30. März, mithin inzwischen saisonübergreifend 22 Ligaspielen nicht mehr gewonnen hat, schworen die Vereinsverantwortlichen ihrem Coach die Treue. Selbst nach der 2:3-Niederlage Anfang des Monats im Kellerduell mit dem bis dahin ebenfalls sieglosen Aufsteiger VfB Effringen ließ der Abteilungsleiter Rainer Ruckh nichts auf seinen langjährigen Weggefährten und ,,guten Freund" kommen. Nicht Rieker sei es ja, der auf dem Platz die entscheidenden Fehler machte, sondern die Spieler. Und überhaupt: was könne der Trainer für die Verletztenmisere, hieß es auf Nachfrage.

"Mechanismen, die einfach greifen"

Nun, 14 Tage später, sieht die Fußballwelt im Gäu anders aus. Die Waldenbucher, weiterhin Schlusslicht des Klassements, haben doch das in solchen Fällen Branchenübliche getan: Der Trainer ist raus. Noch vor dem aktuellen Spieltag am Sonntag hat Ruckh gemeinsam mit seinen Führungskollegen Hans Oelfin und Eugen Rebmann den Coach über seine Entlassung informiert. Ruckh verweist auf die Tabellensituation und ,,Mechanismen, die dann einfach greifen". Schwer gefallen sei ihm dieser Schritt. Schließlich stehe der 51-jährige Rieker als Mensch außerhalb jeder Diskussion, und auch sportlich habe er in den vergangenen fünfeinhalb Jahren ,,hervorragende Arbeit" geleistet. In seine Amtszeit fallen zwei Aufstiege, von der Kreisliga B bis in die jetzige Spielklasse.

Der Betroffene selbst, der nach der besagten Schlappe in Effringen zwar betont hat, dass er der Letzte sei, der an seinem Trainerstuhl festklebt, macht kein Geheimnis daraus, dass er über den Entschluss enttäuscht ist. Allemal erstaunt haben dürfte ihn ein weiterführendes Gedankenspiel. So hatte eine Variante gelautet, Rieker könnte trotzdem noch bis Weihnachten durchhalten, ehe die Kündigung erst danach mit Beginn der Winterpause gegriffen hätte. ,,Es gab Stimmen, die wollten, dass ich bis dahin weitermache, damit es einen sauberen Schnitt gibt, und Stimmen, die einen sofortigen Schlussstrich forderten", sagt Rieker. Er hat sich nach einer vermutlich schlaflosen Nacht für Letzteres entschieden und sich am Freitag von der Mannschaft verabschiedet.

Der neue Mann soll zum Rückrundenstart gefunden sein

In den beiden restlichen Spielen des Kalenderjahrs zeichnet nun wie schon am Sonntag beim 0:2 gegen den Spitzenreiter GSV Maichingen der derzeit verletzte Spieler Stefan Fiorini verantwortlich, unterstützt von einigen weiteren erfahrenen Akteuren des Kaders. ,,Da sind vernünftige Leute dabei, die regeln das schon", sagt Ruckh. Spätestens zum Rückrundenstart soll dann ein neuer Mann gefunden sein - der Retter im Abstiegskampf. Vom sicher zum Klassenverbleib berechtigenden zwölften Rang trennen die Waldenbucher bereits sieben Punkte.

,,Wir haben nicht schon hinter Udos Rücken gesucht; das hätte er nicht verdient gehabt", sagt Ruckh. Böse Töne soll es mit der Trennung nicht geben. Dass es letztlich so gekommen ist, findet der Abteilungschef ,,schade". ,,Vielleicht war die Abnutzung doch zu groß", bemüht er sich um eine Erklärung für die zuletzt anhaltende Erfolglosigkeit. ,,So wie das manchmal eben auch in einer langen Ehe der Fall ist."

Aufrufe: 018.11.2014, 16:00 Uhr
Filder-Zeitung / Susanne DegelAutor