2024-04-16T09:15:35.043Z

Totopokal
Aus 0:2 mach Pokalsieg: die SpVgg Unterhaching durfte nach dem Elfmeterkrimi doch noch jubeln. F: Nachtigall
Aus 0:2 mach Pokalsieg: die SpVgg Unterhaching durfte nach dem Elfmeterkrimi doch noch jubeln. F: Nachtigall

8:7 n.E. - Haching rettet sich in den DFB-Pokal

SpVgg SV Weiden geht nach 2:0-Führung gegen Drittligist Unterhaching im Elfmeterschießen k.o.

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"Berlin, Berlin – wir fahren nach Berlin", skandierte der Großteil der 2.200 Zuschauer am Mittwochabend im Sparda-Bank-Stadion zehn Minuten vor dem Ende. Vielleicht etwas zu übertrieben und zu früh. Denn der Drittligist SpVgg Unterhaching machte durch die späten Treffer von Alon Abelski (84.) und Pascal Köpke (90.) einen 0:2-Rückstand wett. Die aufopferungsvoll kämpfenden Gastgeber waren davor durch Michael Riester (67.) und Friedrich Lieder (76.) in Führung gegangen. Den entscheidenden Elfmeter in einem kurzweiligen bayerischen Pokalfinale zwischen Bayernligist SpVgg SV Weiden und Drittliga-Klub SpVgg Unterhaching verschoss Weidens Johannes Scherm, ehe Lucas Hufnagel den entscheidenden zum 8:7 verwandelte. Der SpVgg SV blieb damit nach 2009 der erneute Einzug in die erste Hauptrunde des DFB-Pokals verwehrt.


SpVgg SV Weiden – SpVgg Unterhaching 7:8 n.E. (2:2/0:0)
Für beide Mannschaften ging es am Mittwochabend neben dem Pott und einer Siegprämie in Höhe von 5000 Euro auch um den lukrativen Startplatz in der 1. DFB-Pokal-Hauptrunde. Unterhaching kann dort auf einen echten Knüller gegen einen namenhaften Bundesligisten hoffen und sich zugleich über circa 140.000 Euro Fernsehgeld freuen. Die Gäste sahen sich in der Anfangsphase einer SpVgg SV gegenüber, die sich keineswegs versteckte. Davon merklich beeindruckt zeigte sich der Drittligist, der nur schwer in die Gänge kam und von seinem Coach immer wieder angetrieben wurde. Und Unterhaching hatte in der siebten Minute prompt die Führung auf dem Fuß. Pascal Köpke tanzte zunächst die Weidener Abwehr und Keeper Dominik Forster aus, scheiterte mit seinem Schuss aber an Andreas Wendl, der auf der Linie klärte. Den Nachschuss von Dominik Widemann kratzte Thomas Wildenauer ebenfalls von der Linie, eher Forster das Leder hatte. Auf der Gegenseite musste Hachings Schlussmann Yannik Öttl bei einem Freistoß von Maximilian Geber eingreifen, der von Hachings Kapitän Mario Erb mit dem Kopf unglücklich verlängert und beinahe im linken Dreieck einschlug. 120 Sekunden später tauchte auf der Gegenseite bei einem Kopfball von Yannic Thiel Weidens Torwart Forster ab und parierte. Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit Möglichkeiten auf beiden Seiten. Die Oberbayern hatten zwar in der ersten Halbzeit unterm Strich etwas mehr Anteile und spielten munter nach vorne, aber war hinten doch des Öfteren anfällig bei Weidener Kontern. Zudem fehlte in der Offensive die nötige Durchschlagskraft. Bis zur 34. Minute, als die Gäste schon jubelten, doch Köpkes Treffer wurde wegen Abseits nicht gegeben.


In Halbzeit zwei kristallisierte sich der gleiche Spielverlauf heraus wie im ersten Durchgang: die Gäste blieben nach vorne bemüht, Weiden in der Abwehr stabil und stets durch Konter gefährlich. Der Drittligist entwickelte Mitte des zweiten Durchgangs immer mehr Druck und drängte die Gastgeber in die eigene Hälfte. Allerdings setzte den ersten Treffer des Spiels die SpVgg SV – durch einen Konter natürlich. Wildenauers Pass fand in Michael Riester einen dankbaren Abnehmer. Der steuerte aufs Hachinger Tor zu, ließ seinen Gegenspieler aussteigen und tunnelte Öttl zur umjubelten 1:0-Führung (67.). Klar, dass der Drittligist danach alles auf eine Karte setzte, wobei ihm die letzte Genauigkeit fehlte. Anders die SpVgg SV: Nach einem schnellen Angriff über Riester und Schneider stand im Strafraum Lieder goldrichtig und verwandelte aus elf Metern zum 2:0 (76.). Köpkes Lattentreffer (82.) und das 1:2 von Alon Abelski (84.) nährte die Hachinger Hoffnungen und Bemühungen in der umkämpften Schlussphase nochmals. Zumal die Gäste in der letzten Minute durch Pascal Köpke zum Ausgleich kamen und das Elfmeterschießen entscheiden musste. Da verwandelten zunächst alle zehn Schützen, bis Weidens Johannes Scherm an Öttl scheiterte und im Nachklang Lucas Hufnagel zum Pokalsieg des Drittligisten verwandelte.
Schiedsrichter: Benjamin Brand (Schallfeld) - Zuschauer: 2.200
Tore: 1:0 Michael Riester (67.), 2:0 Friedrich Lieder (76.), 2:1 Alon Abelski (84.), 2:2 Pascal Köpke (90.+1)
Gelb-Rot: Benjamin Scheidler (89./SpVgg SV Weiden/wiederholtes Foulspiel)
Das Elfmeterschießen: 3:2 Peter Schecklmann, 3:3 Alon Abelski, 4:3 Christoph Hegenbart, 4:4 Yannic Thiel, 5:4 Thomas Wildenauer, 5:5 Mario Erb, 6:5 Rafael Wodniok, 6:6 Danilo Dittrich, 7:6 Friedrich Lieder, 7:7 Dominik Widemann, Johannes Scherm (Weiden) scheitert an Yannick Öttl, 7:8 Lucas Hufnagel



SpVgg SV Weiden: Dominik Forster, Andreas Wendl, Peter Schecklmann, Johannes Kohl, Johannes Scherm, Thomas Schneider, Friedrich Lieder, Thomas Wildenauer, Maximilian Geber (86. Rafael Wodniok), Michael Riester, Ralph Egeter (93. Christoph Hegenbart) - Trainer: Christian Stadler
SpVgg Unterhaching: Yannik Öttl, Danilo Dittrich, Mario Erb, Josef Welzmüller, Benjamin Schwarz, Andreas Volk (30. Lucas Hufnagel), Kenny Redondo, Alon Abelski, Yannic Thiel, Dominik Widemann, Pascal Köpke - Trainer: Claus Schromm






Vorschau - das Pokalfinale:

Zwei Teams - ein großer Traum: der Einzug in die erste Hauptrunde im DFB-Pokal. Im diesjährigen Toto-Pokal-Endspiel stehen sich am Mittwoch ab 19 Uhr Bayernligist SpVgg SV Weiden und Drittligist SpVgg Unterhaching gegenüber. Die Münchner Vorstädter gehen als aktueller Drittligist und zweifacher Titelträger sicherlich als leichter Favorit in die Partie - sollten aber nicht den Fehler machen, den Bayernligisten zu unterschätzen.

Schließlich haben sich die Weidener in dieser Saison zum echten Pokalschreck gemausert, gleich reihenweise höherklassige Mannschaften aus dem Wettbewerb geworfen und so eindrucksvoll ihre Ambitionen auf den Titel und den Einzug in den DFB-Pokal untermauert. Und der Pokalsieg ist richtig lukrativ: Auf den Sieger wartet nicht nur die Siegprämie in Höhe von 5000 Euro, sondern auch rund 140.000 Euro aus den Fernsehgeldern und die Chance auf ein Spiel gegen einen hochkarätigen Bundesligisten.

Was die Sportfreunde Dinkelsbühl in der Saison 2013/14 waren, ist in diesem Jahr die SpVgg SV Weiden: Der Bayernligist hat sich in der laufenden Saison zum absoluten Pokalschreck gemausert und auf dem Weg ins Endspiel gleich mehrere höherklassige Gegner aus dem Weg geräumt. Darunter den Titelverteidiger und neuen Regionalliga-Meister FC Würzburger Kickers und den mittlerweile als Absteiger feststehenden Drittligisten SSV Jahn Regensburg. Wie sich ein Pokal-Triumph anfühlt, wissen sie in Weiden: Vor der Fusion mit dem SV Detag Weiden triumphierte die SpVgg 2009 im Endspiel mit 1:0 gegen den SV Wacker Burghausen. Jetzt wollen die Oberpfälzer die grandiose Pokalsaison mit dem zweiten Titel krönen und damit den knapp verpassten Regionalliga-Aufstieg vergessen machen.

Nach dem klaren 6:0-Erfolg in der ersten Hauptrunde beim Bezirksligisten TSV Thiersheim (Kreissieger Hof/Marktredwitz) folgte in Runde zwei das erste kleine Ausrufezeichen: ein 1:0-Erfolg gegen den Regionalligisten SV Seligenporten. Das bisherige Highlight stieg im Achtelfinale: Im Oberpfalz-Derby gegen den SSV Jahn Regensburg behielt die Mannschaft von Trainer Christian Stadler ebenfalls die Oberhand - und warf den Drittligisten mit einem 1:0 aus dem Wettbewerb.

Das Viertelfinale war schließlich eine echte Zitterpartie: Zwar gingen die Gastgeber auch gegen den Regionalligisten FC Eintracht Bamberg durch Friedrich Lieder in Führung, mussten aber nach dem Seitenwechsel noch den Ausgleich durch David Najem hinnehmen. Im Elfmeterschießen bewies Weiden aber die besseren Nerven und setzte sich letztlich mit 6:4 durch. Im Halbfinale folgte schließlich gegen den amtierenden Bayerischen Amateurmeister und Titelverteidiger FC Würzburger Kickers der nächste Coup: ein deutlicher 3:0-Erfolg.

Aus Sicht der Weidener soll all das aber nur das Vorspiel gewesen sein - denn gegen Unterhaching soll jetzt der letzte Streich folgen: der Titel und der damit verbundene Einzug in die erste DFB-Pokal-Hauptrunde. "Wir sind alle heiß auf das Spiel. Und klar ist: Wenn man so weit gekommen ist, will man auch das Endspiel gewinnen. Es wäre ja ein Unding zu sagen: ,Jetzt schauen wir, dass wir gegen Unterhaching nicht untergehen'. Unser Ziel ist ganz klar der Einzug in den DFB-Pokal. Wir können uns ja noch zugut daran erinnern, was 2010 los war, als wir gegen Borussia Dortmund gespielt haben", erklärt Weidens Sportlicher Leiter Thomas Binner.

Die Rollenverteilung ist klar: Als aktueller Drittligist geht die SpVgg Unterhaching als Favorit in das Endspiel bei der SpVgg SV Weiden. Aber der Pokal hat bekanntlich seine eigenen Gesetze. Das bekam nicht zuletzt Hachings Ligakonkurrent SSV Jahn Regensburg zu spüren, der im Achtelfinale gegen Weiden die Segel streichen musste. Ein Blick in die Historie sollte der Mannschaft von Trainer Claus Schromm allerdings Mut machen: Zweimal standen die Hachinger bislang im Toto-Pokal-Endspiel und gingen jedes Mal als Sieger vom Platz: 2008 nach einem 6:5-Sieg nach Elfmeterscheißen bei der SpVgg Ansbach, 2012 nach einem 4:3-Erfolg beim SC Eltersdorf. Im Sparda Bank-Stadion am Wasserwerk soll jetzt Titel Nummer drei folgen und damit auch die Teilnahme an der 1. DFB-Pokal-Hauptrunde gesichert werden.

"Wir wollen den Pott holen - ohne Wenn und Aber", erklärt Unterhachings Trainer Claus Schromm. "Dass wir Drittligist sind und Weiden Bayernligist, wird keine Rolle spielen. Der Heimvorteil wird den Klassenunterschied kompensieren. Vor einem Endspiel einen Gegner zu unterschätzen, wäre zudem grob fahrlässig. Und wir wissen ja auch, dass Weiden in dieser Pokalsaison bereits mehrere höherklassige Teams aus dem Wettbewerb geworfen hat."

In der aktuellen Saison hat Unterhaching im Pokal bislang zwei unterschiedliche Gesichter gezeigt: Zum Start in die Hauptrunde gab es zunächst drei Kantersiege gegen den TSV Kastl (Kreissiger Inn/Salzach - Bezirksliga - 4:0), den BCF Wolfratshausen (Bayernliga Süd - 6:0) und den 1. FC Sonthofen (Bayernliga Süd - 4:0) - und das jeweils ohne einen Gegentreffer. Im Viertelfinale wäre für die Mannschaft von Trainer Claus Schromm dann um ein Haar Endstation gewesen. Der Drittligist lag gegen den Regionalligisten FV Illertissen bis in die Schlussphase hinein mit 0:2 in Rückstand und rettete sich erst mit zwei Last-Minute-Treffern von Dominik Widemann und Pascal Köpke ins Elfmeterschießen. Hier bewiesen die Profis am Ende die besseren Nerven und feierten einen knappen 7:6-Erfolg.

Auch im Halbfinale gegen Bayreuth tat sich der Drittligst schwer: Pascal Köpke brachte den Favoriten nach dem Seitenwechsel zwar zunächst in Führung, die jedoch Tobias Ulbricht per Kopf ausgleichen konnte. Und auch das zweite Tor von Köpke erwies sich nicht als der erhoffte Wirkungstreffer - Bayreuth gab nicht auf und erspielte sich weitere gute Möglichkeiten zum erneuten Ausgleich. Erst in der Nachspielzeit erlöste Lucas Hufnagel die Hachinger mit seinem Treffer zum 3:1.

Aufrufe: 020.5.2015, 21:28 Uhr
lgAutor