2025-12-03T05:51:34.672Z

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Zukunftsmusik: So könnte ein mögliches neues Stadion mit 10 000 Plätzen aussehen.
Zukunftsmusik: So könnte ein mögliches neues Stadion mit 10 000 Plätzen aussehen.

,,Abklopfen und sehen, was realistisch ist"

Weiche und die 3. Liga: Geschäftsführer Harald Uhr über den Beginn der ambitionierten Planungen des Flensburger Regionalligisten

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Es erscheint derzeit kaum vorstellbar, dennoch will Regionalligist ETSV Weiche Flensburg für die 3. Liga melden. Wir haben mit Harald Uhr, dem Geschäftsführer der Weicher Liga GmbH, über die Gründe und die möglichen Schwierigkeiten gesprochen.

Sonntag, 20. September 2015. Der ETSV Weiche Flensburg spielt in der Regionalliga Nord gegen den TSV Havelse und gewinnt 5:1. 468 Zuschauer sehen im Manfred-Werner-Stadion den Heimsieg.

8061 Fans sind im Schnitt bei den neun Partien der 3. Liga am vergangenen Wochenende zu Gast. Die wenigsten (532) beim Duell VfB Stuttgart II gegen Werder Bremen II, die meisten (26368) in Dresden bei Dynamos 2:1 gegen den VfL Osnabrück.

Nicht nur, was die Anzahl der Besucher anbelangt, liegen Welten zwischen 3. und 4. Liga.Dennoch will es der ETSV Weiche wagen.,,Wir wollen für die 3. Liga melden", gab Harald Uhr, Geschäftsführer der Liga GmbH des ETSV Weiche, am Sonntag bekannt. Die Entscheidung war am Sonnabend bei einer Sitzung des Wirtschaftsrates getroffen worden.

Ein Schnellschuss aus der Euphorie heraus oder ein Produkt reiflicher Überlegung? ,,Es wäre schlimm, wenn die Mannschaft den Aufstieg sportlich schaffen würde und wir nicht darauf vorbereitet wären", sagt Harald Uhr. Um Zeit zu haben, alle relevanten Themen anzusprechen, erfolgte die Ankündigung schon jetzt - Meldeschluss ist am 1. März 2016.86 Seiten umfasst das Drittliga-Statut des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), in dem haarklein aufgeführt ist, welche Bedingungen zu erfüllen sind. Uhr verweist darauf, dass es bei Themen wie Zuschauerkapazität und Rasenheizung durchaus Spielraum gäbe. ,,Auch der TSV Havelse hat sich mal beworben und die Lizenz bekommen, obwohl er kein großes Stadion und kein Flutlicht hatte", weiß Harald Uhr.


Sportplatz statt Stadion: So sieht es derzeit in Flensburg-Weiche aus.

Ein Stadion, das allen DFB-Ansprüchen genügt und 10000 Fans Platz bietet, ist nicht aus dem Boden zu stampfen - das weiß auch Harald Uhr. ,,Deshalb wollen wir alles überprüfen, uns mit der Stadt und dem Schleswig-Holsteinischen Fußball-Verband zusammen setzen", kündigt Weiches Manager an. Für ihn ist wichtig: ,,Das alles soll nicht hochtrabend rüberkommen. Wenn ich in drei Monaten merke, dass es nicht geht, dann werde ich auch sagen: 'Wir waren zu früh'." Die Vision sieht Drittliga-Fußball in Flensburg vor, doch es soll keine Tabus geben: ,,Vielleicht müssen wir auch mit Holstein Kiel reden und einige Heimspiele dort austragen."

Beispiele: Der SV 07 Elversberg aus dem Saarland, der 2013/14 in der 3. Liga spielte und teilweise ins 20 Kilometer entfernte Saarbrücken auswich. Auch die Stuttgarter Kickers spielten in der Vorsaison in Reutlingen. Ausnahme-Genehmigungen des DFB sind zumindest im ersten Jahr keine Seltenheit. ,,Natürlich wollen wir unserer Region großen Fußball bieten", lässt Uhr keinen Zweifel daran, dass in Flensburg gespielt werden sollte.

Derzeit beträgt der Etat in der Regionalliga etwa 450000 Euro - viel zu wenig für eine Profi-Liga. Vom Fernsehen gibt es 800000 Euro (laut Uhr könnte man mit Zulagen auf 975000 Euro kommen), der ETSV Weiche würde für die höhere Klasse mit etwa 2000 Zuschauern im Schnitt kalkulieren, der Drittliga-Etat würde ungefähr 1,8 bis 2 Millionen Euro betragen. Rechnet man die erwarteten Zuschauereinnahmen heraus, wären laut Uhr noch etwa 500000 Euro zu ,,stemmen". Er rechnet mit zusätzlichen (auch überregionalen) Werbepartnern für den ETSV.

,,Natürlich ehrt es uns, dass die sportliche Leistung von den Verantwortlichen anerkannt wird. Aber wir haben unsere Ziele (Verbesserung gegenüber der Vorsaison - Red.) gemeinsam mit dem Trainerteam vor der Saison gesteckt und die gilt es zu erreichen. Wenn diese dann übertroffen werden sollten, ist es natürlich gut, wenn der Verein samt Umfeld auf alles 'Höhere' vorbereitet ist", sagt Kapitän Marc Böhnke.

,,Die Mannschaft will doch auch eine Perspektive haben. Es wäre grob fahrlässig, wenn wir vorne mitspielen und uns nicht mit dem Thema Aufstieg beschäftigten", so Harald Uhr. ,,Alles abklopfen und sehen, was realistisch ist", lautet die Devise für die nächsten Wochen und Monate.

Das verlangt der DFB unter anderem:

Zuschauer-Kapazität: 10000 Plätze, davon 2000 Sitzplätze
Flutlichtanlage mit mindestens 800 Lux, die fernsehtauglich sein muss
Rasenheizung (Ausnahmegenehmigung möglich)
Quelle: Deutscher Fußball-Bund, Statut 3. Liga

Aufrufe: 024.9.2015, 06:00 Uhr
SHZ / Ulrich SchröderAutor